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Sternberg Der Traum vom Fliegen

Von BERT | 29.10.2016, 04:54 Uhr

Der Sternberger Hans-Jürgen Busch hatte schon als Kind nur ein Ziel: Pilot zu werden. Jetzt ließ er im Wendfeld ein altes Flugmodell steigen

„Ich hatte von frühester Kindheit an nur ein Ziel: Ich wollte unbedingt fliegen“, erzählt Hans-Jürgen Busch. Und er hat es erreicht: Nach seinem Abitur an der Brüeler EOS schaffte der damalige Sternberger die Aufnahmeprüfung der Offiziershochschule in Bautzen und wurde Jagdflieger. Heute fliegt der 57-Jährige nicht mehr selbst, doch die Verbindung zur Fliegerei besteht noch immer: Er arbeitet bei Airbus in Hamburg. Und auch in seine alte Heimatstadt Sternberg zieht es ihn immer noch häufig zurück. „Ich besuche gern meinen Vater und alte Freunde und es gibt auch sonst noch viele Erinnerungen, die es wert sind, immer mal wieder aufgefrischt zu werden“, sagt Buschi, wie ihn seine Freunde nennen.

Eine dieser alten Erinnerungen ist ein Flugmodell. Vor mehr als einem halben Jahrhundert bastelte er mit seinem Vater Segelflieger und ließ sie im Wendfeld steigen. Deshalb schenkte ihm sein Freund Thorsten Boseniuk zum 50. Geburtstag wieder ein Modellflugzeug, den „kleinen Uhu“ aus Basaltholz. Der wurde in diesem Sommer endlich fertig. „Den Jungfernflug wollte ich unbedingt an historischer Stelle starten“, erzählt Busch. Und wie vor 50 Jahren stand ihm sein Vater dabei Pate. Kein Wunder also, dass gleich der erste Start gelang.

Doch so einfach ging es nicht immer im Leben von Hans-Jürgen Busch. „Ich musste mich immer durchbeißen“, sagt er. Aber Zielstrebigkeit habe ihn immer weiter gebracht. „Weil ich unbedingt fliegen wollte, habe ich mich schon als Schüler für alles interessiert, was mit der Fliegerei zu tun hatte. Und weil meine Eltern das respektierten, hat mich meine Mutter bei der Segelflugschule in Güstrow angemeldet, mein Vater mich oft dort hingefahren. So konnte ich mir meinen Traum vom Fliegen schon in der Schulzeit erfüllen“, erzählt Busch und fügt hinzu: „Doch richtige Fliegerei ist noch was anderes. Also habe ich mich bei der NVA als Jagdflieger beworben und bin tatsächlich auch genommen worden. Von 36 Bewerbern in meinem Jahrgang haben das nur sieben geschafft und wurden Piloten. “

Insgesamt ist Hans-Jürgen Busch in den folgenden Jahren elf verschiedene Typen geflogen, darunter auch die modernsten Baureihen der MiG 21.

Dann kam die Wende, die NVA wurde abgewickelt und die Jagdflieger arbeitslos. „Ich schulte um auf Fluglotse und arbeitete bei der Interflug, bis auch die den Betrieb einstellte.“ Geflogen sei er aber auch danach noch, denn den Pilotenschein hatte er ja. „Doch von einem Jagdflugzeug mit zweifacher Überschallgeschwindigkeit auf eine Cesna umzusteigen ist etwa so, wie von einem Formel-1-Boliden auf ein Moped zu wechseln“, beschreibt der Ex-Pilot.

Dann sah der Familienvater von zwei Töchtern eine Stellenausschreibung von Airbus. „Ich habe mich sofort beworben und wurde auch zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Ich glaube, ich konnte überzeugen, weil meine Liebe zur Fliegerei spürbar war und ich keine Probleme hatte, im Gespräch spontan von Deutsch auf Englisch zu wechseln“, erinnert sich Busch. Die Fremdsprache hatte er in Eigeninitiative gelernt. So ist er nun den Flugzeugen auch weiterhin sehr nahe, nur dass er sie nicht mehr selbst fliegt.

„Aber wenn ich dann mal Rentner bin, werde ich mir unbedingt einen Flieger mit Fernsteuerung zulegen und so noch ein Stück weit im Traum vom Fliegen schwelgen können“, erklärt Hans-Jürgen Busch. Und den Startplatz dafür hat er schon auserkoren: „Das wird natürlich wieder das Wendfeld bei Sternberg sein.“