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Schweriner Geschichte Bewahrte Stadtgeschichte

Von BERT | 25.10.2016, 12:00 Uhr

Verborgene Schätze: Volkskundemuseum sammelt Zeugnisse aus Schwerins Historie und freut sich auch über private Archive

Seit Jahrhunderten kommt jedes Jahr Anfang November der Martensmann mit einer Kutsche von Lübeck nach Schwerin, um als Tribut für Salzhandelsprivilegien den Bürgern der Stadt ein Fass Rotspon mitzubringen. Die Geldkatze und seine große Laterne, die er jahrhundertelang benutzte, fanden Eingang in die Großherzogliche Sammlung. Später kamen sie ins Depot des Staatlichen Museums. Jetzt sind die Objekte da, wo sie auch hingehören: in der Sammlung des Stadtgeschichtsmuseums. Doch die wird in Ermangelung eines eigenen Ausstellungsgebäudes vom städtischen Volkskundemuseum in Mueß betreut.

„Wir haben eine Vielzahl von Objekten der Stadtgeschichte, die wir in unseren Depots bewahren“, sagt Gesine Kröhnert, die Direktorin des Volkskundemuseums. Leider seien die Möglichkeiten der Präsentation sehr begrenzt. „Doch wenn wir thematische Ausstellungen machen, können wir darauf zurückgreifen.“

Solche Sonderschauen, die in den vergangenen Jahren viele Besucher anlockten, waren beispielsweise die zur Geschichte der Milchbauern in Mecklenburg oder zur Schulgeschichte, zum Fischereiwesen oder zum Gemüsegartenbau. „Das Reizvolle solcher Expositionen ist, dass wir im Nachhinein immer Schenkungen von Bürgern bekommen“, erzählt Gesine Kröhnert.

So habe zum Beispiel gerade der Nachfahre eines Schweriner Fischers dem Museum eine ganze Truhe mit Erinnerungsstücken geschenkt. „Darunter waren sehr interessante Fotos, zum Beispiel von den Fischweibern auf dem Ziegenmarkt“, erzählt die Museumschefin. Ein wahrer Schatz sei auch das Foto-Archiv der SVZ, das das Museum in diesem Jahr erhalten habe. Ein Teil davon wird gerade in der aktuellen Sonderausstellung präsentiert.

Doch vieles aus der Sammlung des Volkskundemuseums wird auch weiter im Verborgenen schlummern, weil einerseits Ausstellungsflächen fehlen – das Stadtgeschichtsmuseum wurde vor gut zehn Jahren aus finanziellen Gründen geschlossen – andererseits fehlt aber auch Personal für die wissenschaftliche Bearbeitung.

So hat zum Beispiel die Denkmalpflege der Stadt viele Objekte aus Gebäuden gerettet, die abgerissen wurden. Dazu gehört Inventar der Stadthallen und der beiden nach der Wende geschlossenen Kinos ebenso wie Tapeten aus Bürgerhäusern. Über die Restaurierung der 1993 beschädigten Keramischen Säule mit 27 Reliefplastiken, die acht Jahrhunderte Schweriner Stadtgeschichte illustrieren, hat die Politik immer wieder diskutiert. Das Traditionskabinett der sowjetischen Armee, das die Truppen bei ihrem Abzug zurückließen, wurde eingelagert, kann aber nicht gezeigt werden. So wie viele andere Objekte, die die Geschichte der Stadt dokumentieren.