Das Interesse am Familienfest im Windenergiepark Plauerhagen war groß. Der Investor sieht positive Aspekte.
Auch Wigbert Müller aus Plauerhagen liest in der SVZ von der einzigartigen Chance, nach einem kurzen Anruf dafür ausgelost zu werden, beim Windparkfest in seinem Wohnort mit einem Fahrstuhl bis zur Nabe einer insgesamt rund 200 Meter hohen Windkraftanlage zu gelangen. Von dort oben lockt eine einzigartige Aussicht über die Heimat. Er versucht es, hat Glück, gehört zu den auserwählten sechsmal zwei Personen, verrät seiner Frau allerdings zunächst nichts davon. Beide fahren morgens zu dem Fest, auf dem der Gewinner zielstrebig auf die zur Besichtigung vorbereitete Anlage zusteuert. Als klar wird, dass die dort errichtete Absperrung für das Ehepaar nicht gilt, weiß Uschi Müller zunächst nicht so ganz, was sie sagen soll: „Ich habe Höhenangst, aber es ist trotzdem in Ordnung. Ich mache es meinem Mann zuliebe.“ Als die Gewinnerin dies sagt und umfangreiche Schutzkleidung angelegt bekommt, befindet sich Wigbert Müller bereits knapp 130 Meter über ihr und ist begeistert.
Am Sonnabend hatte die eno energy GmbH aus Rostock zu einem Fest mit Angeboten für alle Altersgruppen in ihren Windpark in Plauerhagen eingeladen. Momentan stehen dort 18 von ihr auch hergestellte Anlagen, zwei weitere kommen im laufenden Bauabschnitt noch bis Ende Mai hinzu. Unabhängig davon werden später zusätzlich noch die bereits abgebauten, nur etwa halb so hohen Zweiflügler ebenfalls durch zwei neue Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 126 Metern ersetzt (als „Repowering“ bezeichnet). „Wir wollten etwas für die ganze Familie tun und nahmen Kontakt zu hier ansässigen Vereinen und Institutionen auf“, sagt Andreas Jessel, Leiter Marketing und Kommunikation bei eno energy. So war letztlich unter anderem das Posaunenwerk Mecklenburg-Vorpommern unter Leitung von Martin Huss mit einem Auftritt von 20 Jugendlichen vertreten, die Jugendfeuerwehr Barkhagen baute einen Stand auf, Kinder konnten sich an einem Kletterturm versuchen sowie Drachen basteln und steigen lassen. Spontan stattete der Plauer Fanfarenzug der Veranstaltung einen Besuch ab und als Besonderheit rundeten Bilder von Malschülern des Plauer Ateliers von Carola Swienty das Angebot ab. Die Werke der Sieben- bis 15-Jährigen widmen sich dem Thema Wind in verschiedenster Weise. Jeder Besucher hatte die Möglichkeit, seiner Lieblingsarbeit einen Punkt zu geben. Den ersten Preis errang Moritz Kremp, den zweiten Lucas Kamrath (beide elf Jahre alt). Auf den dritten Platz kam die siebenjährige Mihnea Geica.
Darüber hinaus richtete Christian Dahlke, Abteilungsleiter im Schweriner Energieministerium, ein Grußwort an die Besucher und das „wissenschaftliche Mitmachmuseum extavium“ aus Potsdam blieb keine Antwort auf Fragen zum Thema Wind schuldig. Angesichts der großen Zahl an Besuchern, die man schon an der großen Zahl geparkter Autos an der Zufahrtsstraße zum Veranstaltungsgelände ablesen konnte, zeigte sich Jessel mit der Resonanz zufrieden.
Sebastian Sprick ist bei eno energy zuständig für die Projektentwicklung im Außendienst, die schon mit der Suche nach einem geeigneten Grundstück zur beabsichtigten Errichtung eines Windparks beginnt. Ihm wie auch Jessel sind natürlich ebenfalls die vielen kritischen Stimmen gegen Windenergie bekannt. „Die Gegner trommeln laut, aber ich bin davon überzeugt, dass dies nicht den Durchschnitt in der Bevölkerung widerspiegelt“, sagt er. „Ich kenne auch sehr viele positive Meinungen, wie man unter anderem in Plauerhagen erfahren kann.“ Erwähnt gehöre nach Meinung von Sprick zum Beispiel auch einmal die positive Rolle eines Unternehmens wie eno energy, 1999 gegründet, Arbeitgeber für 200 Menschen und einziger Hersteller von Windenergieanlagen im Land – etwas, was viel zu selten geschehe. Vergessen dürfe man zudem vor Ort nicht die Einstellung von bis zu fünf Mitarbeitern für die Servicestation in Plauerhagen, von der aus mehrere Windparks betreut werden sollen.
„Wir haben Interesse an Akzeptanz in der Bevölkerung“, so Sprick. Die übergeordneten Entscheidungen fällten letztlich die Regionalen Planungsverbände, von denen es landesweit vier Stück gibt. Die Beteiligung aller Betroffenen an einem Genehmigungsverfahren seien umfangreich, so dass man nicht von aufzwingen sprechen könne. Niemand werde einfach übergangen, sondern jede eingehende Stellungnahme nach der öffentlichen Auslegung von Plänen begutachtet und das Vorhaben gegebenenfalls überarbeitet: „Ein langer Prozess, der über drei Runden gehen kann.“

