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Sternberg Bei „Leo von der Vogelweide“

Von Traudel Leske | 01.10.2016, 12:00 Uhr

In der Ritterstraße 29 in Sternberg hat Leo Rischewski sein kleines, grünes Reich inmitten eines Vogelparadieses. SVZ warf einen Blick in seinen Hof.

Als Leo Rischewski vor 53 Jahren das Haus in der Sternberger Ritterstraße 29 kaufte, traute er seinen Augen kaum. Denn so schlimm hatte er sich den Zustand des Gemäuers, das nach unten hin an die Wallmauer grenzt, nicht vorgestellt. Das ganze Objekt war eine einzige Bruchbude. Grau in Grau – an diesen Farbton hatte man sich zu DDR-Zeiten schon gewöhnt. Aber auch die Mauern drohten einzufallen. Doch der heute 79-Jährige – er stammt aus dem Kreis Allenstein in Ostpreußen und kam als Umsiedler hierher – wollte einen Neuanfang wagen und sich seinen Lebenstraum erfüllen. Ein eigenes kleines Häuschen sollte es sein; mit viel Grün und Blumen sowie einem kleinen Hof. „Das war schon immer mein Leben“, schwärmt er. „Also biss ich in den sauren Apfel, kaufte das Haus. “

Doch wer das eine will, muss das andere mögen. So folgten Jahre voller Mühen und vieler Arbeit. Doch Leo war ja noch jung; und so konnte er vieles noch allein bewerkstelligen. Es begann mit der Dach- und Innensanierung in den Jahren 1963 bis 1969; da wohnten noch mehr Mieter in dem Haus. „Ungefähr im Jahre 1976 begann ich mit Hilfe von Freunden den Hinterhof anzulegen. Und so nach und nach kam eins zum anderen“, erinnert er sich.

Inzwischen nahm der gelernte Tierzüchter einen Berufswechsel in den Handel vor. Viele Sternberger kennen Leo – so wurde er allgemein genannt – noch als Gastwirt und Kellner. 16 Jahre lang leitete er die damalige Bahnhofs-Gaststätte zusammen mit seiner Lebensgefährtin Klara Liebezeit. Doch auch in der Konsum-Gaststätte „Zur Klause“ und in der HO-Gaststätte „Am Markt“ in Sternberg war er kein Unbekannter und als stets freundlicher Kellner bekannt.

Inzwischen ging es mit dem eigenen Häuschen weiter voran. Heute bewohnt er vier Zimmer und eine Wohnküche im oberen Stockwerk.

Und das, was hinter dem Häuschen entstanden ist, kann sich schon sehen lassen: ein kleiner, aber feiner Hinterhof mit viel Grün vor freundlicher, heller Häuserfassade, eine kleine Sitz-Ecke zum Erholen. Auf dem Rasen eine „Kompanie von Gartenzwergen auf Wacht“ („Die meisten habe ich mir aus Polen mitgebracht.“), eine hübsche Dachterrasse mit bepflanzten Hänge-Ampeln, viele Blumentöpfe sowohl mit Sukkulenten (Dickblatt-Gewächsen) als auch mit blühender Pracht.

Und was das Schönste ist: Mehrere Volieren, in denen sich sechs Sittiche, Pennantsittiche, ein Singsittich-Pärchen, ein Paar farbenprächtige Prachtrosella und zehn Kanarienvögel in leuchtendem Orange, Rot und Gelb tummeln und die schönsten Töne von sich geben. Für Leo sein ganz persönlicher Lebensraum, in dem er sich wie „Walther von der Vogelweide“ fühlt.

Als er im Jahre 2003 einen Herzinfarkt erlitt und kurz darauf noch seine Lebensgefährtin verstarb, ging es mit Leo gesundheitlich erstmal bergab. Dazu kamen so manche andere Wehwehchen, so dass er sich in vielem nicht mehr allein behelfen konnte. Hier war es sein Bekannter Daniel Heger aus der Karl-Marx-Straße, der ihm, wann immer nötig, half. Und das bis heute. „Bis vor etwa drei Jahren habe ich vieles noch selber gepflegt“, so Leo. „Doch jetzt benötige ich schon Hilfe.“ Um so glücklicher fühlt er sich in seinem kleinen Vogelparadies; fühlt er sich wie „Walther von der Vogelweide“.