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Landwirtschaft Er sorgt 2016 fürs nötige Schwein

Von kmue | 31.12.2015, 08:00 Uhr

Bauer Stefan Wille genannt Niebur durfte sich schon vor dem Jahreswechsel über viele Glücksferkel freuen – aber ein Wunsch bleibt

Eine wohlige Wärme herrscht im Stall und zwischen fröhliches Gegrunze mischt sich ein feines, leises Quieken. Die kleinen Ferkel sind jetzt knapp eine Woche alt. Am Heiligabend haben die meisten von ihnen das Licht der Welt erblickt.

Stefan Wille genannt Niebur ist kein Biobauer. Trotzdem haben die Schweine bei ihm bis zur Schlachtung kein schlechtes Leben. „Bis sie geschlachtet werden, soll es den Schweinen gut gehen“, sagt der Bauer und erzählt von Wohlfühl-Boxen mit mehr Freiraum für die Tiere. Noch sind diese nur einigen seiner Schweine vorbehalten, aber bald sollen weitere folgen.

Insgesamt 700 Sauen sind im geschlossenen System. Tiere aus anderen Beständen kommen bei der Wille-Niebur Ost GbR nicht in den Stall. „Lediglich Samen kaufen wir ein“, erklärt der 43-Jährige. Und dann dauert es 115 Tage, bis die trächtige Sau ihre Ferkel bekommt. Wie viele und vor allem wie viele von welchem Geschlecht, sei jedes Mal eine Überraschung. „Aber im Durchschnitt sind es 12 oder 13 Ferkel pro Wurf. Und davon sind dann 60 Prozent männlich“, erzählt der Landwirt. 23 Tage bleiben die kleinen Ringelschwänze bei der Sau. Weitere 52 Tage sind sie dann in der Aufzucht. Auch in dieser Zeit sind die Glücksbringer noch unter intensiver Kontrolle. „Schweine sind vielleicht nicht die intelligentesten Tiere, brauchen aber dennoch viel Liebe und Pflege. Gerade in den ersten Tagen schauen wir mehrmals täglich, ob es ihnen gut geht“, erklärt Wille genannt Niebur. Manchmal müsse Milch zugefüttert werden, wenn eine der Sauen nicht genügend hat. Dafür gebe es so genannte Milchtassen, an denen sich die Ferkel bedienen. Und nach 75 Tagen gehen die Jungtiere für weitere 110 Tage in die Mast. Dort werden sie vollautomatisch gefüttert. In den Trog kommen vor allem Produkte aus der Region und teilweise vom eigenen Betrieb: Mais, Triticale, Roggen, Gerste und Erbsen.

Seit 26 Jahren widmet sich Stefan Wille genannt Niebur der Schweinezucht. Und noch immer brennt er für seinen Beruf: So leuchten seine Augen, wenn er von den Tieren erzählt und ein strahlendes Lächeln legt sich auf seine Lippen, wenn er die kleinen Ferkel auf dem Arm hat und sie sich an seine Brust kuscheln. „Das ist Glück. Wenn es den Tieren gut geht, kann es auch uns gut gehen“, erklärt er und setzt die Ferkel wieder zurück zur Sau. Auch wenn sich Stefan Wille genannt Niebur Jahr für Jahr Glücksbringer züchtet, bleibt ein Wunsch auch für 2016 bestehen: „Ich wünsche mir die Wertschätzung für unseren Berufsstand zurück. Der Bauer steht heute nur noch in der Kritik und das sehr oft zu unrecht“, betont der Landwirt. Er habe nichts gegen ökologische Landwirtschaft. „Es ist sogar gut, dass es neben den konventionellen Betrieben diese gibt“, sagt er und fordert auch eine entsprechende Wende in der Preispolitik: Das, was Bauern täglich leisten, müsse vernünftig bezahlt werden. „Wir brauchen auch künftig Schweinefleisch. Es muss nur vernünftig produziert und konsumiert werden“, sagt der Bauer. Ob heute Abend Schweinefleisch auf seinem Teller landet? Stefan Wille genannt Niebur weiß es nicht: „Ich bin eingeladen und lass mich überraschen.“