Uferstreifen mit Müll, nicht angeleinte Hunde, illegale Stege: Stadt setzt auf ehrenamtliche Helfer, um Umweltverstöße zu registrieren
Die Wellen schlagen hoch auf den Schweriner Seen. Die Ausweisung als EU-Vogelschutzgebiet, der FFH-Status und die vorhandenen Naturschutzgebiete sorgen für reichlich Diskussionen unter Wassersportlern, Stadtverwaltung und
-vertretung sowie Naturschützern. Wassersportler sehen sich durch Befahrensregeln in jahrzehntealten Gewohnheiten beschnitten, die Stadt muss vor Gericht für neue Stege kämpfen und die Umweltschützer fürchten um die Vogelwelt. Doch wie ist es mit dem Naturschutz im Kleinen? Was wird getan gegen vermüllte Uferstreifen und Schilfgürtel? Wer geht gegen Hundehalter vor, deren nicht angeleinte Hunde brütende Haubentaucher vom Nest scheuchen? Wer unternimmt etwas gegen illegale Stege?
„Unsere Möglichkeiten sind da beschränkt“, sagt Dr. Hauke Behr. „Wir haben akuten Personalmangel“, bekennt der Fachdienstleiter Umwelt. Wenngleich auch die Aufgabengebiete überschaubarer sind als in den Landkreisen, so könnten die Mitarbeiter der Verwaltung nicht überall sein. Müll am Ufer, Hunde auf Vogeljagd – die Sünder müssen auf frischer Tat ertappt werden. „In den wenigsten Fällen liegt aber eine Visitenkarte beim Müllhaufen“ so Behr.
Die Stadt hat deshalb die Idee der Naturschutzwarte „reaktiviert“. Derzeit gibt es im Stadtgebiet zehn. „Es sind aber noch nicht alle Bereiche besetzt“, so Behr. Diese Naturschutzwarte sind in ihrem jeweiligen Bereich unterwegs, weisen Hundehalter auf die Leinenpflicht hin, melden Müll und Unrat. Aber sie stechen auch das immer mehr wuchernde Jakobskreuzkraut aus oder sammeln Weinbergschnecken von zukünftigen Baugebieten. Sanktionen können die ehrenamtlichen Helfer bei Verstößen gegen Umweltschutzvorgaben aber nicht verhängen. Auch gegen die Raserei von Jetski-Fahrern auf dem See hat die Stadt keine Handhabe, so der Fachdienstleiter. „Wir sind aber in ständigem Kontakt mit der Wasserschutzpolizei.“
„Die Verwaltung kann den Naturschutz nicht bis ins Kleinste gewährleisten. Da ist sie überfordert“, sagt Corinna Cwielag, Geschäftsführerin des Bundes für Natur und Umweltschutz (BUND). Sie setzt daher auf Aufklärung. „Die Schweriner müssen erkennen, welchen Schatz sie mit der Natur haben.“ Und sie sollen sich gegenseitig auf Verstöße gegen den Naturschutz aufmerksam machen. „Wenn ein Hundehalter sein Tier frei laufen lässt, muss man ihn auf die Leinenpflicht aufmerksam machen.“ Cwielag ist aber auch bewusst, dass das leichter gesagt als getan ist. „Bis alle sich an den Naturschutz halten, wird es lange dauern. Da müssen ganz dicke Bretter gebohrt werden.“