Bewohner machen sich Sorgen – Geschäftsführer: Aktuelle Pflegesätze in Schelfwerder decken nicht mehr die Kosten
Aufregung im Seniorenheim der Arbeiterwohlfahrt in Schelfwerder: Um sage und schreibe 25 Prozent sollen die Tagessätze erhöht werden, berichtet ein Bewohner empört. Er habe es schriftlich. Seine Sorge: „Viele Betroffene könnten den gestiegenen Eigenanteil nicht mehr aufbringen, werden zum Sozialfall, zum Bittsteller.“
„Ja, die Pflegesätze sollen angehoben werden“, bestätigt Axel Mielke, Geschäftsführer der Awo Soziale Dienste gGmbH Westmecklenburg – allerdings nicht um 25 Prozent. Mit einer Forderung von knapp 20 Prozent mehr gehe die Awo in die Verhandlungen mit den Pflegekassen Mitte September. Die neu berechneten Sätze würden zwar die tatsächliche Kostensituation im Heim widerspiegeln, von den Kassen aber voraussichtlich nicht in voller Höhe hingenommen, so Mielke.
Auf die Heimbewohner in Schelfwerder kommen freilich nicht nur höhere Pflegesätze zu. Auch der Beitrag zu den Investitionskosten soll angehoben werden, wie der Awo-Chef ebenfalls bestätigt. Verhandlungspartner für die Höhe dieses Postens sei das Landesamt für Gesundheit und Soziales. Mit dem gegenwärtigen Beitrag von drei Euro pro Tag sei eine Werterhaltung des Objektes mit 84 Plätzen nicht mehr möglich, erklärt Mielke.
Hintergrund insbesondere für die Pflegesatzverhandlungen ist das so genannte Zweite Pflegestärkungsgesetz, das vom 1. Januar kommenden Jahres an unter anderem eine Umstellung der bisherigen drei Pflegestufen in dann fünf Pflegegrade vorsieht. Der Mindestlohn für Pflegehilfskräfte, ein veränderter Mitarbeiterschlüssel und weitere neue Richtlinien beim Personal ließen sich mit den bisherigen Pflegesätzen im Heim Schelfwerder nicht mehr finanzieren, sagt der Awo-Geschäftsführer. „Die Politik macht immer neue Vorgaben für den Pflegebereich, das System muss aber auch irgendwie bezahlt werden.“ Die Awo nehme deshalb für ihr Heim in Schwerin konkrete Verhandlungen mit den Kassen auf, so Mielke. In der Stadt gäbe es jedoch auch Träger, die zum 1. Januar eine deutlich geringere pauschale Erhöhung der Pflegesätze akzeptieren würden.
Ein Beispiel: die Sozius Pflege- und Betreuungsdienste gGmbH, größter Anbieter bei der stationären Altenpflege in der Landeshauptstadt. „Wir gehen für ein halbes Jahr auf das Angebot der Pauschale ein“, sagt Geschäftsführer Frank-Holger Blümel. Danach werde es Verhandlungen geben. Die Umstellung von den Pflegestufen auf die Pflegegrade berge dabei ein durchaus schwieriges Berechnungsverfahren, so der Sozius-Chef. Gerade für Schwerpflegebedürftige würden sich durch das neue Gesetz aber eher finanzielle Entlastungen ergeben.