„Was, Sie haben fünf Kinder?“. Über die Schwierigkeiten von Familie Jost, in Warin eine größere Wohnung zu finden.
Vormittags bei Familie Jost in der Brüeler Straße in Warin: Birgit Jost erwartet mit ihrem Lütten, dem acht Monate alten Maximilian Daniel, in der 57-Quadratmeter-Wohnung an dem Tag die SVZ. Ihr Mann Daniel Jost ist auf Arbeit. „Er ist Gerüstbauer bei einer Firma in Zurow, arbeitet meistens aber im Westen und kommt häufig spät nach Hause“. Und Sohn Paul (10) aus ihrer ersten Beziehung befindet sich gerade in der Schule.
Schon für die vier Personen ist der Wohnraum nicht üppig. Alle 14 Tage werden die Josts, seit zwei Jahren in zweiter Ehe verheiratet, am Wochenende zur Patchwork-Familie. Denn jeder brachte zwei Kinder mit in die Ehe ein. Lea, Birgit Josts Älteste, hatte gerade Jugendweihe und lebt bei ihrem Vater. Die Kinder von Daniel Jost, zwölf bzw. neun, wohnen bei der Mutter. Doch alle zwei Wochen kommen die Halbgeschwister, wie gesagt, in Warin zusammen. Sieben Personen, davon fünf Kinder: Die Wohnung platzt aus allen Nähten.
Die Patchwork-Familie wirkt laut Birgit Jost auf Wohnungsvermieter offensichtlich wie ein rotes Tuch. „Wir suchen händeringend eine größere Wohnung, wenigstens eine Vier-Raum. Doch wir hören nur: ,Was, Sie haben fünf Kinder? Nein danke!‘, schildert die junge Frau ihre deprimierenden Erfahrungen.
So sei man sich im Vorjahr per Handschlag mit einem Vermieter einig gewesen samt der monatlichen Miete von 700 Euro. „Übers Wochenende wurden es dann 1000 Euro. Begründung: Wir hätten ja so viele Kinder, könnten es uns leisten“, gibt Birgit Jost ihre bittere Erfahrung wieder. „Wir mussten absagen, wollen ja nicht nur für die Miete arbeiten gehen“, sagt sie und legt Wert auf den Hinweis: „Wir sind keine Hartz-IV-, sondern eine Patchwork-Familie“.
Die jüngste Enttäuschung gab es jetzt kurz vor Ostern. „Da haben wir uns eine Wohnung angeguckt.“ Im Internet habe die Vermieterin dann aber einen SVZ-Beitrag über den Naturpark und Birgit Jost gefunden. Die Warinerin arbeitete bis zur Schwangerschaft im Bundesfreiwilligendienst im Naturparkzentrum. In besagtem Artikel stand auch, dass die Familie dann fünf Kinder haben würde. „Uns wurde vor Ostern abgesagt mit der Begründung, wir hätten zu viele Kinder. Ich war so entsetzt“, sagt sie und hofft inständig: „Vielleicht hat einer erbarmen, was frei und sagt: Wir nehmen gern auch paar Kinder auf den Hof.“
Bei den Patchwork-Wochenenden ist derzeit „Essen in Etappen“ in der kleinen Küche angesagt. Zudem bekam Paul das Schlafzimmer, „damit die Kinder dort spielen können. Wir schlafen mit dem Kleinen im Kinderzimmer.“
Die Josts, die viel Wert „auf den gemeinsamen Kontakt der Kinder legen“, haben kein Auto, möchten in Warin wohnen bleiben: „Hier haben wir alles – zum Einkaufen, Arzt, unsere Freunde…“