Der Wariner Bürgermeister Michael Ankermann antwortet auf SVZ-Fragen zu 2015, einem Rückblick bis zur Wende und dem neuen Jahr.
In drei Tagen geht das Jahr zu Ende– damit ist Zeit für eine Rückschau auf 2015 und einen Ausblick auf das kommende Jahr. Redakteur Rüdiger Rump stellte seine Fragen Michael Ankermann, der im Vorjahr das zweite Mal als Wariner Bürgermeister gewählt wurde und stellvertretender Amtsvorsteher von Neukloster-Warin ist.
Es wurde häufig Rückschau auf die 25 Jahre nach der Wende gehalten. Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse 2015?
Michael Ankermann: Zwei Ergebnisse stechen für die Stadt Warin in 2015 besonders heraus, einmal der Wechsel der Trägerschaft für eine der beiden Kitas und zum anderen die Sanierung der Turnhalle. Das eine hat viel Nerven und Kraft gekostet und das andere viel Geld. Aber über beide Ergebnisse bin ich sehr froh, weil sie unmittelbar der Bevölkerung zugute kommen. Kinder und Erwachsene profitieren gleichermaßen von den Ergebnissen, die sich in jedem Falle sehen lassen können und alle unsere Erwartungen erfüllen.
Und doch noch mal ein Blick ein Vierteljahrhundert zurück?
Das wichtigste Ergebnis ist meiner Meinung nach die gewonnene Freiheit. Nicht nur die Reisefreiheit, auch die inzwischen ganz normal gewordenen Freiheiten im Alltag. Die Freiheit, dort zu wohnen, wo man wohnen möchte, zu lesen, was man lesen möchte, die Sender zu hören, die man hören möchte. Diese Aufzählung kann lange fortgesetzt werden. Ich glaube, den richtigen Wert der Freiheit spürt man erst dann, wenn sie nicht mehr da ist.
Aber es gibt auch andere Ergebnisse, die sich sehen lassen können, zum Beispiel ist nicht nur unsere kleine Stadt bunter und schöner, auch die Straßen sind besser geworden. Aber zu Veränderungen gehören auch die Dinge, die wir in den letzten 25 Jahren verloren haben, wie die Bahnstrecke und das Krankenhaus. Veränderungen gehen nie immer nur in eine Richtung und nicht immer verlaufen sie wunschgemäß. Wichtig ist, nicht stehen zu bleiben, sondern weiter an positiven Veränderungen zu arbeiten, denn nie ist alles fertig.
Worüber haben Sie sich im zu Ende gehenden Jahr am meisten geärgert?
Über Unzuverlässigkeit einzelner Mitmenschen.
Sehen Sie ein Problem, dass Warin ohne bestätigten Haushalt ins neue Jahr geht?
Nicht bestätigte Haushalte sind immer problematisch. Solange ein Haushalt nicht beschlossen ist, kann er auch nicht von der Rechtsaufsicht genehmigt werden. Mit einer Bestätigung in der Dezember-Sitzung hätten wir die Genehmigung wohl noch im Januar erhalten und wären in der Lage, zum Beispiel die wichtigen Vorbereitungen zum Bau der neuen Kita voranzutreiben.
Bei Kita-Neubau sitzt die Zeit im Nacken
Hier sitzt uns sprichwörtlich die Zeit im Nacken, denn Ende Februar 2017 soll der Neubau stehen. Durch die jetzt entstandene Verzögerung der Beschlussfassung und damit auch der Genehmigung könnte nicht nur dieses Ziel in Frage gestellt werden, sondern es können auch zusätzliche Mietkosten für die Container entstehen. Aber auch andere Kosten auslösende Aufgaben der Stadt können erst dann angefasst werden, wenn ein genehmigter Haushalt vorliegt. Als Beispiel will ich den aufzunehmenden Kredit für die Kita nennen. Hier bleibt zu hoffen, dass die Zinsen ihr niedriges Niveau halten. Denn auch hier sind sonst Kostensteigerungen zu erwarten.
Schließlich sind für Projekte mit Förderanträgen Eigenmittel vonnöten. Ein Förderantrag wird erst dann bewilligt, wenn die Eigenmittel bereit stehen. Ohne genehmigten Haushalt stehen aber keine Eigenmittel bereit. Es bleibt daher zu hoffen, dass der Stadt insgesamt durch die verspätete Beschlussfassung keine größeren Probleme entstehen.
An erster Stelle von Überlegungen, Planungen und Investitionen steht die neue Kindertagesstätte, für die die Stadt, wie alle wissen, auch einen stattlichen Kredit aufnehmen muss. Sind damit die – allerdings nur im übertragenen Sinne – ewigen Baustellen wie ehemaliges Krankenhaus, Amtsgericht und Mühlenbruchsche Schenkung in weite Ferne gerückt?
Nein, diese „Baustellen“ sind nicht durch den Kita-Neubau beeinträchtigt oder verschoben. Das eine behindert das andere nicht. An der Realisierung des Ferienhausgeländes im Bereich Krankenhaus wird weiter intensiv gearbeitet. Wegen der hohen Abrisskosten, der Bestimmungen für den Umweltschutz und wegen der zu beachtenden Bodendenkmale sind hier die zu leistenden Vorarbeiten höchst anspruchsvoll. Viel leichter wäre es, einen brach liegenden Acker zu bebauen als einen Ort, an dem große, abrissreife Gebäude stehen, wertvoller alter Baumbestand und in dessen Boden möglicherweise bedeutende Funde schlummern. Aber – wir bleiben dran!
Wie beurteilen Sie die aktuelle Flüchtlingssituation in Warin?
Die Wariner gehen mit der Flüchtlingssituation sehr entspannt um. Dabei ist mir schon bewusst, dass unsere Belastung im Vergleich mit Städten und Gemeinden in anderen deutschen Regionen gering ist. Der Flüchtlingshilfeverein, der aus dem Runden Tisch hervor gegangen ist, leistet ehrenamtlich ungemein große Hilfe, für die ich sehr dankbar bin.
Wariner unterstützen Flüchtlingshilfeverein
Die Arbeit wird von vielen Warinern unterstützt, indem sie Hausrat oder Möbel zur Verfügung stellen. Alles in allem kann man wohl sagen, wir erledigen unaufgeregt und eher geräuschlos die Arbeit, die getan werden muss, und das macht mich auch ein bisschen stolz.
Was wünschen Sie sich persönlich im neuen Jahr?
Ich wünsche mir für 2016 natürlich Gesundheit für meine Familie und für mich. Wichtig sind mir auch die tolle Nachbarschaft, in der wir leben, und die ungemein sympathische Zusammenarbeit mit den Kollegen im Amt. Wenn dann noch Freude und Erfolg am Bürgermeisteramt bleiben, dann ist das Maß fast schon übervoll.
