Bei Chanel-Kimberley Brunswig aus Brüel war es bei einer Giant Homer Liebe auf den ersten Blick – und daraus wurden schnell sieben Tauben.
Bei einer Verkaufsbörse des Giant Homer-Club Deutschland, der seinen Sitz in Brüel hat, half Nancy Brunswig, Essen und Getränke auszugeben. Mit dabei auch Tochter Chanel-Kimberley. Und dann passierte es: Die Fünfjährige sah sich bei den Tauben um und verliebte sich sofort in eine, erinnert sich die Mutter lächelnd. Sie hätten erst kurz überlegt und dann die Taube gekauft.
Pate gestanden und den Wunsch des Mädchens unterstützt habe Großvater Gerhard Orlowske, Vorsitzender der bundesweiten Spezialzuchtgemeinschaft für Giant Homer. Und bei ihm kam die erste Taube der Enkelin unter. Schnell hatte Chanel-Kimberley sieben Tiere, sie ist die jüngste Züchterin im Kleintierzuchtverein Brüel und Umgebung, vielleicht sogar darüber hinaus. Als Kimi, wie Orlowske die Kleine nennt, vor gut einem Monat beim Brüeler Stadtfest sich am Stand des Vereins beteiligte, konnte sie die Taube, mit der alles begonnen hatte, nicht mitbringen, weil die auf zwei Eiern saß und brütete. Der jüngste Nachwuchs ist geschlüpft, Kimis Bestand auf neun angewachsen.
Ins Jugendlager und zur MeLa
Nun werde es Zeit, einen eigenen Taubenschlag zu bauen, meint ihr Papa Thomas Sehmisch. „Wir sind dabei.“ Die Eltern sind begeistert vom großen Interesse der Kleinen an der Taubenzucht. Sie freue sich über jedes Ei und wenn daraus ein Tier geschlüpft sei, kümmere sich ständig, sehe, wie sich das Federkleid entwickle und die Jungvögel groß werden, beringe sie und helfe, den Schlag sauber zu machen. „Wir achten darauf, dass sie das selbst erledigt, und natürlich helfen wir ihr, allen voran der Opa“, sagt die junge Mutter. Orlowske hat schon von einer Ausstellung in Frankreich einen Europameister mitgebracht. So lerne das Mädchen die Taubenzucht „von der Pike auf“, welche Farben gemischt werden müssten, welche Kreuzung sinnvoll sei, also manches aus Farblehre und Erbtheorie, aber auch vieles andere und was im Leben ganz wichtig sei – Verantwortung tragen. Ende Juli nimmt Kimi am Jugendlager des Landesverbandes für Jungzüchter teil, erlernt dort das Prozedere bei Ausstellungen und anderes. Auf der MeLa im September in Mühlengeez stellt sie ihre ersten vier weißen Tauben mit Jugendring vor. „Für das Mädchen ist das einfach schön“, findet Nancy Brunswig. „Der Verein ist eine gute Gemeinschaft mit klugen Köpfen, die sich Gedanken machen und gern weitergeben, wofür sie selbst Jahre brauchten.“
Bei Tauben geht es um Perfektion
Ganz leicht sei das Metier freilich nicht. Ein Taubenzüchter habe zuerst die Idee für die gewünschte Zeichnung, „wie der Mensch sich die Taube vorstellt“, sagt Torsten Nitsche aus Diekhof bei Güstrow, Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des Giant
Homer-Club in Brüel. Für ihn gehe es stets um Perfektion. Doch sei die bei einem neuen Farbschlag erreicht, müsse erst um dessen Anerkennung gerungen werden, weiß auch Nitsche. Zudem gebe es Tiere, bei denen die Farbe stimme, aber nicht ihr Verhalten.„Die klopfen einem beim Füttern auf die Hand, und das darf nicht sein.“
Vor rund 100 Jahren wurden in Amerika aus Brief- und Nutztauben, die es schon ewig gibt, die Giant Homer gekreuzt und dann veredelt.
Daher heißt die Riesenbrieftaube eigentlich American Giant Homer, ihre Bezeichnung wurde hier lediglich verkürzt. Die Zucht zielte auf größeres Gewicht, nicht durch Fett, sondern durch Aufbau von Muskelmasse. So bringen Giant Homer geschlachtet gut 600 Gramm auf den Tisch, Brieftauben nur 400 bis 450. Die Größe verlange natürlich mehr Platz, was für manchen Züchter schwierig sei. Riesenbrieftauben würden eher über den Hof laufen als auf das Dach fliegen, sagt Nitsche. Es sei aber eine sehr ruhige Rasse und diese daher so beliebt. Die fünfjährige Chanel-Kimberley ist das beste Beispiel; bei ihr war es gar Liebe auf den ersten Blick.