Mueßer Freilichtmuseum Gastgeber des Festivals für immaterielles Kulturerbe: Handwerker, Vereine und Heimatpfleger gestalten es mit
Kulturelles Erbe ist mehr als das Schloss und das Residenzensemble. Dazu gehört auch die Bewahrung und Pflege alter Handwerkstechniken und Sitten und Bräuche. Wie vielfältig und spannend dies ist, zeigte gestern das Festival des immateriellen Kulturerbes im Mueßer Freilichtmuseum für Volkskunde. Es war bundesweit das erste seiner Art und wurde von der Deutschen Unesco-Kommission unterstützt.
Entsprechend groß fiel das Lob von Prof. Dr. Gertraud Koch vom Expertenkomitee „Immaterielles Kulturerbe“ der Unesco-Kommission aus: „Es geht darum, auch das zu bewahren, was Menschen wissen und können. Und es gilt, dieses Wissen weiterzugeben, nicht nur zu präsentieren. Schön, dass dabei dieses Museum eine Vorreiterrolle übernimmt.“ Vieles von dem, was die Besucher an den 16 Ständen auf dem Museumsareal erleben und ausprobieren konnten, gehört zum Standardangebot der städtischen Einrichtung, anderes war neu, nicht alles harmonierte. Museum, Volkskundler und Heimatfreunde hätten sich mehr Zusammenarbeit mit dem Land im Vorfeld des Festivals gewünscht.
Eine Attraktion indes waren die Falkner, die Uhu, Turmfalke, Schleiereule und andere Vögel zeigten und über die Falknerei informierten. Auskunft gaben auch die Frauen vom Museumsförderverein Klöndör. Sie hatten zum Verkosten vielerlei Leckereien mitgebracht, die nach überlieferten Mecklenburger Rezepten oder uralten Kochbüchern und Aufzeichnungen zubereitet worden waren, wie etwa extrem lang gekochter Dreimus, schwarze Walnüsse, die Hack-un-Plück-Suppe aus Rindfleisch und verschiedenen Bohnen oder Kartoffelpuffer nach einem Rezept aus der Schlossküche des Großherzogs. „Wir probieren das alles und vieles mehr an unserem Kochstammtisch aus“, berichtete Ute Fähnrich.
Reetdachdecker demonstrierten ihr Handwerk, Volksmusiker wie Dr. Ralf Gehler erklärten mit Anschauungsmaterial die Herstellung von Instrumenten, die unsere Vorfahren benutzten und spielten alte Musik. Wie Butter aus Milch gemacht wird, konnten die Kinder selbst ausprobieren, Märchenerzählern zuhören oder in eine funktionierende Küche aus Uromas Zeiten blicken, in der tatsächlich gekocht wurde. „Cool, voll spannend“, sagten die Brüder Lovis (9) und Henning (10), die mit ihrer Familie das Festival besuchten. Mutter Diana Steinbrenner präzisierte: „Uns gefällt, dass dies ein lebendiges Museum ist.“
Damit das ausgebaut werden kann, unterstützt das Land die Stadt. Kultusministerin Birgit Hesse übergab Oberbürgermeister Rico Badenschier einen Fördermitelbescheid über 24 000 Euro zur Aufbereitung des Fotoarchivs der SVZ, das in Mueß aufbewahrt wird.