Fragen und Antworten : Hilft warmes Bier wirklich gegen Grippe?
Kommt eine Erkältung wirklich durch Kälte? Und hilft Hühnersuppe? Erkältungsmythen im Faktencheck
Kratzender Hals, tropfende Nase und Gliederschmerzen: Klagt man über eine Erkältung, kommen schnell gute Ratschläge. Die einen schwören auf heiße Milch mit Honig, andere auf Schwitzen in der Sauna. Träge Zeitgenossen berufen sich auf die Faustregel, dann keinen Sport zu treiben. Doch welche Erkältungsmythen stimmen wirklich?
„Bei trockenem Husten kann warme Milch mit Honig zwar reizlindernd wirken - weniger jedoch bei schleimproduzierendem Husten, da Milch selbst schleimproduzierend wirkt“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Anja Markant vom Fachbereich für Oecotrophologie an der Fachhochschule Münster. Auch mögliche antibakterielle und antivirale Wirkungen des Honigs seien nicht hinreichend belegt. „Mit ein bis zwei Teelöffeln kann man zudem nicht viel von den positiven Wirkstoffen aufnehmen.“ Werde das Getränk über 40 Grad erhitzt, würden sie sogar abgebaut. Richtig sei aber, dass warme Getränke das Reizgefühl im Rachen lindern könnten.
„Vitamin C kann die meisten Menschen nicht vor Erkältungen schützen“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Anja Markant. „Natürlich brauchen wir Vitamin C. Aber eigentlich nehmen wir mit der täglichen Nahrung genug auf.“
Die Faustregel sei nicht gänzlich abwegig, sagt Prof. Stefan Wilm, der auch Präsidiumsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist. „Es gibt aber Atemwegsinfekte, die man schon nach fünf Tagen wieder los ist.“ Hartnäckiger Husten nach Virusinfekten könnte indes bis zu sechs Wochen anhalten.
Da ist was dran. Er enthält ätherische Öle und sogenannte Scharfstoffe. Letztere haben etwa eine schmerzlindernde Wirkung. Zudem regt Ingwer die Durchblutung an - und sorgt so auch für warme Hände und Füße.
Ob ein Saunagang während oder bei einer sich anbahnenden Erkältung sinnvoll ist - daran scheiden sich die Geister. Auch Mediziner haben keinen klaren Rat: Das muss jeder für sich wissen. Generell können aber zumindest regelmäßige Saunagänge die Häufigkeit von Infekten vermindern.
„Man hat dann in der Tat ein erhöhtes Schlafbedürfnis“, sagt Prof. Stefan Wilm, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Uniklinik Düsseldorf. „Was der Körper verlangt, kann nicht falsch sein.“ Studien dazu gebe es allerdings nicht.
Zu viel Alkohol schwächt das Immunsystem und entzieht dem Körper Wasser. Mit einer Ausnahme: „Warmes Bier in kleinen Mengen scheint tatsächlich bei Erkältungen zu helfen“, sagt Anja Markant. „Bier enthält Hopfen, der sich durch ätherische Öle und Bitterstoffe auszeichnet.“ Die wirken schlaffördernd - was ja bekanntlich die beste Medizin ist. Leicht erwärmt werde der Effekt verstärkt.
Die Gefahr besteht. Prof. Stefan Wilm rät, es nur wenige Tage zu benutzen. Gegen die Dauer des Schnupfens könne es nichts ausrichten. „Aber wenn die Nase nachts frei ist, schläft man besser.“
Zwar kann ihr Dampf die Schleimhäute befeuchten und die Hitze Viren töten. Dass Zink im Hühnerfleisch das Immunsystem stärkt, ist aber nicht belegt - ebenso wenig wie die Wirkung der darin enthaltenen Aminosäure, die das Heranreifen weißer Blutkörperchen unterstützt und das Immunsystem stärken soll.
„Ob Sport möglich ist oder nicht, hängt von der Schwere der Erkältung ab“, sagt Sportwissenschaftler Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln. „Bei einem leichten Schnupfen ist es nicht zwangsläufig notwendig, eine Sportpause einzulegen.“ Im Zweifel sei Bewegung an frischer Luft besser für die Schleimhäute als trockene Heizungsluft. Wer sich schlapp fühle, sollte aber eine Pause einlegen. „Absolutes Sportverbot gilt bei erhöhter Körpertemperatur.“
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