Betreiber der Jagdschule in Gischow berichtet in der Begegnungsstätte des Lübzer Pflegedienstes vom ältesten Handwerk der Menschen
In der Begegnungsstätte des Lübzer Pflegedienstes von Eleonore Götzinger war Gösta Rehse jetzt zu Gast. Der Diplomingenieur für Forstwirtschaft hatte 1991 seine Jägerprüfung absolviert und betreibt seit sieben Jahren im benachbarten Gischow eine Jagdschule. „Die Jagd ist das älteste Handwerk des Menschen“, berichtete er den Senioren. Es sei deshalb kein Wunder, dass viele Begriffe der Waidmannssprache wie „die Flinte ins Korn werfen“, „Grünschnabel“ oder „Lunte riechen“ auch im alltäglichen Sprachgebrauch auftauchen.
In Zeiten, wo sich die Lebensräume für Wildtiere rapide verengen, erhöhe sich zunehmend die Bedeutung ihrer Erhaltung und Ausgestaltung. „Viele Tierarten haben es in unserer Kulturlandschaft sehr schwer.“ Ein Jäger sei die anerkannte Autorität für den Schutz von Wild und Wald. „Wir vermeiden übergroßen Wildbesatz und reduzieren die Gefahr von Tierseuchen und Krankheiten.“ Angesicht von beispielsweise fast 60 000 Wildschweinen in MV sei das eine wichtige Aufgabe. Die Bewirtschaftung werde durch Hegegemeinschaften mit revierübergreifenden Abschussplänen sichergestellt. Als Anwalt der Wildtiere schütze die Jägerschaft andererseits auch vor schonungslosen Übergriffen. „Dennoch bekommen wir von Außenstehenden viel Feuer“, verdeutlicht Gösta Rehse während seines Vortrages. Die Fleischgewinnung gehe bei der Jagd würdiger vonstatten als in großen Mastanlagen. „Mehr Bio geht nicht“, versichert Rehse. Das werde auch von Menschen erkannt, die einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Nahrung haben wollen.
„Der Frauenanteil in der Jägerschaft ist auf über zehn Prozent gewachsen.“ Die Ausbildung zum Jäger sei anspruchsvoll und verdiene zu Recht die Bezeichnung „grünes Abitur“, meint Rehse. In bis zu 200 Unterrichtsstunden werde aus fünf Fachgebieten umfangreiches Wissen vermittelt, das dann in einer mehr als zweistündigen schriftlichen Prüfung mit 125 Fragen unter Beweis zu stellen sei.
Abschließend präsentierte Gösta Rehse einen Überblick über das heimische Wild mitsamt ihren Trophäen – vom mächtigen Geweih eines Rothirschs als „König des Waldes“ über das Dam- und Reh- bis zum Schwarzwild, „dem großen Nutznießer unserer Kulturlandschaft“. Diese nachtaktiven Tiere seien schwer zu jagen, weil ihre Intelligenz mit der eines siebenjährigen Kindes zu vergleichen sei.
Vor mehr als 20 Jahren gegründet, kümmert sich der Pflegedienst um das psychische Wohlergehen von inzwischen rund 50 Menschen. Leitung und Verwaltungsarbeit verantwortet Tochter Susan Götzinger, eine Diplompsychologin. Die Begegnungsstätte wurde im Januar 2016 eröffnet. Dort bietet der Pflegedienst seitdem wöchentlich drei regelmäßige Termine und monatlich Sonderveranstaltungen an.