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Schweriner Behörden Jugendamt vor zu großen Hürden

Von GEST | 08.05.2017, 08:00 Uhr

Unbesetzte Stellen, Langzeiterkrankungen und Arbeitszeitverkürzungen von Mitarbeitern führen zu hoher Arbeitsbelastung

Im Jugendamt gibt es Personalprobleme. Zu wenige Mitarbeiter müssen zu viele Fälle bearbeiten. Im Finanzausschuss hat Sozialdezernent Andreas Ruhl die Gründe dargelegt: Langzeiterkrankungen, Fluktuation und Arbeitszeitverkürzungen. Statt 21 Vollbeschäftigten arbeiten in Jugendbereich nur 17. Aktuell sind 727 Fälle zu bearbeiten. Dazu kommen etwa 190 „lose“ Vorgänge. Das sind 54 Fälle pro Vollzeitbeschäftigtem. Wären alle Stellen besetzt , jeder Mitarbeiter hätte zehn Fälle weniger zu bearbeiten. Zu der hohen Arbeitsbelastung kommt, dass die Mitarbeiter alle fünf Wochen Bereitschaftsdienst haben und sich in dieser Zeit nicht um die Jugendlichen kümmern können.

Und Ruhl benannte noch mehr Themen, die die Arbeit des Jugendamtes erschweren: der Führungswechsel, der öffentliche Druck nach dem „Power-for-Kids“-Skandal, keine ausreichende technische Ausstattung mit Fachprogrammen.

Der Sozialdezernent ist dabei, gegenzusteuern. Derzeit laufen Bewerbungsgespräche,. „In den nächsten drei Monaten soll die Arbeitsfähigkeit wieder auf ein normales Maß gebracht werden“, so Andreas Ruhl. Allerdings sind Sozialpädagogen offenbar schwer zu bekommen. „Für diese Fachleute haben wir mittlerweile sogar eine Dauerausschreibung.“

Laut seinem Bericht über die kommunalen Sozialausgaben hat sich auch der Landesrechnungshof mit der Personalausstattung beschäftigt. „Der Landesrechnungshof hat Ende 2016 festgestellt, dass in bestimmten Bereichen eher wenig Personal in der Verwaltung beschäftigt ist“, sagt der Sozialdezernent. „Allerdings konnte auch nicht belegt werden, dass zu wenig Personal vorhanden ist.“ Dagegen hat der Beratende Beauftragte schon 2014 festgestellt, dass im Sozialamt der Stadt weder zu viel noch zu wenig Personal vorhanden ist. Die gleiche Aussage wurde für das damalige Amt für Jugend, Schule und Sport getroffen. Aber zu dem Zeitpunkt war der Verein „Power for Kids“ auch noch nicht in der Öffentlichkeit aktuell.

In Schwerin sind die Sozialausgaben – im Vergleich zu den Landkreisen – deutlich höher. Da Ausgaben pro Fall in etwa gleich sind, sind in der Stadt mehr Bedürftige zu betreuen. Warum es die Bezieher von staatlichen Sozialleistungen in die Stadt zieht, ist nach Angaben von Andreas Ruhl noch nicht hinreichend untersucht.

Der Sozialdezernent folgert daraus: „Das Problem in Schwerin ist nicht das Personal, sondern die Bevölkerungsstruktur.“ Das bestätigt der Landesrechnungshof: „Die überdurchschnittliche Ausgabenintensität in den kreisfreien Städten lässt sich ganz wesentlich durch hohe Anteile an Leistungsempfängern ohne anrechenbares oder mit unterdurchschnittlichem Einkommen erklären.“