Zwei Seniorinnen wohnen jetzt „auf der Lücke“: Inge Syring und Renate Lange. Doch als Lückenbüßer fühlen sie sich noch lange nicht.
Die meisten Sternberger kennen das Gebäude auf dem Großen Spiegelberg Nummer 1 und erfreuen sich an dem schmucken Eckhaus, das sich seit nunmehr fünf Jahren über genannte Straße in die Zinngießerstraße erstreckt und dort eine Baulücke schließt. Wunderschön gestaltete Fassaden in Pastell und Ziegelrot. Und über der Haustür ein kleiner, eckiger Balkon.
In diesem Gebäude haben zwei Mietparteien ihr Zuhause: Inge Syring, 75, und Renate Lange, 70. Erstere wohnt von Anfang an seit der Neubau-Übergabe im Jahre 2011 hier und belegt die obere Etage. Unter ihr hat Renate Lange ihr kleines Reich.
Die beiden Seniorinnen bewohnen zwei gleichgroße und -gestaltete Wohnungen mit je zwei Zimmern, einer geräumigen Wohnküche, Bad mit Dusche und einem Abstellraum. Der Weg zur oberen Etage ist über zwei Treppen zu erreichen: einmal direkt im Haus über eine hölzerne, moderne Stiege und von außen über eine bequeme Metallkonstruktion. Auf dem Hof hat jede von ihnen noch einen geräumigen Schuppen.
Und überhaupt ist auch der Hof ein kleines Schmuckstück für sich geworden mit Sitzecke, Auto-Stellplätzen, Blumenbeeten. Letztere werden von den beiden Bewohnerinnen selbst gepflegt. Zur Zinngießerstraße hin schirmt eine Steinmauer den Hof ab. So lässt es sich leben.
Inzwischen ist Ehemann Helmut Syring zwar verstorben, aber seine Witwe fühlt sich hier wohl und möchte es auch noch lange bleiben.
Auch Renate Lange ist inzwischen Witwe. Ihr Mann verstarb im Dezember vergangenen Jahres. Als sie hier einzog, lebte ihr Gatte noch. Seinetwegen ist die Familie eigentlich hierher auf den Großen Spiegelberg 1 gezogen, da diese Wohnung zu ebener Erde liegt und behindertengerecht ausgestattet ist.
Zuvor wohnte Renate Lange mit ihrem Mann 18 Jahre lang in der Straße Am Berge in Sternberg. Da der Mann aber auf einen Rollstuhl angewiesen war, musste sich die Familie nach etwas Passenderem umsehen.
Tochter Heike wurde dann auch schnell fündig. Auf dem Großen Spiegelberg sei eine passende Wohnung frei, hieß es. Die Familie überlegte nicht lange; der Umzug war beschlossene Sache. Schnell war mit der STEWO ein Mietvertrag unterzeichnet (Eigentümer ist aber die Immo). Heute möchte auch Renate Lange nicht mehr weg von hier: „Ich fühle mich sehr wohl hier“, so die einstige Zollbeamtin. „Habe nette Nachbarn und ein schönes Zuhause ,gleich um die Ecke‘“.
Alte Häuser waren in desolatem Zustand
„Besagte Ecke war lange unbebaut“, erzählte Bauingenieur Frank Hahn, der für die Planung und Sanierung des Objektes verantwortlich zeichnete. „Laut einem Luftbild aus den Jahren 1992/93 standen hier mal Häuser. Aber die waren in einem äußerst desolaten Zustand und mussten dann auch aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. So entstand eine Baulücke, die bald mit Unkraut zugewuchert war und so zum Schandfleck wurde“, so der Fachmann.
„Doch wenn wir hier wieder ein vernünftiges Straßenbild hinbekommen wollten, musste etwas geschehen.“ Will heißen: Ein Neubau war unausweichlich. „Doch die Grundlage zum Bauen war für uns der Abriss des Hauses Nummer 5 in der Zinngießerstraße. Denn für einen Neubau als Eckhaus war das Gelände einfach zu klein. Es reichte wohl gerade für eine ,Hundehütte‘, um es einmal bildlich auszudrücken.“
Gedacht, getan. Im Frühjahr 2010 fiel das alte Gebäude dem Bagger zum Opfer. So dass das Baugelände wesentlich größer wurde. Bereits im Sommer war Neu-Baubeginn. Und wieder ein Jahr später, im April 2011, war die Lücke geschlossen. Und wie: Die Bewohner müssen sich keineswegs als Lückenbüßer fühlen. Im Gegenteil. Denn wo gibt es für sie wohl ein schöneres Zuhause?!
Und auch das einstige kleine Ackerbürgerstädtchen Sternberg hat sich mit diesem Bau-Projekt – und nicht nur dem – zum Positiven verändert. Hat an Lebensqualität gewonnen. Stück für Stück, Haus für Haus geht es voran. Inzwischen ist die Stadt Sternberg schon in vieler Munde. Im positiven Sinne!

