Verfolgungsjagd in Mustin : „Das war ja hier wie in Chicago“
19-Jähriger liefert sich rasante Verfolgungsjagd mit der Polizei durch Mustiner Seestraße
Es war gestern früh das Gesprächsthema in der Mustiner Seestraße. Kurz nach Mitternacht raste erst ein dunkles Fahrzeug durch die U-förmige, gerade einmal 300 Meter lange Straße linker Hand am Ortseingang – von der B 104 kommend. Kurze Zeit später kam die Polizei hinterher.
Astrid Schlierkamp, die mit ihrem Lebensgefährten erst seit drei Monaten in der Seestraße wohnt, erlebte das Ganze live. „Es war 0.20 Uhr. Ich habe zwei junge Hundewelpen, die müssen alle zwei Stunden raus. Vor allem Frieda, ein fünf Monate alter Jack Russel, ist noch nicht stubenrein.“
Die Neu-Mustinerin wollte gerade vor die Tür, da kam „plötzlich ein Auto angerast und fuhr bestimmt mit 80 Sachen hier durch. Kurze Zeit später fuhr die Polizei mit Blaulicht hinterher. Wir haben keine Rollläden, darum ist alles ganz schön hellhörig.“ Und so wurde Astrid Schlierkamp Augenzeugin dieser Verfolgungjagd.
Wie Klaus Wiechmann, Pressesprecher der zuständigen Polizeiinspektion Ludwigslust, auf SVZ-Nachfrage erklärte, war Mustin Teil einer insgesamt rund 30 Kilometer währenden Verfolgungsjagd. Begonnen hatte alles, als Beamte des Sternberger Reviers kurz vor Mitternacht in der Parchimer Straße von Sternberg einen mit zwei Personen besetzten Opel kontrollieren wollten. Das Kurzzeitkennzeichen war abgelaufen. Laut Wiechmann sind die Männer „wegen Verkehrsdelikte polizeibekannt“.
Plötzlich habe der 19-jährige Opel-Fahrer Gas gegeben und sei geflüchtet. Die wilde Hatz von Fluchtfahrzeug und Polizei im Schlepptau führte durch Sternberg und weiter über Sternberger Burg, Lübzin bis nach Mustin. Am Ortseingang setzte sich das nächtliche „Spektakel“ in der Seestraße fort.
Eine Frau, die ziemlich am Anfang der Straße wohnt, sagte gestern Früh gegenüber SVZ: „Ich dachte erst, es wäre ein Krankenwagen oder so was, doch dann sah ich ein dunkles Auto und gleich dahinter die Polizei mit Blaulicht.“ Der von ihr vermutete VW Golf stellte sich dann als Opel heraus. Die Frau verfolgte den Spuk weiter, „um zu sehen, ob die wieder in Richtung Sternberg zurückfahren. Aber das geschah nicht. Also muss die Verfolgungsfahrt weiter in Richtung Rothen oder Borkow gegangen sein“, meinte sie.
Leibhaftiger Mitternachtskrimi
Und auch sonst war der leibhaftige Mitternachtskrimi gestern das Gesprächsthema in der Seestraße. „Das war ja hier wie in Chicago“, meinte eine andere Frau. Und ein älterer Mann sagte: „Hier passiert 100 Jahre nichts und dann so was.“ In dem Tenor diskutierten gestern ebenso Jugendliche in sozialen Netzwerken. Nach dem Motto: „Wenn schon mal etwas los ist, und dann kriegen wir es nicht mit…“ Mitbekommen hatte auch der ältere Herr nichts: „Brave Bürger schlafen zu der Zeit!“
Astrid Schlierkamp hatte erst kürzlich die Nachbarin gefragt, was denn in Mustin so los ist. „,Privat nichts, es ist alles ganz ruhig. Nur bei der Feuerwehr wurde eingebrochen‘, sagte die – und zwei Nächte später so was!“ Die Hundehalterin bekam Panik, rief um 0.25 Uhr die Sternberger Polizei an. „Dort wurde mir gesagt, ich könne mit meinen Hunden gefahrlos raus.“
Die Verfolgungsfahrt ging auf der Kreisstraße 108 in Richtung Borkow weiter. Zwischendurch lenkte der Fahrer den Fluchtwagen laut Wiechmann „über ein Feld und kam nach rund zwei Kilometern wieder auf die Straße zurück. Bei Borkow kam der flüchtige Opel dann von der Straße ab und blieb zwischen mehreren Sträuchern stecken.“
Polizei musste nur der Fußspur im Schnee nach Fahrer und Beifahrer flüchteten anschließend zu Fuß über einen Acker. Der 34-jährige Beifahrer wurde schnell gefasst. Auch der Fahrers verriet sich. Dank des Neuschnees brauchten die Beamten nur dessen Fußspuren folgen, die sie nach knapp drei Kilometern direkt zu ihm führten. Er hatte sich in Dabel in einem alten Auto versteckt.
Der 19-Jährige, der laut Polizei unter Drogeneinfluss stand und keine gültige Fahrerlaubnis besitzt, wurde in Gewahrsam genommen. Auch sein Beifahrer ist der Polizei – wie gesagt – bekannt. Nur Stunden zuvor war er in Sternberg mit einem nicht zugelassenen und nicht versicherten Pkw erwischt worden.

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