Statt Stahlrohr ist die heutige Rohr-Generation mittlerweile aus Kunststoff mit einem Edelstahlfilter dran
Bis heute läuft der Probe-Pumpversuch beim neuen Brunnen des Wasserwerkes Mustin. „Wir testen die Leistung im 50-stündigen Dauerbetrieb“, erläutert Ulf Lorenz, Verfahrenstechniker beim Versorger Eurawasser.
Vor acht Wochen führte der Wismarer Bautrupp der Firma „Vormann & Partner “ aus Stralsund eine 300-mm-Probebohrung durch. Der doppelt so große, 58 Meter tiefe neue Brunnen wurde dann in zwei Tagen gebohrt. Das erfolgte durch das indirekte Bohrspülverfahren – auch Lufthebebohrung genannt – sowie einem Rollenmeißel. Steine bis 10 cm Größe förderte die Lufthebebohrung zutage, größere Brocken zerkleinerte der Meißel. Vergangenen Freitag wurde der letzte Sand aus dem neuen Brunnen gespült, der aus einem Kunststoffrohr besteht. Unten dran befindet sich ein Edelstahlfilter. „Die Haltbarkeitsdauer beträgt 60 Jahre“, betont Lorenz.
Der 86er-Brunnenvorgänger war noch aus Stahl, „aus Gommern-Rohr, ein dünnwandiges Stahlrohr“, wie Lorenz präzisiert. Gommern bei Magdeburg war der Produktionsort. „Unsere ,Leichen‘, was die Brunnen betrifft, sind aus den 80ern, in der Zeit der DDR-Mangelwirtschaft. Das Material ist schlecht“, sagt Lorenz und zieht einen Vergleich: „Die Wanddicke ist wie bei einer Trompete!“
Eine Kamera-Befahrung vor zwei Jahren ergab beim 86er Wasserförderer von Mustin, dass dieser in einem desolaten Zustand war. „Er hatte keinerlei Korrosionsschutz mehr und wies bereits Löcher auf“, so Lorenz. Darum wurde er im Vorjahr stillgelegt.

Und so musste in Mustin gehandelt werden. Zwar gibt es hier einen neuen Brunnen von 2013, doch wenn etwas „klemmt“, stünde die Gemeinde ohne Trinkwasser da. Dazu gehören neben Mustin auch die Ortsteile Ruchow, Lenzen, Bolz sowie die Rothener Mühle. „Aktuell werden 443 Einwohner versorgt“, wie Olaf Danneberg, Verbandsingenieur des Wasserversorgungs- und Abwasserzweckverbandes Güstrow-Bützow-Sternberg (WAZ), erklärt. Zudem gebe es Überlegungen „auch Boitin und Tieplitz mit anzuschließen“, verkündet Danneberg beim SVZ-Vorort-Termin. Beide Orte liegen gleich in der Nachbarschaft, gehören aber zum Landkreis Rostock.
Das Mustiner Wasser kommt „von der Top-Lage kurz hinter Lenzen“, so Danneberg. Dort befinde sich eine Wetterscheide, der Regen dort gelangt direkt in den unterirdischen Grundwasserspeicher. Danneberg: „Ein Teil fließt hierher in Richtung Mustin, der andere Teil etwa gen Groß Upahl.“
Außer Mustin investierte der WAZ im Jahr 2016 – was das Trinkwasser betrifft – auch in den Wasserwerks-Neubau in Groß Bäbelin bei Krakow am See sowie in je drei Vorflutmessstationen gemäß dem neuen Rohwassererlass für die Wasserwerke in Laage und Langensee.
