Pingelshagen : Viel mehr als eine Bücherei
In der Pingelshagener Bibliothek wird gelesen, Skat gespielt, Englisch gesprochen und manchmal auch musiziert
Einmal im Monat setzen sich Ulrich Leonhardt und Gisela Brückner vor den Computer in der Bibliothek. Gisela holt dann die große Kiste auf den Tisch, greift ein Buch nach dem anderen heraus und diktiert Ulrich jeden einzelnen Titel. Heute ist es wieder soweit. Zwei Stunden lang wollen sie Bücher, die ihnen die Pingelshagener in den vergangenen Wochen vorbeigebracht haben, auf diese Weise erfassen. Und weil die Zeit erfahrungsgemäß nicht ausreichen wird, kommen am nächsten Tag gleich noch einmal zwei Helfer aus dem Bibo-Team: Margit Weding und Renate Rabe. „Es ist nicht einfach, freie Termine zu finden“, sagt Margit Weding. „Hier ist wirklich fast jeden Tag was los.“ Denn in die Bibliothek auf dem Platz gegenüber vom Dorfgemeinschaftshaus kommen nicht nur die Bibo-Leser, sondern auch die Skatspieler, die Englischfreunde und manchmal auch die Mütter mit ihren Babys. „Wir nennen das hier Klub für Jedermann“, sagt Ulrich Leonhardt. Er ist der Chef der Bibliotheksgruppe. Aber das hört er nicht so gerne. „Wir sind ein Team. Jeder hilft mit und sorgt dafür, dass es heute so gut läuft, wie es läuft.“
Etwa vor vier Jahren, als der Bücherbus des Landkreises nicht mehr in Pingelshagen hielt, entschied man sich im Dorf, eine Bibliothek einzurichten. „Den Grundstock legte der Nachlass eines verstorbenen Pingelshageners“, erzählt Ulrich Leonhardt. „Danach dauerte es nicht lange, bis die Ersten aus dem Dorf uns ihre Bücher vorbeibrachten.“ Wände malern, Regale zusammenschrauben, Bücher einsortieren – das alles übernahmen die vielen Helfer der Bibliotheksgruppe. Heute stehen in den Regalen etwa 2000 Bücher. Registriert sind 54 Leser, geschätzt die Hälfte kommt regelmäßig, manche davon sogar jeden Montag. Neun Mal im Jahr lädt die Bibliothek zu Lesungen ein. Entweder mit Schriftstellern aus der Region, wie der Krimi-Autorin Diana Salow. Oder mit Pingelshagenern, die aus ihrem Lieblingsbuch lesen. Dazu gibt es Rotwein – und manchmal sogar Livemusik. Kommenden Montag um 19.30 Uhr liest Judith Strauß-Wunder aus „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun. Man sollte nicht zu spät kommen. Meistens wird es voll.

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