Amerikanische Faulbrut: Beuten Brüeler Imker bei Großaktion saniert. Haltung im Sperrbezirk eingeschränkt, Honigverzehr aber unbedenklich
Das macht es so tückisch: Faulbrut-Sporen können in den Beuten schon lange vorhanden sein, doch bis die Krankheit ausbricht, vergehen mitunter Jahre. In Brüel ist das im Mai passiert, die Region seitdem Sperrbezirk. Der Honig könne zwar unbedenklich verzehrt werden, Haltung und Bewirtschaftung der Bienenvölker unterliegen jedoch starken Beschränkungen, sagt Amtstierärztin Dr. Cornelia Brüggemann.
Imker, die sich an die Vorschriften halten, ihre Völker bei Veterinäramt und Tierseuchenkasse angemeldet haben und regelmäßig vorsorgen, sind stinksauer. Denn selbst zwei Monate später, nachdem der Sperrbezirk amtlich verfügt wurde, stießen die Veterinäre auf nicht angemeldete Bienenhaltung und neu erworbene Völker ohne Gesundheitsbescheinigung. So wurde die Amerikanische Faulbrut „erfolgreich verteilt“, ärgert sich auch die Amtstierärztin. In einem Fall sei die Seuche so „hochgradig“ ausgebrochen, dass der Bienenhalter das nicht nur hätte „bemerken können, sondern müssen“. Es habe schon übel gerochen.
Bienensachverständige und Vereinsmitglieder
Am Donnerstag gingen die Amtstierärztin und der Imkerverein Sternberg und Umgebung in einer Großaktion, für die Torsten Suhr, Geschäftsführer der Straßenbau Brüel GmbH, die Kiesgrube der Firma zur Verfügung stellte, gegen die Seuche vor, sanierten die Beuten von Grund auf und vernichteten alles, was der Faulbrut neue Nahrung geben könnte. Brüggemann gewann dafür Bienensachverständige aus dem gesamten Landkreis Ludwigslust-Parchim, Willfried Klammer Mitglieder des Imkervereins, dessen Vorsitzender er ist. „Wir haben bis jetzt abgewartet, um möglichst alle Bienenhalter zu erreichen“, so Brüggemann. Eine Dunkelziffer könne sie freilich nicht völlig ausschließen. Sollten tatsächlich Bienenhalter außen vor geblieben sein, wäre der immense Aufwand möglicherweise bald wieder für die Katz’, wenn über Tracht oder Räuberei erneut Sporen in die sanierten und desinfizierten Bienenstände gelangen. Befallen werden die Maden, also die Brut, erwachsenen Bienen kann die Faulbrut nichts mehr anhaben.
Er hatte seine 18 Völker schon unlängst prüfen lassen, alle seien ohne Befund gewesen. Nun innerhalb kurzer Zeit die Sanierung, ärgert sich der Vereinsvorsitzende, aber die Völker könnten sich zwischenzeitlich Sporen eingefangen haben. Diese lassen sich bei einer Futterkranzprobe feststellen, Voraussetzung für ein Gesundheitszeugnis, das vor jedem Ortswechsel oder Verkauf eines Bienenvolkes benötigt wird. Damit sollten nicht nur andere Völker geschützt werden, sondern vor allem auch die eigenen, erklärt die Amtstierärztin. Selbst Imkern, die weder wandern noch Völker weitergeben, empfiehlt sie dringend die Futterkranzprobe. Der Mensch gehe doch auch zu Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt, das sollten Imker mit ihren Bienen genauso handhaben.
Würden Sporen festgestellt, könne durch richtige Maßnahmen ein Ausbruch der Seuche verhindert werden. Ein Sporennachweis habe „immer die Funktion eines Rauchmelders; es muss nicht gleich brennen, aber es ist was nicht in Ordnung“, so Brüggemann. Die Kosten für eine Sammelprobe, die jeweils sechs Völker umfasse, seien minimal, fügt Klammer an.
Die jetzige Sanierung erfolgt mit so genanntem Kunstschwarm. Die Völker wurden zuvor im heimischen Stand aus den Beuten gestoßen,
„natürlich mit Stichschutz“, und sitzen dort in leeren Beuten ohne Wabenwerk, damit sie keine Brut ansetzen. „Das ist wie ein paar Tage Fastenzeit“, sagt Brüggemann. Die Holzbeuten werden in der Kiesgrube geschrubbt und mit Stockmeißel abgekratzt, „das ist wirklich Schwerarbeit“, und dann noch ausgeflammt, weil die Sporen noch jahrelang haltbar seien. „Die verstehen nur Hitze, lassen sich nur damit vernichten.“ Beuten aus Kunststoff müssten mit erhitzter Natronlauge behandelt werden, doch zum Glück seien keine dabei. Brutwaben werden verbrannt, Honigwaben, auf denen keine Brut ist, in einen Dampfwachsschmelzer gegeben. Was heraus schmilzt, werde thermisch behandelt und als so genannter Seuchenwachs verwendet. Die Rähmchen werden in Natronlauge ausgekocht und samt Mittelwänden wieder eingesetzt. Ein betroffener Imker allein könne die Sanierung gar nicht schaffen, meint die Amtstierärztin. „Diese gemeinsame Aktion schweißt auch zusammen.“ Denn Solidarität sei gefragt.
Für die Bienenvölker endet die Fastenphase am Sonntagabend in einem „gemachten Bett“, von Grund gereinigten und desinfizierten Beuten.



