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feierstunde im kloster dobbertin Viel Herzblut hinter Klostermauern

Von Simone Herbst | 15.10.2016, 12:00 Uhr

Dobbertiner Förderschule besteht jetzt seit 25 Jahren . Bei der gestrigen Feier erhielt die Einrichtung den Namen „Theodor Fontane Schule“

Feierliche Anlässe in den Einrichtungen des Diakoniewerkes Kloster Dobbertin sind immer ergreifend, voller emotionaler und nachdenklich machender Momente. Und dabei braucht es nicht übermäßig viel Sensibilität, um das Herzblut, das hier in der Arbeit mit behinderten Menschen steckt, zu spüren. So war es auch gestern, als die Förderschule – eine Freie Schule mit evangelischem Profil – 25-jähriges Bestehen feierte und den Namen „Theodor Fontane Schule“ erhielt.

Fast alle 51 Schüler hatten sich in der Kirche versammelt, ebenso die Mitarbeitenden, viele Eltern, Mitglieder des Fördervereins, des Elternrates, des Fontane-Freundeskreises und andere interessierte Gäste. Und mittendrin eine Gruppe junger Leute, die auffiel. Es waren Schüler des Fachgymnasiums Parchim. Unter ihnen Janine. Das junge Mädchen hatte ihre Mitschüler gewinnen können, mit ihr zum Festgottesdienst nach Dobbertin zu fahren, um hier das Lied „Seite an Seite“ zu singen. Zur Feier des Tages, vor allem aber für ihre kleine Schwester Lara, die die Dobbertiner Schule besucht. Janine hatte den Song von Christina Stürmer wegen seiner klaren Botschaft gewählt. Nämlich, dass es nicht schwer ist, auf Menschen zuzugehen, man es nur wollen und sich auf den Weg machen müsse und, dass es das Größte ist, Mensch zu sein. Als Janine kurz vor Ende des Liedes ihre kleine Schwester auf die „Bühne“ holte, war das der wohl emotionalste Moment des Gottesdienstes – und viele Gäste in Tränen aufgelöst.

Svea Krause, die vor ca. zwei Jahren der langjährigen Schulleiterin Dagmar Stubbe im Amt nachgefolgt war, brachte auf den Punkt, was sicher viele dachten. „Wenn sich junge Leute mit der Akzeptanz, Toleranz und Wertschätzung von Menschen auseinandersetzen, die anders sind, dann muss uns um die Zukunft nicht bange sein.“

Die Vergangenheit sah lange anders aus. Vor der Wende war sogenannten „bildungsunfähigen Kindern“ der Zugang zu Schulen verwährt. Mit der Eröffnung der Dobbertiner Einrichtung 1991 als G-Schule (Schule für geistig Behinderte) änderte sich das. Kleine Räume, Ofenheizung, Durchgangszimmer, marode Sanitäreinrichtung… „Die Anfänge waren wirklich nicht einfach“, erinnerte Svea Krause, „heute wissen wir aber, dass sich der oftmals steinige Weg gelohnt hat.“ Im Laufe der Jahre hat sich die Einrichtung, die ihren inhaltlichen Schwerpunkt auf die geistige Entwicklung ihrer 51 Schützlinge legt und sie auf ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben vorbereitet, nicht nur einen guten Ruf erarbeitet. Längst ist sie unverzichtbarer Bestandteil der Bildungslandschaft. „Wir sind stolz auf die Individualität unserer Lehrpläne, auf unsere reformpädagogischen Ansätze, modernen Unterrichtsformen und -methoden und natürlich auf unser schönes Schulhaus“, unterstrich die Schulleiterin. Vor zehn Jahren bezogen, hält die Freude über die sehr guten Lernbedingungen im Herzen des Klosters bis heute.

Seit gestern trägt die Fördereinrichtung nun den Namen „Theodor Fontane Schule“ und hat seinen eigenen Fontane-Platz. Auch John Brinckman wäre als Namensgeber prädestiniert gewesen, erinnerte Geschäftsführer Hans Hopkes in der Feierstunde. Bildung für Frauen, Bildung für alle – das war die Intention des Mecklenburgischen Schriftstellers. Nur seien die Goldberger mit ihrer Regionalen Schule schlicht schneller gewesen. Mit Theodor Fontane haben die Dobbertiner nun einen Namensgeber, der hier zwar nicht lehrte, der jedoch dem Kloster sehr verbunden war, den See am Fuße seiner Mauern und die Wälder drumherum liebte. Dobbertin, sagte Martin Scriba, Landespastor der Diakonie, in seiner Predigt, sei Fontanes Ort gewesen. Hierher sei er immer und immer wieder gekommen, habe Inspiration für sein schriftstellerisches Wirken und Verstehen gefunden.

Noch im letzten Schuljahr hatten die Schüler sich intensiv mit dem Leben Fontanes beschäftigt (wir berichteten). Was sie dabei alles herausgefunden haben, ist neben einem„Abriss“ der 25-jährigen Entwicklung der Schule dieser Tage im Klosterkreuzgang ausgestellt.