Auf dem Lottihof in Seefeld haben Manni, Simba und Otto ihre Ruhe
In Deutschland gibt es mehr als 620 000 eingetragene Vereine. Dort treffen sich Menschen, um Sport zu treiben, ihren Hobbys nachzugehen, Traditionen und Kultur zu pflegen, zu helfen oder zu fördern. Die SVZ besucht einige der mehr als 100 Vereine im Schweriner Umland, um zu erfahren, warum sich Menschen in Vereinen engagieren, was ihnen wichtig ist und mit welchen Problemen sie dort zu kämpfen haben. Heute stellen wir den Verein Lottihof für Kinder und Tiere vor.
Manni hat seine besten Tage schon längst hinter sich. Als Polizeipferd war das Tier im Einsatz. Aber es war zu ängstlich und wurde aussortiert. Das ist lange her, die Knochen sind 29 Jahre alt. Irgendwann landete Manni auf einem Gnadenhof in Rheinland-Pfalz. „Als dieser aufgelöst musste, haben wir Manni nach Seefeld geholt“, sagt Christine Geburtig. Mannis neue Heimat und wohl letzte Station auf seinem langen Lebensweg ist jetzt der Lottihof in Dörfchen Seefeld.
Der Lottihof, das ist ein elf Hektar großes Gelände voller Ställe, Koppeln und Volieren mitten in der hügeligen Landschaft bei Mühlen Eichsen, auf dem Kinder, Jugendliche, beeinträchtigte Menschen und Senioren den artgerechten Umgang mit Tieren erleben und erfahren können. Und auf dem derzeit fast 130 Tiere ihren Lebensabend verbringen. Aber wer ist eigentlich Lotti? „Lotti, das ist ein Esel“, erklärt Christine Geburtig, die den Verein „Lottihof für Kinder und Tiere“ im August 2011 in Nordwestmecklenburg gründete. Geboren im Havelland, lebte die 45-Jährige lange in Berlin, arbeitete dort auch ehrenamtlich in einem Kinderhospiz. Dann ging sie mit ihren beiden Eseln Lotti und Darwin zu den sterbenskranken Kindern, um ihnen so viele schöne Momente wie möglich zu machen. Ihren kleinen Streichelzoo gab sie auf, als sie ihren Traum vom eigenen Kinderbauernhof in Mecklenburg verwirklichen konnte. Zwei Schafe, zwei Ziegen und die beiden Esel kamen mit.
Hahn Otto stolziert stolz über das Gehöft. Wie viele andere Tiere auch wurde er zum Lottihof gebracht, weil es ihm woanders nicht gut erging. Er kommt aus der Region, lebte auf einem Hof, der von den Behörden geschlossen wurde, weil sich sein Besitzer nicht um das Federvieh kümmerte. Auch Pony Dancer hat jetzt in Seefeld seine Ruhe. Papiere gab es nicht für das Tier, das Alter wurde geschätzt. „Dancer wurde früher misshandelt. Ihm wurde auf den Kopf geschlagen“, weiß Christine Geburtig. An den Kopf fassen lässt sich Dancer von Besuchern nicht mehr. Dann zuckt er zurück und wird nervös. Viele andere Tiere auf dem Hof lassen sich aber gerne streicheln und füttern. So wie Minischwein Simba, dass sich schon freiwillig auf den Rücken legt, wenn es Streicheleinheiten vermutet.
Und die gibt es genug, denn es gehört zum Konzept des Hofes, dass an den Besuchstagen viele kleine und große Menschen mit den Tieren in Berührung kommen können. Schul- und Kita-Gruppen kommen regelmäßig, können im Kinderhaus sogar ihre Ferien verbringen und viel über Tier und Natur erfahren. Suchtpatienten kommen, Senioren auch.
Finanziert wird das Projekt vornehmlich von der Dachorganisation „Aktion Tier und Mut“, für die Christine Geburtig arbeitet und Aufklärungsarbeit in Sachen Tierschutz beispielsweise in Schulen macht. Den Lottihof betreibt die gelernte Erzieherin und Tierpflegerin ehrenamtlich. Neben den Beiträgen von 20 Vereinsmitgliedern gibt es manchmal auch Spendengelder. Gleich 100 000 Euro gab es im vergangenen Jahr vom Land MV, dass die knapp 60 Tierheime im Land unterstützt. „Davon haben wir Unterstände für die Pferde und Karantäne-Volieren gebaut“, sagt die Chefin des Lottihofs. Und erst am vergangenen Montag gab es noch einmal 12 000 Euro vom Landesförderinstitut. Von diesem Geld sollen die Zäune auf Vordermann gebracht werden.
Esel Lotti steht mit stoischer Ruhe auf der Koppel. 20 Jahre alt ist das Tier, und bis auf den täglichen Kampf gegen die Fliegen geht es ihr dem Alter entsprechend gut. Nicht alle sind so fit, einige sind so krank, dass sie eingeschläfert werden müssen. Manchmal machen die Kinder vorher noch ein Foto von den Tieren, die sie nachher vermissen werden. Aber sie wissen: Auf dem Lottihof, da ging es den Tieren gut.