In Hinzdorf sind die Leute dem Strom ganz nah – einige sind sogar davon überzeugt, näher als sonst irgendwo in der Prignitz.
Zumindest dann, wenn man ganz vorn auf dem Bootsanleger in Hinzdorf steht, stimmt es: Mehr Elbe geht nicht. Der Steg ragt weit in den Strom. Vorbeiziehende Motorschiffe scheinen zum Greifen nah. Seit die Hinzdorfer im April 1998 diesen Steg erhielten, lässt sich auch die Wassersportwelt bei ihnen sehen.
„Hamburger, Berliner, die über die Havel kommen, oder auch Motorsportboote aus dem Süden machen bei uns fest“, weiß der Hinzdorfer Edgar Bleß, weil er ab und an von den Fremden den Obolus fürs Liegen kassiert.
Rainer Bösel war 1998 der ehrenamtliche Bürgermeister. Er erinnert sich, dass es vom Land Fördergeld für den Tourismus und damit die Chance für diesen eigenen Anleger gab. „Ich persönlich und selbst Menschen, die damals nicht für den Steg waren, möchten den Anleger heute nicht mehr missen. Auch wenn das Zu-Wasser-bringen und das Abbauen im Herbst mit jeder Menge Arbeit verbunden sind. Er ist eine Attraktion für unser kleines Dorf.“ Zur Bewirtschaftung hat sich extra der Feuerwehr- und Dorfverein gegründet.
Wer vom Steg aus aufs Dorf guckt, dem fällt die über den Häusern mitten im Ort auf einem Hügel thronende Dorfkirche ins Auge. Ja, Hinzdorf hat, obwohl so klein, ein eigenes Gotteshaus. Im September 2018 wird die ziegelsteinerne Kapelle im Stil der Neoromantik 100 Jahre alt.
Naturzäune flechten

Hier gibt es sie noch, die aus Weiden geflochtenen Zäune. Toralf Theek weiß nicht nur, wie man sie herstellt. Er, dessen Familie vor Jahrhunderten aus dem Niederländischen kam, weiß auch um die Vorteile. „Der Rohstoff wächst vor unserer Haustür. Kopfweiden müssen regelmäßig geschnitten werden. Das geschieht im Winter. Die knapp armstarken, fünf bis zehn Meter langen Schnittäste werden mit Kraft und Geschick um die Pfosten gelegt. So wächst der Zaun Lage für Lage“, erklärt Theek. Für Schafe, die gern mal unter einem Drahtzaun, selbst stromdurchflossene, durchkriechen, bietet der Flechtzaun eine gute Barriere.
Die Seiten gewechselt
Der Legende nach bedeutet der Name Schadebeuster: Es sei schade um dieses Stück Beuster. Und warum? Ganz einfach, so sagt Jürgen Theek mit einem Schmunzeln im Gesicht, weil Schadebeuster früher auf der anderen Elbseite in der Altmark lag. Das ist Tatsache, sagt Theek. Dass sich der Name so herleitet, wohl eher nicht.
In der schriftlichen Geschichte taucht das Örtchen hinterm Deich erstmals 1441 als „by Schadeboyster“ auf. Zu jener Zeit lag das Dorf noch jenseits der Elbe, heißt es dazu im Historischen Ortslexikon für Brandenburg. In einer Urkunde aus dem Jahre 1591 ist dann von Schaffboister die Rede. Bereits 1542 wird von Schadeboyster als Weiler gesprochen, also einer kleinen Wohnsiedlung. Vom sich wandelnden Verlauf der Elbe wissen auch die heutigen Schadebeuster noch einiges zu erzählen. Bei der Gänsekuhle auf ihrem Grundstück, die seit einigen Jahren immer wieder fast austrocknet, handelt es sich um einen Altarm des Stroms, weiß beispielsweise Familie Jacobi.