Moha ist seit über einem Jahr auf der Flucht. Redakteurin Lisa Kleinpeter begleitet ihn auf seinem Weg,
Moha ist seit über einem Jahr auf der Flucht. Anfang September erreichte er Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern will er ein neues Leben beginnen. Redakteurin Lisa Kleinpeter begleitet ihn.
„That’s really nice“ – Das ist wirklich sehr schön, sagt Moha und blickt auf das Schweriner Schloss. „Lass uns ein Foto machen.“ Er nimmt sein Handy. Wir grinsen in die Kamera. Knips. „Wie lange lebst du nun schon bei Neubrandenburg?“ – „Zu lange“, antwortet Moha und lacht. Vor mehr als zwei Monaten wurde er mit sechs Flüchtlingen in einem Baucontainer in Vorpommern untergebracht.
„Erinnerst du dich, dass ich in dem Camp in Boizenburg mit 56 Flüchtlingen zusammen gelebt habe?“ – „Ja“, antworte ich. „50 von ihnen haben inzwischen ihre Aufenthaltserlaubnis. Ich nicht.“ – „Warum nicht?“ – „Ich glaube, es hängt vom Glück ab.“ Moha schaut auf das Wasser. „Wenn ich nicht diesen Monat meine Papiere bekomme, stimmt etwas nicht.“ – „Machst du dir Sorgen?“ – „Ja.“ – „Aber warum?“ – „Als ich meinen Antrag gestellt habe, wollte ich nicht meine Religion angeben.“ – „Wieso nicht?“ – „Die Religion ist ein Grund, warum in meinem Land Krieg herrscht. Sie hätten mich gefragt, welcher islamischen Konfession ich angehöre. Doch ich bin einfach nur Moslem.“ – „Warum hast du nicht einfach gesagt, du hättest keinen Glauben?“ – „Weil ich meine Klappe nicht halten kann“. Moha schaut aufs Handy. „Ich hab die Augen zu. Lass uns noch ein Foto machen.“ Knips. „Was wünscht du dir für das Jahr 2016“, frage ich ihn: „Eine eigene Wohnung und dass ich jederzeit überall in Deutschland hinfahren kann, ohne meine Sozialbetreuerin anrufen zu müssen.“