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Serie „Sternberger Kuchen“ – Teil 10 Rochen – Engel der Meere

Von SVZ | 19.10.2016, 05:26 Uhr

Rochen sind im „Sternberger Kuchen“ mit bisher zehn identifizierten Arten vertreten.

Rochen, die ebenso wie die Haie zur Klasse der Knorpelfische gezählt werden, sind im „Sternberger Kuchen“ mit bisher zehn identifizierten Arten vertreten. Vergleichbar mit der Bestimmung von Haifamilien bzw. -arten lassen sich fossile Rochen ebenfalls nur über die Zähne oder Kauleisten taxonomisch einordnen. In äußerst seltenen Fällen sind die aus Knochen artigem Material bestehenden, Harpunen artig angespitzten und mit gezähnten Rändern versehenen Stacheln überliefert, die für viele Arten der Ordnung Stechrochenartige (Myliobatiformes) typisch sind.

Die Abbildung zeigt ein in Kobrow gefundenes und meisterhaft präpariertes Handstück aus der Sammlung der Dipl.-Geol. Karina Thiede und ihres Ehemannes Nils aus Parchim – mit einem ca. 7 cm langen Fragment eines Rochenstachels. Da die Stacheln unterschiedlicher Rochenfamilien bzw. -gattungen morphologisch unspezifisch sind, ist eine genaue Bestimmung und Zuordnung problematisch. Als mögliche Familien kommen jedoch die Adlerrochen (Myliobatididae) oder Stachelrochen (Dasyatididae) in Frage.

Heute werden zu den Stechrochenartigen elf Familien mit über 25 Gattungen und mehr als 210 Arten gezählt, die vor allem in tropischen, subtropischen und gemäßigten Zonen der Weltmeere vertreten sind. Ihr stark abgeplatteter Körper, bei dem Kopf, Rumpf und Brustflossen zu einer rautenförmigen, ovalen oder dreieckigen Scheibe zusammengewachsen sind, erreicht bei den kleinen Vertretern Durchmesser von weniger als 30 cm und bis zu 5 m bei den größeren Arten (z.B. Riesenmanta, Manta birostis).

Die überwiegende Zahl der Arten sind Bodenbewohner und graben sich zur Tarnung gern in Sand- und Schlammböden, auch in Flachwasserbereichen, ein. Sie schwimmen mit wellenförmiger Bewegung ihres Körpersaumes meist dicht über dem Meeresboden. Einige Arten, z.B. der Manta, haben sich vom Bodenleben gelöst und sind mit ihren flügelartigen Brustflossen mit Vogelschwingen ähnlichen Bewegungen elegant und ausdauernd in den Ozeanen unterwegs.

Die meisten Arten besitzen auf der Schwanzoberseite einen oder mehrere lange, gesägte Giftstachel. Fühlen sich die Rochen in die Enge getrieben, wird der Schwanz mit dem Stachel, der mit giftigem Gewebe ummantelt ist, gegen Feinde aller Art zur Verteidigung eingesetzt. Diese wird mit Drohgebärden eingeleitet (wie beim Skorpion mit dem Anheben des Schwanzes über den Kopf) und dann durch überraschend schnelle Seitwärtsbewegungen und Peitschen ähnliches Ausschlagen des Schwanzes fortgesetzt.

Wird der Gegner getroffen, werden durch den gezähnten Stachel tiefe Wunden gerissen und das Gift in die Wunde injiziert. Der Stich ist sehr schmerzhaft und ruft schwere Verletzungen hervor. Wenn bei einem Menschen (z.B. Taucher) der Bauch- oder Brustbereich getroffen wird, treten massive Blutungen auf, die in der Regel zum Tod führen.

2006 wurde der als „Crocodile Hunter“ bekannt gewordene australische Abenteurer und Tierfilmer Steve Irwin bei einem Tauchgang am Great Barrier Reef von einem Rochen durch den Stich in die Brust getötet. Ganz aktuell ereilte Anfang Oktober 2016 ein Taucher im Aquarium  Underwater World“ in Singapur das gleiche Schicksal, als er den Transport eines Rochens in ein anderes Aquarium vorbereiten wollte.