Die Krankenkasse hat der 73-jährigen Edith Dalke in Sternberg ein Elektromobil für Senioren bewilligt. Anschaffen kann sie es nicht. Ihr fehlt ein Unterstand. Warum die Sternberger Wohnungsbaugesellschaft diesen nicht genehmigt.
Edith Dalke versteht die Welt nicht mehr. „Seit 23 Jahren wohne ich hier. Ich habe noch nie etwas verlangt und nun das“, sagt sie und zeigt auf zwei Schreiben der Stewo Sternberger Wohnungsbaugesellschaft. Tochter Jana legt ihr beruhigend den Arm um die Schulter.
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Edith Dalke ist 73 Jahre alt und schwerkrank. Sie kann sich außerhalb der Wohnung nicht mehr allein fortbewegen und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Den kann die kleine, zierliche Frau aber nicht selbstständig antreiben. Dazu fehlt ihr die Kraft. Also schiebt Tochter Jana den Rollstuhl. Jana Dalke hat auch die Vollzeitpflege ihrer Mutter übernommen. Sie wohnt gleich gegenüber, auf derselben Etage in dem Wohnblock am Sternberger Finkenkamp.

„Ich bin zu Hause und muss praktisch nur drei Schritte gehen, um bei meiner Mutter zu sein“, sagt die 44-Jährige. So müsse Edith Dalke nicht ins betreute Wohnen oder in ein Pflegeheim umziehen und könne in den eigenen, gewohnten vier Wänden bleiben. Das SAPV-Team aus Schwerin, spezialisiert auf die Palliativversorgung, und die DRK-Pflegestation in Sternberg unterstützen bei der medizinischen Versorgung – beim Katheterwechsel zum Beispiel. Und der sei auch eins der Probleme.
Krankenkasse bewilligt Elektromobil für Senioren
„Bei den Fahrten über das Sternberger Kopfsteinpflaster verrutscht oft der Katheter und muss neu gesetzt werden“, erklärt Jana Dalke. „Auch deshalb haben wir uns nach einem Elektrorollstuhl umgesehen“, so Edith Dahlke. Aber die 73-Jährige kam mit der Lenkung nicht klar. „Mit dem Elektromobil kam Mutti aber wunderbar zurecht“, sagt Jana Dalke. Also wurde so ein Elektromobil für Senioren bei der Krankenkasse beantragt und auch ohne Probleme genehmigt.
Einzig für einen abschließbaren Unterstand müsste noch gesorgt werden. Denn ohne den wird das Elektromobil gar nicht erst ausgeliefert. Das sollte kein Problem sein – dachten Edith und Jana Dalke, nahmen Rücksprache mit der Stewo und stellten einen Antrag. Der jedoch wurde abgelehnt.
Jana und Edith Dalke verärgert: „Wir würden Box auch selber bauen“
„Im Gespräch vorher hieß es schon, dass das eine Kostenfrage sei und auch eine Stromversorgung nicht möglich wäre“, erklärt Tochter Jana. Mutter und Tochter setzen alle Hebel in Bewegung, das SAPV-Team unterstützt, aber auch der zweite Antrag wird abgelehnt.
„Ich verstehe es nicht“, sagt Jana Dalke. „Wir haben angeboten, die Kosten zu übernehmen und selbst so eine Box zu bauen. Unter unserem Balkon ist Platz genug. Wenn die Stromversorgung per Kabel aus der Wohnung erfolgt, müsste noch nicht einmal ein Stromanschluss gelegt werden.“

Gleich nebenan, unter dem Balkon gibt es bereits so eine abschließbare Abstellbox, die seit Jahren leer steht. „Wir haben nachgefragt, ob wir die mieten können. Auch das wurde abgelehnt. Aber Boxen für Rollatoren werden überall eingerichtet“, ärgert sich Jana Dalke.
Darum lehnt die Stewo eine Abstellbox für das Elektromobil ab
Und was sagt die Stewo? Führt wirklich kein Weg zu einer Abstellbox? „Nein, so leid es mir tut“, sagt Stewo-Geschäftsführer Sven Diederichs. „Der Knackpunkt ist der Elektroanschluss. Den können wir nicht einrichten. Die Versorgung eines solchen Elektromobils über den Balkon ist auch keine Lösung. Dafür sind die Leitungen in dem Block nicht ausgelegt.“
Die Absicherung bei so einer zusätzlichen Belastung sei nicht gewährleistet und es bestünde Brandgefahr. Das sei bei den Rollatorboxen anders, die benötigten keinen Stromanschluss. Auch wenn die Elektroleitungen peu à peu in den Blöcken erneuert werden, sei die Versorgung von Elektromobilen über den Balkon auch dann nicht möglich.
„Bei den Wohnblöcken am Finkenkamp handelt sich außerdem um ganz normale Wohnblöcke und nicht um altersgerechtes Wohnen“, erklärt er. Zwar würde vieles möglich gemacht, wie eben die Rollatorboxen, aber alles ginge nicht. Und Wildwuchs wolle man vermeiden. „Ich kann gut verstehen, dass Frau Dalke so lange wie möglich in Ihrer Wohnung bleiben möchte, aber mit einer Abstellbox für ein Senioren-Elektromobil können wir ihr nicht weiterhelfen. So hart das klingt.“