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Hintergrund Virologe: Gefahr durch Zika-Virus in Deutschland sehr gering

04.02.2016, 17:19 Uhr

Der Virologe Christian Drosten hält die Übertragungs-Gefahr des Zika-Virus durch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) in Deutschland für «verschwindend gering». Es gebe nur ein geringes Vorkommen dieser Mücke in Deutschland.

Außerdem fehle der fundierte Nachweis, dass die Mücke das Virus übertragen kann. Es sei bekannt, dass die Tigermücke andere eingeschleppte Viren übertragen könne. Aber bisher sei es noch nie dazu gekommen, sagte der Virologe an der Universität Bonn am Mittwoch.

«In Südeuropa halte ich die Gefahr für größer, aber auch nicht für groß», sagte Professor Drosten. In den gemäßigten Breiten gebe es kein Zika-Virus. Selbst wenn sich das Virus für kurze Zeit und begrenzt in Südeuropa verbreiten sollte, sei es unwahrscheinlich, dass es sich dort richtig ansiedele und auch im nächsten Jahr wieder auftauche. Dann hätte man auch schon andere Viren dort beobachten müssen, zum Beispiel das Dengue-Virus. «Da ist es nur zu kleinen, lokal begrenzten Übertragungen gekommen. Aber das ist dann nicht über den Winter weitergegangen», sagte der Wissenschaftler.

Bisher sei auch überhaupt nicht nachgewiesen, dass die Asiatische Tigermücke das Zika-Virus übertragen kann. In einem Laborversuch sehe es zwar so aus, als könne die Tigermücke (Aedes albopictus) infiziert werden. Die Datenlage dieses Versuchs reicht aus seiner Sicht aber nicht für eine eindeutige Aussage.

In den nächsten Wochen und Monaten würden zu dieser Frage Experimente in verschiedenen Laboren gemacht. «Es wird darum gehen, ob europäische Moskitos unter realistischen Bedingungen infiziert werden können und das Virus dann weitergeben», sagte Drosten.

Ein anderer Weg seien Feldbeobachtungen an den Grenzen zu Gebieten, in denen das Zika-Virus von der Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) übertragen wird. Falls es eine scharfe Verbreitungsgrenze gebe, dann müsse man untersuchen, warum das Virus die eine Mücke befallen könne, aber nicht die andere, sagte Drosten.

Institut für Virologie der Uni Bonn

Umweltbundesamt zum Vorkommen der Tigermücke in Deutschland

Zika-Virus - von der Entdeckung bis zum globalen Notstand
1947: Bei einem Rhesusaffen aus dem Zika-Wald in Uganda wird das Virus erstmals nachgewiesen. 1952: Forscher finden den Erreger bei Menschen in Uganda und Tansania. In den folgenden Jahrzehnten werden jedoch nur vereinzelte Infektionen aus Afrika und Südasien bekannt. 2007: Im Pazifik-Raum häufen sich Infektionen. Seit 2013 gibt es laut Weltgesundheitsorganisation weitere Fälle in Afrika und Amerika. November 2015: Der erste bekannte große Ausbruch nimmt seinen Anfang in Brasilien. Eine Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen geht nach Ansicht von Fachleuten auf das Virus zurück. Dezember 2015: Nach Angaben des brasilianischen Regierung sind die Verdachtsfälle im Land sprunghaft angestiegen. Januar 2016: Die Behörden in Jamaika und Kolumbien empfehlen, geplante Schwangerschaften aufzuschieben. In Deutschland gab es seit 2013 mehrere Fälle bei zurückkehrenden Reisenden, davon mindestens fünf in Zusammenhang mit dem aktuellen Ausbruch in Lateinamerika. Februar 2016: Die Weltgesundheitsorganisation erklärt den globalen Gesundheitsnotstand. Es gebe eine starke räumliche und zeitliche Verbindung zwischen Zika und dem Auftreten von Schädelfehlbildungen.
TEASER-FOTO: Redaktion