Jörg Pundt und sein Sohn Michael kümmern sich um eine Herde mit 1200 Tieren
„Na, kommt.“ Lange muss Schäfer Jörg Pundt seine Schafe nicht bitten. Der Zaun geht auf und im Nu ist die Herde von der einen Weide auf die andere gewechselt – unter allgemeinem, freudigem Blöken natürlich. „Dem saftigen Grün auf der neuen Fläche können die Tiere einfach nicht widerstehen“, sagt Pundt. Und so solle es ja auch sein. Ungefähr eine Woche haben die 200 Deutschen Schwarzköpfigen Fleischschafe gebraucht, um die alte, etwa einen Hektar große Weide in der Nähe des Wendenhofes im Ortsteil Wickendorf abzugrasen. Nun machen sie auf dem Nachbarfeld weiter. Landschaftspfleger auf vier Beinen.
Insgesamt 1200 Tiere umfasst die Herde der Agrargemeinschaft Lübstorf, die Jörg Pundt betreut. Außer in Wickendorf stehen seine Schafe von April bis November auch in Klein und Groß Medewege, in Görries, Alt Meteln und Kirch Stück, auf gepachteten Flächen. Im Winter geht es dann in den Stall.
Jörg Pundt, 55 Jahre alt, ist Schäfer aus Leidenschaft – und Tradition. Auch sein 28-jähriger Sohn Michael arbeitet als Schäfer, unterstützt seinen Vater im Betrieb. „Wir Pundts sind damit Schäfer in der fünften Generation“, erklärt Jörg Pundt. Die Beschäftigung mit den Tieren, die Tätigkeit an der frischen Luft, der Beitrag zum Naturschutz – das schätze er an seinem Beruf.
Pundt Senior und Junior sind stolz auf ihre Herde. Keine andere Herde von Deutschen Schwarzköpfigen Fleischschafen in der Bundesrepublik weise so viele Tiere mit einem Stammbaum auf, betont Jörg Pundt. Das so genannte Herdbuch werde gewissenhaft geführt. Kein Wunder, dass die Pundtschen Böcke unter Züchtern begehrt sind.
In den 50er-Jahren hatte einst der Vater von Jörg Pundt, Paul Pundt, die Herde aufgebaut. Sein Sohn und sein Enkel achten darauf, dass sich der aktuelle Tierbestand immer wieder regeneriert, dass der Altersdurchschnitt stimmt.
Und der nächste Nachwuchs ist schon in Sicht: Die Muttertiere sind trächtig, allein im Dezember werden 800 „ablammen“, wie Jörg Pundt sagt. Ein langes Leben wird den allermeisten Lämmern allerdings nicht beschieden sein. „Wenn sie etwa 45 Kilogramm schwer sind, werden die Tiere an einen Schlachthof in Holstein abgegeben“, erläutert der Schäfer.
Landwirtschaft in Schwerin, Nutztierhaltung in der Stadt? Für Jörg Pundt seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Die Aufgaben eines Schäfers seien schließlich überall die gleichen. Er versorge die Tiere mit Wasser, kümmere sich um ihre Klauen, sichere die Nahrungsgrundlage, baue Zäune und helfe dabei, den Nachwuchs auf die Welt zu bringen.
Jörg Pundt und auch sein Sohn Michael sind so eng mit ihrer Herde verbunden, dass sie sich nicht vorstellen können, in einem anderen Beruf zu arbeiten.