Experten: guter Bestand – aber zu wenig Angebote für Ältere und Sozialschwache
Die Suche nach einer Mietwohnung erweist sich in vielen deutschen Städten als ein schwieriges Unterfangen. Die erste Recherche im Internet für Schwerin hinterlässt zunächst einen anderen Eindruck: Zahlreiche Wohnungen in verschiedenen Größen mit unterschiedlich vielen Zimmern können gemietet werden.
„Vom Grundsatz her haben wir sehr gute Bestände – auch über die Stadt verteilt“, bestätigt Dr. Jürgen Fischer, Vorsitzender des Mieterbundes in der Landeshauptstadt. Die Schweriner Wohnungsbaugenossenschaft (SWG) sieht ebenfalls keine Probleme, in der Stadt eine Wohnung zu finden. „Auch mit einem niedrigen Einkommen kann man fündig werden“, sagen Margitta Schumann und Guido Müller, Vorsitzende der Genossenschaft.
Da widerspricht allerdings Fischer: „Die Wohnungssuche mit Auflagen vom Jobcenter, besonders nach Ein- und Zweiraumwohnungen, wird zunehmend schwieriger.“ Der Vorsitzende des Mieterbundes bezeichnet den Wohnungsmarkt in Schwerin als zweigeteilt. Die Mietwohnungen unterschieden sich nicht nur im Mietpreis enorm, auch von der Substanz her. Besonders in der Nähe des Zentrums seien Sanierungen realisierbar, da die erhöhten Mieten bezahlt werden könnten. „Die Vermieter profitieren vom Zuzug der Senioren aus den alten Bundesländern und aus dem Umland“, erläutert Fischer.
Außerhalb der Innenstadt sehe die Situation der Mietwohnungen deutlich anders aus, so der Mieterbundsvorsitzende. Hier bestehe Handlungsbedarf, denn der energetische Status sei kritisch. „Viele Wohnungen in den Randgebieten haben noch ein Einrohrheizsystem und die Hochhäuser in Lankow werden mit warmer Luft beheizt – das ist mittelalterlich“, kritisiert Fischer. „Doch genau dieser Bestand wird mehr denn je gebraucht.“ Er befürchtet, dass die Modernisierung am Stadtrand nicht mehr weitergehen wird.
Für die SWG gestaltet sich die Wohnungssituation in Schwerin etwas anders. „Auch wir merken den Zuzug der Senioren“, erklärt Margitta Schumann. „Besonders Ein- und Zweiraumwohnungen im Parterre, ersten und zweiten Obergeschoss sowie Wohnungen über 100 Quadratmeter sind begehrt.“ Aber im Gegensatz zum Mieterbund sieht die Genossenschaft die Probleme auf dem Wohnungsmarkt im Bereich des altersgerechten Wohnens. „Wir brauchen mehr barrierefreie Wohnungen zu einem vernünftigen Preis“, fordert Schumann. „Das ist allerdings nur mit einer Förderung realisierbar.“
2002 hat das Bund-Länder-Programm „Stadtumbau Ost“ für Schwerin 50 000 Einwohner im Jahr 2030 prognostiziert. Die Realität sieht mittlerweile anders aus. Nun werden nur noch Wohnblöcke zurückgebaut, für die eine Sanierung und eine Modernisierung nicht mehr in Frage kommen. Auch die SWG wird in den kommenden zwei bis drei Jahren 140 Wohnungen abreißen und 50 umbauen.