Nach Attacke auf Flüchtlingsunterkunft drohen den Tätern mehrjährige Haftstrafen
Eine Haftstrafe zwischen fünf und sechs Jahren im Gegenzug für ein umfassendes Geständnis – so lautete gestern das Ergebnis eines zweitägigen Gespräches mit allen Gerichtsbeteiligten. Thomas H.(25) aus Groß Lüsewitz und Florian H.(26) aus Broderstorf werden des versuchten Mordes und der schweren Brandstiftung beschuldigt, weil sie Molotowcocktails auf ein Asylbewerberheim in Groß Lüsewitz geworfen haben sollen. Trotz der hohen Strafandrohung gingen die Angeklagten auf dieses Angebot ein, denn das Urteil könnte auch lebenslang lauten.
Nach der Beerdigung seines Cousins hätte er sich am Abend des 11. Oktober 2014 zur Feuerstelle im Ikendorfer Wald begeben, gab Thomas H. an. Dort wurde der Geburtstag von Florian H. nachgefeiert. Sie hätten reichlich getrunken. Die Geburtstagsgäste seien mit der Entscheidung der Politik, Asylbewerber in Groß Lüsewitz unterzubringen, nicht einverstanden gewesen. Immerhin hätten die Deutschen den Wohnblock räumen müssen. Es war kein Geld für die Sanierung vorhanden, jetzt würde Geld fließen.
In dieser Atmosphäre sei der Plan entstanden, „etwas zu unternehmen“. An der Tankstelle in Roggentin hätten sie Benzin gekauft und anschließend in Groß Lüsewitz unter einer Laterne im Park zwei Bierflaschen damit gefüllt, einen alten Pullover in Stücke gerissen und diese in die Flaschen gestopft.
„Ich zündete den Pulloverfetzen mit meinem Feuerzeug an und warf die Flasche an die Hauswand“, gestand Thomas H. Es hätte einen lauten Knall gegeben. „Auf dem Weg zum Auto sah ich mich um. Eine große Flamme loderte im zweiten Stockwerk“, so der 25-Jährige. „Wir wussten um die Gefährlichkeit unseres Handelns“, fügt er dann hinzu.
Sie seien danach zu ihm nach Hause gefahren, hätten sich umgezogen und den LT-Club in Rostock aufgesucht. Er gab zu, mit der NPD sympathisiert zu haben, ohne ihre wirklichen Ziele zu kennen und ohne Mitglied zu sein. Sein Vater habe ihn dann aufgeklärt. „Ich bereue zutiefst, was ich getan habe“, so Thomas H. gestern. Denn er hätte gewusst, dass Familien mit Kindern im Heim wohnen.
Florian H. bestätigte im Wesentlichen die Aussagen seines Mitangeklagten. „Meine politische Gesinnung ist rechts. Ausländer mag ich nicht“, gab er zu. „Aber ich hatte sechs Monate Zeit, über alles nachzudenken“, sagte er dann. „Aus heutiger Sicht ist meine Tat unentschuldbar. Inbrandsetzen von Häusern ist keine Lösung.“
Malika D. (38), die zur Tatzeit in dem Block wohnte, sagte gestern als Zeugin aus. Wegen ihrer Schwangerschaft hätte sie in der entsprechenden Nacht nicht schlafen können und erst eine Explosion sowie danach weglaufende Schritte gehört. Sie habe daraufhin die Betreuerin Barbara Kirchhainer benachrichtigt, die dann die Polizei informierte. Acht Familien mit Kindern schliefen im Haus. Der Prozess wird am 22. Februar fortgesetzt.