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Witzin Das Üben in der Kirche untersagt

Von Roswitha Sphr | 09.05.2017, 21:00 Uhr

Nach einem Beschluss des Kirchengemeinderates verlegt Witziner Gruppe der Mecklenburger Alphörner Proben in die Skaterhalle

„Die Witziner Kirche war bisher das Übungszentrum der Mecklenburger Alphörner. Hier wurde vor fünf Jahren das Mecklenburger Alphornorchester gegründet und letztlich bildete sich hier auch die Kerngruppe der Mecklenburger Alphornbläser mit den vier stabilen Alphornisten aus Bollewick, Lübzin, Schwerin und Witzin“, erklärt Baldur Beyer, Alphornbläser und -bauer in Witzin. Auch mit Bläsern aus Güstrow, Berlin, Leipzig, Mühlen Eichsen, Grabow, Deibow usw., habe man sich jeweils am Mittwoch in der Witziner Kirche zu dem traditionellen Übungstag getroffen. Besucher, Gäste oder gar Durchreisende seien immer herzlich willkommen gewesen. „Den Instrumentalisten wurde oft eine große Sympathie und der kirchlichen Gemeinde ein Lob für die beispielgebende Zusammenarbeit von Kirchgemeinde und örtlichen Musikgruppen entgegengebracht, was diese Übungsstunden in der Witziner Kirche auch für andere Musikgruppen der Gemeinde ermöglichte“, weiß Beyer.

Und zeigt sich jetzt umso mehr enttäuscht: „Auf Beschluss des Witziner Kirchgemeinderates wurde unter anderem der Witziner Gruppe der Mecklenburger Alphörner ein weiteres musikalisches Üben in der Kirche untersagt. Damit endet eine fruchtbare und von vielen Bürgern bisher mitgetragene positive Zusammenarbeit in der Gemeinde und ruft mehrheitliches Unverständnis hervor“. Sowohl die Witziner Dorfmusikanten als auch die Alphornbläser seien mit ihrem Repertoire zu 70 Prozent in und zu kirchlichen Veranstaltungen aufgetreten.

„Der Hinweis in der Alphornhomepage, dass die Alphornübungen in der Witziner Kirche öffentlich sind, wird somit gestrichen und auf einen neuen Übungsort, der Witziner Skaterhalle, verändert“, kündigt Baldur Beyer an.  

„Das Gros des Kirchengemeinderates möchte es nicht. Ich habe nichts dagegen“, erklärt Pastor Siegfried Rau gestern auf SVZ-Nachfrage. Er klingt sehr betroffen, ist „sehr bedrückt“, wie er sagt und wolle eigentlich nicht darüber sprechen. „Es ist zu einer Entscheidung im Kirchgemeinderat gekommen, die ich innerlich nicht mittragen kann. Es tut mir in der Seele weh.“ Der Witziner Pastor möchte gern den guten Kontakt mit allen Vereinen pflegen, wie er sagt. Rau: „Wenn jemand in unserer Kirche proben will, habe ich nichts dagegen. Aber im Kirchengemeinderat gibt es die Meinung, dass die Kirche zuallererst für den Gottesdienst da ist“. Er habe den großen Wunsch, „dass das Schöne in Zukunft weiterhin bleibt“, auch zwischen den Vereinen, der Gemeinde und der Kirchgemeinde. Er sei „so dankbar dafür, dass es dass Singen unter der Linde gibt, in der Adventszeit das Singen in der Kirche und das Musizieren im Dorf, dass es den lebendigen Adventskalender gibt, wo wir uns schöne Begegnungsmöglichkeiten schaffen und wir im Dorf gemeinsam feiern können. Ich kann nach außen nicht vermitteln, warum die Entscheidung so gefallen ist“, erklärt Pastor Rau sichtlich bewegt im Telefonat mit der SVZ.

Für Baldur Beyer „geht eine hoffnungsvolle musikalische Ära der Zusammenarbeit zu Ende und die bisher geplanten Veranstaltungen werden mit einem Fragezeichen versehen“, sagt er. Dabei habe das Musikgeschehen im Sternberger Seenland mit der Entstehung und Förderung von jungen Musikgruppen in Witzin, Dabel, Sternberg und Brüel weiteren Aufwind, auch in den Kirchenräumen, bekommen sollen. Nun müssten andere Übungsorte gesucht und gefunden werden, so Baldur Beyer.