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Bevorstehender Abriss in Schwerin Hochhäuser bereits fast leer

Von GEST | 23.10.2016, 21:00 Uhr

In den Plattenbauten in Neu Zippendorf und Lankow leben nur noch wenige Mieter – im Frühjahr beginnt der Abriss der Elfgeschosser

Die Vorbereitungen für den Abriss des Hochhauses in der Rostocker Straße laufen. Ein Ingenieurbüro ist gegenwärtig dabei, die Leistungsbeschreibung zu erstellen. Danach werden die Arbeiten ausgeschrieben. „Ich gehe davon aus, dass der eigentliche Abriss im zeitigen Frühjahr beginnen kann“, sagt der Geschäftsführer der städtischen WGS, Thomas Köchig.

Zunächst muss der Plattenbau entkernt werden. Türen, Rohre, Kabel – alle Einbauten werden herausgerissen. Im Sommer wird dann ein Bagger mit überlangem Arm anrücken, um das Gebäude Etage für Etage abzuknabbern.

Im Zusammenhang mit dem Abriss des Hochhauses soll auch die benachbarte Gaststätte weg. „Wir stehen gerade in Kaufverhandlungen“, sagt Köchig. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir einen Abschluss hinbekommen.“

Noch wohnen zwei Parteien im Hochhaus Rostocker Straße. Auch die haben aber bereits vor langer Zeit eine so genannte Verwertungskündigung bekommen. Der WGS-Chef geht von einem baldigen Auszug aus.

Allerdings muss er gerade alles tun, um unerwünschte Neueinzüge zu verhindern. „Der Hohlraum unterm Dach ist ein Winterquartier für Fledermäuse. Die sollen da aber jetzt nicht einziehen“, sagt Köchig. Die WGS habe deshalb – in Abstimmung mit dem Fachdienst Naturschutz – Ersatzquartiere für die Fledermäuse eingerichtet.

Auch in Lankow wird der Abriss der Hochhäuser in der Eutiner und in der Plöner Straße durch ein Ingenieurbüro vorbereitet. Dieser Rückbau soll nach jetzigen Planungen Ende kommenden Jahres losgehen – voraussichtlich in der Eutiner Straße. Dort sind noch 29 von 240 Wohnungen belegt. In der Plöner sind es noch 63. Aber auch hier geht Thomas Köchig davon aus, dass bis zum Abrissstart alle Wohnungen leer sind.

Auch das Hochhaus in der Julius-Polentz-Straße hat „keine Chance, im eigenen Bestand modernisiert zu werden“, wie es Köchig formuliert. Im Klartext heißt das: Verkauf oder Abriss. Grund sind die hohen Kosten. „Eine Sanierung würde bestenfalls zehn Millionen Euro kosten. Eine Finanzierung lehnen die Banken ab“, sagt der WGS-Chef. Ein Käufer, den Köchig schon an der Hand hatte, ist aber wieder abgesprungen.

Von den 375 Wohnungen im Hochhaus Polentzstraße sind nur noch 17 bewohnt. Allerdings steht auf dem Dach ein Funkmast, der für die Mobiltelefonie in Lankow unverzichtbar ist. „Der kann nicht so einfach auf das Hochhaus in der Rahlstedter Straße umgesetzt werden.“ Denn so ein Mast benötigt einen besonderen Blitzschutz und einen Starkstromanschuss. Beides verlangt aber wiederum besonderen Brandschutz.

Das Hochhaus in der Rahlstedter Straße, das gerade modernisiert wird, macht der WGS ebenfalls einige Sorgen. Der Fahrstuhlanbau verzögert sich um etwa zwei Monate, weil für die Statik zusätzliche Verankerungselemente eingebaut werden müssen. Außerdem sind die Kosten aus dem Ruder gelaufen. Statt geplanter 3,8 Millionen Euro sind es voraussichtlich mehr als fünf Millionen. „Wenn wir für den Fahrstuhl schon ein Gerüst zu stehen haben, können wir das Dach auch gleich mitmachen“, sagt Thomas Köchig. Diese Arbeiten waren ursprünglich erst in den kommenden Jahren vorgesehen. Ebenso der Austausch der Wohnungstüren, die auch jetzt erneuert werden. Ein Problem sind auch die teilweise eingebauten Glasbausteine. Einige sind locker, wodurch im Brandfall ein Kamineffekt entstehen kann. Doch diese Steine aus DDR-Produktion gibt es nicht mehr. Das bedeutet zusätzliche Kosten.

„Bei der etagenmäßigen Modernisierung liegen wir aber vorn“, so Geschäftsführer Köchig. Denn die Diskussion um die Farben des Hauses seien verstummt. Unsere Mieter wollen für ihre Balkone sogar lieber Rot und Gelb statt Grau.“ Das aber seien typische Farben des Architekten Le Corbusier. Und dessen Bauten seien gearde erst zum Welterbe erklärt worden.