Crivitzer Stadtvertreter stimmen Umgestaltung zu, aber Amtsvorsteherin legt Widerspruch ein: öffentliche Debatte am 7. November
Gerät die Wiederbelebung des einstigen Kaufhauses in der Großen Straßen von Crivitz auf der Zielgerade noch ins Stocken ? Geschäftsfrau Anna Schade war nach dem für sie positiven Votum der Stadtvertretung mehr als zuversichtlich, das die letzte Hürde auf den Weg zur Neugestaltung des ehemaligen Schlecker-Marktes genommen wurde. Doch tags darauf kehrte Ernüchterung ein: Amtsvorsteherin Heike Isbarn widersprach dem Mehrheitsbeschluss der Stadtvertretung und untersagte die Umgestaltung des zweiten Gebäudeteils zu einem zur Straße hin offenen Café mit Holzelementen als prägende Fassadenteile.
„Ich hatte keine Spielraum“, betont Isbarn. „Beim Entwurf werden die Grundsätze der städtischen Satzung missachtetet.“ Eine Position, die auch im Bauausschuss vorherrscht. Doch diese fand in der Stadtvertretung keine Mehrheit: 10 von 17 Mitglieder hatten sich hinter das Projekt von Anna Schade gestellt. „Hier haben wir eine engagierte und erfolgreiche Geschäftsfrau die im alten Kaufhaus einen Neuanfang wagt, Leben in die Altstadt bringt“, betont Bürgermeisterin Britta Brusch-Gamm. Das seien gute Gründe, betont auch Amtsvorsteherin Heike Isbarn, rein rechtlich und fachlich betrachtet sei es dennoch nicht zulässig, die Gestaltungssatzung auszuhebeln.
Für Anna Schade ist das nicht nachzuvollziehen: „Wer entscheidet hier: die Stadtvertreter oder die Verwaltung ?“
Doch genau da liegt das Dilemma: Die Gestaltungssatzung ist ein zuletzt 2005 von der Stadtvertretung geändertes Kommunalgesetz, das sie selbst beachten muss. Darüber wiederum wacht die Amtsverwaltung, betont Britta Brusch-Gamm. Doch Ausnahmen sind zulässig und eine dogmatische Auslegung will die Bürgermeisterin nicht akzeptieren. Das Projekt von Anna Schade sei schließlich nicht der erste Bau, der von den Satzungsvorgaben abweicht.
Heftig diskutiert wurde in jüngster Vergangenheit ausgerechnet über die neue Gestaltung des Amtssitzes und über den Amtsparkplatz in der Parchimer Straße. Letztlich stimmte die Stadtvertreter zu, um der Zusammenführung des Amtsverwaltung keine Steine in den Weg zu legen, betont Britta Brusch-Gamm. Heike Isbarn betont, dass die Amtsprojekte städtebaulich ins Bild passen, dort kein grundlegender Verstoß gegen die Crivitzer Gestaltungssatzung vorgelegen hätte.
Britta Brusch-Gamm sucht nun nach einem Ausweg aus dem Dilemma. Am 7. November soll es eine Stadtvertretersitzung nebst Bürgerversammlung geben – ausschließlich zu diesem Thema. Beginn ist um 19 Uhr in der Regionalen Schule. Das ist notwendig, weil die Stadtvertreter über den Widerspruch der Amtsvorsteherin abstimmen müssen. „Vielleicht setzen wir die gesamte Satzung außer Kraft“, nennt die Bürgermeisterin ein Szenario.
Davon unabhängig soll genau an dem Tag „Annas Laden“ erstmals seine Türen öffnen. Am 7. November um 9 Uhr öffnen die 35-Jährige und ihre fünf Angestellten erstmals den Spielzeugladen. Auf den 650 Quadratmetern ist auch Platz für Kindersachen und eine Bücherecke. „Ich habe seit 13 Jahren ein Telefongeschäft – genau gegenüber“, erzählt Anna Schade. Da sich viele Kunden ein Spielzeuggeschäft in Crivitz wünschten, bot sie ein kleines Sortiment an. Seit dem Schlecker-Aus fiel der Blick der Geschäftsfrau immer wieder aufs alte Kaufhaus. „Eigentlich sagte jeder, dass da was passieren muss“, berichtet Anna Schade. Der Wunsch nach einem Spielzeugladen wurde immer lauter, auch ein Treffpunkt für Familien wurde oft genannt. Anna Schade machte ein Doppelprojekt daraus. Teil 1, der Spielzeugladen, wird bald Realität, das Café als Teil 2 hängt indes nach einem Jahr Planung wieder in der Warteschleife...