Bombenentschärfung in Wittenberge : Entwarnung um 11.55 Uhr
Beide Zünder der Weltkriegsbombe gesprengt / Keine Sachschäden entstanden
Donnerstag, 11.55 Uhr: In Wittenberge heult die Sirene kurz auf. Das Zeichen für die Bürger, die Evakuierung im nördlichen Stadtgebiet ist aufgehoben. Der Blindgänger am Rehwischdeich hinter dem ehemaligen „Delphin“-Bad ist erfolgreich entschärft. In Wittenberge dürfen rund 2000 Bewohner zurück in ihre Häuser. Erleichterung auch in Weisen. 100 Bewohner der dortigen Waldhaussiedlung können wieder in ihre Wohnungen.
Nur knapp zwei Stunden benötigten die drei Sprengstoffexperten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Gerd Fleischhauer, André Müller und Guido Kuschinski,um die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen. 69 Jahre, fünf Monate und zwei Tage hatte der Sprengkörper unentdeckt in unmittelbarer Nähe des Rehwischdeiches, der die Stepenitzniederung sichert, gelegen. Er war bei einem Angriff amerikanischer Kampfflugzeuge auf Wittenberge am 22. Februar 1945 nicht detoniert.
Der Deich wird seit dem Frühjahr erhöht und verbreitert. Deshalb untersuchte eine Fachfirma das Gelände auf Munitionsrückstände aus dem Zweiten Weltkrieg und entdeckte in einer Böschung am Deich die Fünf-Zentner-Bombe, ausgestattet mit zwei mechanischen Zündern. Die Experten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes entfernten diese Zünder und sprengten sie separat. Die Bombe brachten sie anschließend in den Munitionszerlegebetrieb Kummersdorf-Gut südlich von Berlin.
Bevor die Männer mit den ruhigen Händen und den starken Nerven sich mit den Zündern befassten, mussten in Wittenberge und Weisen umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen erfüllt sein. Dazu gehörte die komplette Unterbrechung des Bahnverkehrs und die Sperrung der B 189.
„Um diese Sicherheit herzustellen, konnten wir auf zahlreiche und vor allem sehr kooperative Partner bauen“, sagt Wittenberges Bürgermeister Dr. Oliver Hermann. Er dankt ihnen und den Bürgern, die sich sehr verständnisvoll verhalten hätten.
Auf insgesamt fünf Seiten berichtet der "Prignitzer" in seiner Freitagsausgabe ausführlich über die Entschärfung der Fliegerbombe in Wittenberge sowie rund um das Thema Munitionsreste, Blindgänger und ihrer Beseitigung:
- Im Interview berichtet Kampfmittelbeseitiger Mike Schwitzke, wie man in einem derartigen Beruf die Nerven behält, wieviel Risiko er täglich eingeht und ob sich das aus finanzieller Sicht lohnt.
- Rund 500 Tonnen Kampfmittel werden jedes Jahr in Brandenburg geborgen. Seit 1991 hat das Land dafür mehr als 240 Millionen Euro ausgegeben. Der Bund erstattete davon lediglich ein gutes Drittel. Zum vierten Mal versucht das Land derzeit, die Bundesregierung zur Übernahme aller Kosten zu bewegen.
- Welche Herausforderungen gab es für die Kampfmittelräumer, die gestern in Wittenberge die Fliegerbombe entschärften? Wer wurde evakuiert, wo kamen die Menschen unter? Wer gab das Kommando, dass die Arbeiten beginnen können? Wer hob die Sperrzone auf? Der „Prignitzer“ war hautnah dabei.

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