
Vor den Bestellarbeiten Absprachen zwischen Wariner Pflanzenbau und Jägern in dem Territorium. Nach Ostern geht es richtig los
Wildschweine sind schlau. Schnell bekommen sie mit, wenn auf den Feldern Mais gelegt wurde, wühlen Korn für Korn wieder heraus, denn das sind Leckerbissen für sie. Landwirte und Jäger wissen das. Deshalb lud die Wariner Pflanzenbau eG nach der Ernte im Herbst 2012 erstmals, danach immer kurz vor der Bestellung, Jagdpächter und Inhaber von Begehungsscheinen ein, in deren Revieren der Betrieb Mais anbaut. Knapp 20 sind diesmal gekommen – aus den Pächtergemeinschaften Warin, Jesendorf, Bibow-Nisbill und Labenz, sie gehören zum Hegering Weiße Krug.
Auf rund 500 Hektar soll die Frucht heranwachsen und die eigene Biogasanlage speisen, allerdings territorial ungleich verteilt, erklärt Vorstandsvorsitzender Wolf-Dietmar Vettert. Ein Großteil konzentriere sich auf den Bereich Mankmoos, wo die Biogasanlage steht. Zusammen mit Nachbarbetrieben könne „ein Block von 150 bis 200 Hektar“ entstehen. Das sei eine große Herausforderung für die Waidmänner, räumt Vetter ein. „Auf der anderen Seite“, westlich vom Sitz des Betriebes in Trams Ausbau, liege der Schwerpunkt bei Jesendorf.
Gefährliche Zeit bis zu 20 Tage nach dem Legen
„Vor Ostern werden wir die Maislegemaschine mal ausprobieren, danach geht es richtig los“, kündigt der Agrarchef an. Ziel sei, bis zum 1. Mai fertig zu werden. Dies ist eine gefährliche Zeit für den Mais. Bis zu 20 Tage nach dem Legen der Saat holen die Schwarzkittel rund 90 Prozent wieder heraus, wenn kein Einhalt geboten wird. Erst nach dem Auflaufen habe der Mais zeitweilig Ruhe vor den Schweinen. Sie kommen aber, wenn später die Kolben ihre Milchreife haben, wieder richtig auf Geschmack. Noch größer wird der Schaden, wenn eine Rotte großflächig Mais herunter trampelt. Liegen gebliebene Kolben werden nach der Ernte in den Boden eingearbeitet, im Jahr darauf von den Wildschweinen wieder aufgespürt und so auch die neue Kultur geschädigt. Bis zu 30 Zentimeter tief wühlen sie die Erde auf.
Allheilmittel, den vierbeinigen Feinschmeckern beizukommen, gebe es keine. Mitunter vertreibe schon ein Abschuss eine Rotte vom Feld, weil Wildschweine so etwas wie Sozialgefühl entwickeln. Bei aller Anerkennung, die Schwarzkittel vergrämen zu wollen, etwa mit menschlichen Haaren am Feldrand, sieht der Agrarchef „die Strecke als die wirksamste Wildschadensverhütung“. Dieses Motto vom Vorjahr gelte nach wie vor, so Vetter. Umso weniger könne er zufrieden sein, dass 2016 in der Gemarkung nur 202 Schweine geschossen wurden. Das sei die schlechteste Strecke der letzten fünf Jahre. Waren es sonst im Jahresdurchschnitt 4,3 Schwarzkittel pro 100 Hektar, habe 2016 die Abschussquote bei 3,4 gelegen. Beispielfotos von zertrampelten Stellen im Mais sollten die Jäger anregen, ihre Anstrengungen zu verstärken. Der Betrieb sei bereit, die Jagd zu unterstützen, etwa Drillspuren auszulassen. Technisch sei das ohne weiteres möglich. „Wir wollen aber nichts festlegen, dass muss von den Jägern kommen“, so Vetter. „Wir betreiben Mehraufwand, wenn er was bringt.“ Aufeinander zuzugehen, findet auch Ingolf Schröder, Vorsitzender des Hegerings, richtig. Um die Felder das ganze Jahr effektiv zu bejagen, müssten die Jäger schnell an die Kirrung, Lockstellen für das Wild, gelangen und nicht lange Wege gehen. Sie machten das ehrenamtlich, die meisten nach der Arbeit. Der Agrarchef plädiert in erster Linie für individuelle Absprachen auf kurzem Weg. Das betreffe auch Hochstände, die nichts auf dem Acker verloren hätten. Fahrgassen dürften nicht zu Autobahnen werden, Feldrandstreifen nicht zu fest gefahrenen Wegen. Bei Letzterem bekomme er einen „ganz dicken Hals“, fügt Vetters Stellvertreter Daniel Bohl an. Dem Betrieb könne eine sechsstellige Summe verloren gehen, wenn dadurch Zahlungen für das Screening wegfallen. Es müsse nur versetzt, statt immer in der gleichen Spur gefahren werden.
Doch erst einmal gilt es, die frische Saat vor den schlauen Schwarzkitteln zu bewahren.


