Schule : Glücklicher kleiner Schmetterling
Charlotte besucht die Förderschule des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin. Ihre Eltern sehen mit Freude, welche Fortschritte die 13-Jährige macht.
Charlotte ist 13, mehrfach schwerstbehindert und besucht seit zwei Jahren die Förderschule des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin. Nie wird sie das kleine Einmaleins beherrschen, vermutlich niemals einen ordentlichen Ausbildungsberuf erlernen und wahrscheinlich auch kein selbstständiges Leben führen. Nicola Robbin weiß das. Dieses Schicksal anzunehmen, war das wohl Schwerste im Leben der jungen Mutter. Heute ist sie versöhnt. „Wir erwarten keinen Einstein. Wir wollen unsere Tochter zufrieden sehen“, sagt sie. Gesagt, mit Worten formuliert, hat es Charlotte nie. Doch Nicola Robbin spürt es. Blicke und kleine Gesten verraten es ihr.
Mehrere Einrichtungen hatte die Familie vor Dobbertin ausprobiert. Im Kindergarten, sagt die Plauerin, ging es immerhin noch. Auch da waren die Entwicklungsunterschiede schon deutlich. Nur spielten sie bei den Kleinen, die selbst erst laufen, sprechen, essen… lernten, keine so große Rolle.“ Die Probleme begannen in der Schule. „Eine normale Einschulung ist für Eltern schon sehr schwer. Für uns war es das jedenfalls, als wir unser zweites Kind in der Plauer Grundschule anmeldeten. Bei einem besonderen Kind ist es jedoch noch ungleich schwerer“, gesteht Nicola Robbin. Etliche Anläufe waren gescheitert, als es die Plauer mit der Dobbertiner Einrichtung versuchten. Zwei Jahre ist das her. Noch immer sind sie begeistert. „Charlotte hat große Fortschritte gemacht“, erzählt ihre Mutter. „Sie lernt essen, sie lernt laufen.“ Nicht in dem Tempo, wie es gesunde Kinder tun. Aber sie lernt. „Das tägliche Training hat unserer Tochter die Hüft-OP erspart. Darüber sind wir unendlich dankbar.“
In der Woche besucht Charlotte die Schule und wohnt auch in der Behinderteneinrichtung auf dem Klostergelände. Die Wochenenden verbringt sie mit Eltern und Geschwisterkind. „Wir haben ein besonderes Kind“, sagt Nicola Robbin, „daheim würden wir das alles gar nicht schaffen.“ Die Situation an sich, der hohe Betreuungsaufwand… Andere Familien, weiß die junge Mutter, haben diese extremen Anforderungen nicht ausgehalten, sind an ihnen zerbrochen.
Wenn sie die Betreuung von Charlotte in die Hände anderer legen, ist bei den Robbins da nicht dieses Gefühl, als würden sie ihre Tochter Woche für Woche weggeben. „Am Anfang war es schwer für uns, weil wir uns natürlich fragten, wie es ihr geht und ob sie sich behaupten kann. Doch diese Schule ist gut für sie“, ist Nicola Robbin überzeugt. Nein. Sie weiß es. Und sie zieht einen Vergleich zu anderen, zu normalen Schulen. Hier, sagt sie, passen die Großen auf die Kleineren und Schwächeren auf. Das müsse man gesehen, das müsse man erlebt haben. „Wissen Sie, als Eltern von besonderen Kindern denkt man oft, ,mein Kind kann ja nichts’. Doch die Lehrer, Erzieher, Betreuer und auch die Integrationshelfer arbeiten hier ganz eng zusammen. Sie sehen und behandeln jedes Kind für sich und fördern seine Potenziale. Sie holen es an seinem Entwicklungsstand ab.“ Nicola Robbin, die seit einiger Zeit schon sehr engagiert im Elternrat mitarbeitet, hat ein Beispiel: Immer montags findet klassenweise ein Morgenkreis statt. Einer, in dem jedes Kind eine Aufgabe hat. Charlotte, die im Rollstuhl sitzt, hat als kleiner flatternder Schmetterling dann auch schon mal die Hauptrolle. Und die Kleine fühlt sich gut dabei. Ihre Mutter, die wie andere Eltern oft bei den Morgenkreisen, bei den Festen, Wandertagen, Tagen der offenen Tür oder Zeugnisausgaben dabei ist, weiß es.
Was die Plauerin an der Dobbertiner Schule ganz besonders schätzt, ist die tolle Zusammenarbeit des pädagogischen Personals mit den Eltern. „Man kann jederzeit kommen, hat niemals das Gefühl, dass man stört. Immer kommt Unterstützung, egal mit welcher Frage oder welchem Problem man gerade mal wieder zu kämpfen hat. Und glauben Sie mir, als Eltern eines besonderen Kindes hat man oft und hart zu kämpfen.“

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