Betreiber Jörg-Peter Krüger vom Campingplatz am Roten See in Brüel zieht Bilanz. Urlaubsverhalten hat sich geändert.
Die Campingplätze in der Region leeren sich – die Saison 2016 ist vorbei. Jörg-Peter Krüger, Betreiber und Blockhüttenwirt vom Campingplatz am Roten See in Brüel, beginnt bereits mit den Renovierungsarbeiten. „Die Nebensaison nutzen wir, um den Platz wieder auf Vordermann zu bringen“, erklärt er gegenüber SVZ. „So müssen dringend die Beleuchtung und Elektronik repariert werden.“
Rückblick auf eine „sehr kurze“ Saison
Er blickt auf eine „sehr kurze“ Saison zurück. „An den Feiertagen, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten, war die Auslastung mit 80 bis 100 Prozent sehr gut“, erinnert er sich. „Im Schnitt war ich vielleicht drei Wochen voll ausgelastet. Während der Fußball-EM war hier gar nichts los“, bedauert er. Den Grund sieht Krüger in der Veränderung des Urlaubsverhaltens, die er in den vergangenen Jahren beobachtet hat. „Viele Gäste machen hier nur einen Kurzurlaub übers Wochenende oder legen einen Übernachtungs-Stopp ein, wenn sie auf der Durchreise sind.“
Weiter weiß er aus Gesprächen mit dem ein oder anderen Gast, dass der Region ein Radnetzwerk fehlt. „Die umliegenden Städte wie Schwerin, Güstrow und Wismar mit dem Rad zu erreichen, ist gar nicht so leicht von hier, weil gut ausgebaute und sichere Fahrradwege fehlen. Die würden sonst Touristen anziehen“, sagt Krüger.
Der Campingplatz bietet aber nicht nur Urlaubern, sondern auch Dauercampern ausreichend Stellplätze für Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile. „Im nächsten Jahr schaffen wir vier weitere Stellplätze“, kündigt er an.
Hans Sager aus Delmenhorst bezeichnet sich selbst als „Reisecamper“. Der 82-jährige ist in Brüel aufgewachsen und nutzt seinen Urlaub, um ehemalige Schulkameraden zu treffen und Erinnerungen auszutauschen. „Meistens bin ich hier eine Woche. Es kommt aufs Wetter an“, erzählt er. „Bei Regen und Sturm habe ich es zuhause besser als in meinem Wohnmobil.“ Das erste habe er sich mit 64 angeschafft und dann Reisen unter anderem nach Korsika unternommen. „Je älter man wird, desto kleiner wird der Radius“, erzählt der Rentner. Beliebte Reiseziele wären jetzt die Nord- und Ostsee sowie die Mecklenburgische Seenplatte.
Dass die Übernachtungszahlen sinken, habe er auch festgestellt. „Beim An- und Abcampen sowie in den Ferien ist viel los, aber sonst ist es recht übersichtlich.“ Er vermutet, dass „zu wenig Reklame“ ein Grund ist. „Der Campingplatz ist in keinem Reiseführer zu finden, dabei versprüht er einen gewissen DDR-Charme“, sagt Sager. Es gäbe zwar einen Internetauftritt, aber der klassische Reiseführer in Buchformat gehöre immer noch zur Urlaubsausstattung.
Großes Wiedersehen mit alten Bekannten
Das bestätigen auch Bert Hanschug und Annett Jacob aus Freiberg am Neckar (Baden-Württemberg). Das Paar kennt Jörg-Peter Krüger privat und damit auch den Campingplatz. „Seit 13 Jahren veranstalten wir hier immer ein großes Wiedersehen mit alten Bekannten. Es ist wie ein Familientreffen“, erzählt Hanschug. Die Fahrstrecke von etwa 800 Kilometern nimmt das Paar gerne auf sich, um „in der Natur zu sein, Spaß zu haben und fern ab vom Alltag die Seele baumeln zu lassen“, so Jacob. Feste Termine im Kalender sind das An- und Abcampen, also der Saisonbeginn und -abschluss. Dann wohnen die Zwei in Zelt und Pavillon. „Fünf Zelte liegen im heimischen Keller. Mit den Jahren haben wir uns entwickelt, was die Größe betrifft“, sagt Hanschug. Man müsse schließlich erst in die Rolle des Campers hineinwachsen.

