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Schwerin Wenn Sport den Verkehr bremst

Von TIWE | 19.07.2016, 05:00 Uhr

Die Stadt muss bei jeder Genehmigung von Großveranstaltungen einen Spagat zwischen Interessen der Bürger und der Organisatoren wagen

Wie sensibel wägen die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung Genehmigungen für große Sportveranstaltungen ab, wenn durch diese die Schweriner in ihrer Mobilität eingeschränkt werden? „Sehr“, sagt Ordnungsamtsleiterin Gabriele Kaufmann. „Wir haben eine regelmäßig tagende Kommission, in der auch Polizei und Veranstalter arbeiten, in der wir auf die Wünsche der Organisatoren eingehen, aber dabei immer die Anliegen der Bürger im Blick haben.“

An den zurückliegenden Wochenenden mussten die Bürger zurückstecken. Zahlreiche Kritiken erreichten unsere Redaktion. Zum Schlosstriathlon waren gleich zwei Stadtteile komplett eingesperrt: Durch die Vollsperrung der Werderstraße für die Triathleten und die Sperrung der Radstrecke Bornhöved- und Walther-Rathenau-Straße konnten Bewohner die Werdervorstadt an diesem Sonntag nicht mit dem Fahrzeug verlassen (SVZ berichtete). Hinzu kam, dass durch die Bauarbeiten in der Schelfstraße auch die Schelfstädter ausgegrenzt waren. Die Sonderöffnung des Südufers Pfaffenteich hatten viele nicht mitbekommen. War es das wert?

Ordnungsdezernent Bernd Nottebaum sagt ja. „Wir wollen Sportstadt sein und der Veranstalter Trisport Schwerin möchte diese besondere Fahrtstrecke mit Blick auf das Schloss.“ Dem habe die Kommission entsprochen. Und Dr. Bernd Smerdka, Chef des Verkehrsmanagements der Stadt, ergänzt: „Die Veranstaltung ist extra auf den Sonntag gelegt worden, um die Belastung für die Anwohner so gering wie möglich zu halten.“

Beim Fünf-Seen-Lauf eine Woche später sah es anders aus – der fand an einem Sonnabend statt. Nicht nur die gesperrte Ludwigsluster Chaussee sorgte für Ärger, sondern auch die kurzzeitigen Sperrungen in der Rogahner Straße. Der Rückstau reichte bis zum Obotritenring. Auch die Ausfahrt in Richtung Neumühle endete schon an der Kongresshalle im Stau, auch weil es zeitgleich im Lambrechtsgrund Leichtathletik-Meisterschaften gab.

„Wir werden in den nächsten Jahren die rechtzeitige Ankündigung verstärken“, sagt Verkehrsplaner Smerdka. „Und vielleicht können wir bei beiden Veranstaltungen mit den Organisatoren nochmals über die Streckenführung reden.“ Er betont, dass die Stadtverwaltung nichts versprechen wolle. Aber eine neue Kompromisssuche für weniger Einschränkungen der Schweriner werde es geben. Das könne eben auch bis hin zu neuen Streckenführungen für die Sportler führen. „Wir werden darüber sprechen“, sagt Dezernent Nottebaum.

Das sei auch nicht neu. In der Kommission, so Gabriele Kaufmann, gäbe es regelmäßige Nacharbeiten nach den Sportereignissen. „Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise nach dem Fünf-Seen-Lauf ein eineinhalbseitiges Protokoll mit notwendigen Änderungen verfasst.“ Vieles sei davon jetzt umgesetzt worden.

Denn die notwendigen Sperrungen für Großveranstaltungen belasteten auch die Stadtkasse. Das Ordnungsamt kontrolliere eifrig und weise auch das Abschleppen von falsch parkenden Fahrzeugen an. „Das ist ein hoher personeller Aufwand“, sagt die Ordnungsamtschefin. Im September steht mit dem Jedermann-Radrennen erneut eine große Sportveranstaltung an. Dadurch wird es in Schwerin selbst aber nicht so viele Sperrungen geben. Voraussichtlich ist nur die Plater Straße betroffen und nicht ganze Stadtteile. Bei alledem muss man auch realistisch sehen, dass weltweit bei anderen Sportveranstaltungen – vom London-Marathon bis zum New-York-Marathon – ganze Innenstädte bewusst lahmgelegt werden. Dennoch betont Dezernent Nottebaum: „Einen Freibrief für Veranstalter gibt es nicht. Wir verhandeln da ganz konkret, was am besten machbar ist.“