DHB-Pokal: Grün-Weiß Schwerin unterliegt Bundesligist HSG Blomberg-Lippe deutlich mit 26:48, weiß aber zu begeistern
45 Minuten sind gespielt, als die geballte Faust bei Sina Güdokeit vor Freude nach oben ging. Die Torhüterin des SV Grün-Weiß Schwerin hatte so eben im Pokalspiel gegen Bundesligist HSG Blomberg-Lippe wieder einen Wurf gehalten. Dass die Viertliga-Handballerinnen aus Schwerin da bereits mit 20:36 im Hintertreffen lagen, interessierte die Zuschauer in der prall gefüllten Halle an der Reiferbahn herzlich wenig. Für sie war es das versprochene Handballfest gegen einen übermächtigen Gegner, der am Ende auch deutlich mit 48:26 gewann und in die nächste Pokalrunde einzog.
48 Gegentore mussten die Schweriner Torfrauen Sina Güdokeit, Andrea Klasen und Sophie Huysmann, die sich die Einsatzzeiten geteilt hatten, also hinnehmen. Verärgert darüber war aber keine. Oft sind den Dreien die Bälle des Erstligisten nur so um die Ohren geflogen, dennoch waren sie ein ums andere Mal zur Stelle und werten die scharfen Würfe ab. „Das war richtig geil und hat tierisch Spaß gemacht“, freute sich Sina Güdokeit nach dem Spiel. „Ein gehaltener Ball gegen einen Erstligisten fühlt sich schon super an“, ergänzt Andrea Klasen. Nicht nur die Schweriner Torfrauen bereiteten dem Publikum eine Menge Freude, auch der Angriff wusste mit 26 erzielten Treffer zu begeistern – sogar so sehr, dass Blombergs Trainer André Fuhr beim Stand von 9:13 nach 17 Minuten die erste Auszeit nahm.
„Schwerin hat sehr mutig gespielt, nicht das Tempo verschleppt und vorne die Chancen gesucht. Man kann Grün-Weiß zu dieser engagierten Leistung nur gratulieren. Wir dagegen haben unsere Pflicht mehr schlecht als recht erfüllt“, resümierte der sichtlich angefressene Erstliga-Trainer. „Die Abwehr- und die Torhüterleistung war nicht erstligareif“, so Fuhr abschließend. Mit dem Angriff konnte die HSG Blomberg-Lippe aber zufrieden sein. „Die Würfe waren schon richtig hart und schnell . Sie haben mit uns gespielt, standen so lange in der Luft und haben dann nur auf eine Reaktion von uns gewartet“, erklärte Grün-Weiß-Torfrau Andrea Klasen, warum Blomberg-Lippe oft zu einfachen Toren kam. Die Grün-Weißen haben sich dennoch von ihrer besten Seite gezeigt und ein schönes Handballfest geboten. „Wir konnten befreit aufspielen. Ich freue mich, dass wir so viele verschiedene Torschützinnen hatten. Das werden die Spielerinnen nicht so schnell vergessen“, war Schwerins Trainer Tilo Labs nach dem Spiel mit der gezeigten Leistung zufrieden.
Jetzt steht aber wieder der Alltag in der Ostsee-Spree-Oberliga an. Am Sonnabend geht es zum HC Angermünde. Dort ist Schwerin haushoher Favorit – 48 Gegentore wird es also mit Sicherheit nicht geben. „Für uns Torhüter wird das eine komplett andere Partie. Wir müssen das Pokalspiel jetzt eigentlich schon sofort wieder vergessen“, meinte Andrea Klasen noch am Samstagabend. Über den ein oder anderen gehaltenen Ball darf mit Sicherheit beim Training in dieser Woche aber noch gesprochen werden.
Mit dem Ausscheiden in der zweiten Pokalrunde befindet sich Schwerin, natürlich mit einem Augenzwinkern, in bester Gesellschaft. Titelverteidiger HC Leipzig strich ebenfalls die Segel, verlor beim Buxtehuder SV mit 25:28. Das wird den Grün-Weißen aber auch egal sein, der Blick ist schon nach Angermünde gerichtet.
SV Grün-Weiß Schwerin: Klasen, Güdokeit, Huysmann – Schmidtke 2, Laas 1, Wichmann, Slomka 3, Künzel 3, Nawrot 1, Jantzen, Evangelidou 3, Wolter 3, Panzer 3, Pötzsch 5, Klingenberg 2.
