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Schweriner erinnern sich Kleine Steine gegen das Vergessen

Von TIWE | 12.10.2016, 12:00 Uhr

Aktion Stolpersteine geht in Schwerin in die fünfte Runde: Vortrag und Verlegung am Donnerstag und Freitag

Aus der kleinen Idee ist inzwischen Deutschlands größtes Mahnmal geworden: Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat mit den Stolpersteinen bundesweit eine Aktion ins Leben gerufen, die ihresgleichen sucht. Mehr als 45 000 der kleinen Namensplatten sind in weltweit mehr als 1000 Städten vor den Wohnhäusern von Opfern der Nazi-Herrschaft verlegt worden. In Schwerin startet morgen die fünfte Runde.

In diesem Jahr werden 13 Stolpersteine für die Opfer der so genannten Aktion T4 – ein Euthanasieprogramm der Nazis in Schwerin – verlegt. Zugleich erscheint bei der Landeszentrale für Politische Bildung das Buch „Die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg/Lewenberg 1939-1945“ von Dr. Kathleen Haack, Dr. Bernd Kasten und Dr. Jörg Pink. Erstmals stellen die Autoren neue Erkenntnisse vor.

Kathleen Haack von der Uni Rostock hält einen Vortrag über die „Euthanasie“-Maßnahmen in Mecklenburg und widmet sich darin der Schlüsselrolle der Heilanstalt Sachsenberg sowie der „Aktion T4“. Während sie die neuen Erkenntnisse zu den Patientenmorden aus der Opferperspektive darstellt, fokussiert sich Jörg Pink von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Schweriner Helios-Kliniken in seinem Vortrag auf die Täter. Zudem berichtet er über den Umgang mit den Verantwortlichen und geht auf den so genannten „Sachsenberg-Prozess“ ein. Abschließend wird Ekkehard Kumbier von der Uni Rostock etwas zum Thema Erinnerungskultur sowie ethische Implikationen aus den Patientenmorden für die Gegenwart beisteuern. Alle Interessierten sind eingeladen, morgen von 18 Uhr an im Festsaal der Helios-Klinken im Haus 13 dabei zu sein.

Die Schweriner Stolperstein-Initiative wird dann am Freitag gemeinsam mit dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig insgesamt 13 Stolpersteine verlegen. „Die zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatten werden vor den Hauseingängen des jeweils letzten freiwilligen Wohnsitzes von Opfern des Faschismus in den Bürgersteig eingelassen. Auf jedem steht geschrieben: ,Hier wohnte…‘, denn ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, erklärt Sabine Klemm von der Stolperstein-Initiative Schwerin.

Bisher gibt es in der Landeshauptstadt 51 Stolperstein für Schweriner aus allen Bevölkerungsgruppen – Juden und Nichtjuden, Denunziationsopfer, Opfer des Euthanasieprogramms, Gewerkschafter und Christen. Die am Freitag zu verlegenen Stolpersteine erinnern an 13 Opfer der Euthanasie. Sie waren vom Sachsenberg am 18. Juli bzw. 1. August 1941 nach Bernburg verlegt worden, wo sie am Tag ihrer Ankunft in der Gaskammer ermordet wurden. In die Schweriner Heilanstalt Sachsenberg waren die Opfer zwischen 1923 und 1937 eingewiesen worden.