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Einbaum aus der Warnow geborgen Fuhren damit schon die Slawen?

Von Roland Gttler | 27.07.2016, 20:30 Uhr

Paddler finden beim Badestopp einen alten Einbaum auf dem Grund der Warnow bei Sagstorf.

Beim Einbaum-Fund durch Paddler in der Warnow bei Sagsdorf unweit von Sternberg könnte es sich um etwas Sensationelles handeln. Auf alle Fälle ist es ein Erstfund dieser Art im Gebiet des Groß-Radener Slawenmuseums. Offen ist das Alter. Fuhren damit womöglich vor 1000 Jahren die Slawen oder Germanen? „Die Seitenwände sind sehr dünn, der ist alt“, so der Ersteindruck von Carina Sabahn, der stellvertretenden Leiterin des Archäologischen Freilichtmuseums Groß Raden, gestern gegenüber SVZ. Dienstagfrüh war der Einbaum im Kanal-Schlamm des Freilichtgeländes als Zwischenlösung versenkt worden, um das gute Stück so zu konservieren.

Gestern machte Sabine Hennig, die seit knapp drei Jahren zusammen mit ihrem Mann Andreas das Kanu-Camp in Sternberger Burg betreibt, die Einbaum-Geschichte öffentlich. Paddler aus Hagenow, Schwerin und Neuhaus – 18 Erwachsene und Gastkind Tara (8) – waren am Samstag mit acht Booten des Kanu-Camps von der Einsetzstelle Weitendorf aus auf der Warnow bis nach Eickhof unterwegs. „Wir sind ein fester Freundeskreis, zwei Pärchen aus Neuhaus waren auch noch dabei“, erklärte die Hagenowerin Carina Frenz gestern.

Da der Planet mächtig drückte, wurde über die Mittagszeit Rast am Wiesenufer in der Sagsdorfer Gegend gemacht. Zum Abkühlen ging’s in die Warnow. Beim Baden wurde per Fuß ein Gegenstand ertastet. „Die Männer haben getaucht und erst vermutet, dass es sich um einen großen Feldstein handelt. Der Ehrgeiz war entfacht, das Boot wurde freigemacht und mit fünf Mann an Land gebracht“, so Carina Frenz, deren Mann René „viel taucht“. Den Paddlern, die seit längerem einmal im Jahr auf Warnow-Tour gehen, war schnell klar: Dies ist ein Einbaum! Doch die Truppe konnte jetzt nicht einfach umkehren, zumal gegen den Strom. Mit den Kanu-Camp-Betreibern war ausgemacht, dass sie samt Booten von Eickhof abgeholt würden. „Um 17 Uhr waren wir in Eickhof“, so die Hagenowerin. Der Einbaum, den die Freizeitpaddler per Handy festhielten und von dem es laut Carina Frenz „auch ein Video gibt“, war dann das Thema im Camp.

„Alle waren wir in Goldgräberstimmung wegen des Sensationsfundes“, so Kanuverleiher Andreas Hennig, der gestern gegenüber SVZ hinzufügte: „Übers Wochenende erreicht man ja keinen Archäologen. Und man weiß auch nicht, wie man mit so was umgeht.“ Dessen Gattin Sabine Hennig sagte: „Nun lag es so viele Jahre im Wasser, dann der Schock, Sonne, Trockenheit. Das Groß-Radener Museum gab uns dann den entscheidenden Tipp: schön feucht halten! Nun gut, wir schickten unseren Sohn Dave los, mit einem Kanu und der Gießkanne im Gepäck. Der Arme stand ca. vier Stunden in der Sonne und hat in Abständen das Einbaumkanu bewässert.“ 

Die Experten ließen derweil auf sich warten. Montagmittag kam vom Landesarchäologen Dr. Detlef Jantzen die Nachricht, es komme einer vorbei. Vor Ort wurde Stunden später der Einbaum vermessen und fotografiert. Sabine Hennig: „Wir erwarteten voller Spannung nun auf ein: ,Super, toller Fund‘. Aber es traf leider nicht ein. Der Archäologe teilte uns mit, dass sie selber momentan nicht in der Lage wären, einen geeigneten Abtransport zu organisieren.“ Also schlugen die Hennigs vor, mit ihrer Kanutransporterfahrung den Abtransport zu übernehmen. So kam es. Vorerst hat das gute Stück seinen Platz übrigens unweit der beiden Slawen-Einbaum-Nachbauten gefunden. Wer genau hinsieht, kann von der Brücke aus den Einbaum auf dem Grund schemenhaft entdecken.