Ein Angebot des medienhaus nord
Ein Artikel der Redaktion

Kultur Reim und Pointe verschmolzen

Von Redaktion svz.de | 24.10.2016, 12:00 Uhr

Schmunzeln bei Komik, die das Leben schreibt: Michael und Dagmar Krämling lasen zum zweiten Mal im Mehrgenerationenhaus in Lübz.

„In Ihrem Mund ist sehr viel Platz. Mir schwant, Sie brauchen Zahnersatz“. Schmunzeln mit den Krämlings hieß es nicht nur dabei nun zum zweiten Mal im Sälchen des Mehrgenerationenhauses (MGH). Und sehr bald ließ sich feststellen, dass Autor und Reimliebhaber Michael Krämling sich nach wie vor auf die nicht ganz einfache Kunst versteht, Reim und Witziges, sogar Reim und Pointe zu verschmelzen, ohne dass der Gleichklang am Zeilenende gewollt wirkt. Meist bleiben die Verse tänzelnd und leicht, der Reim ergibt sich scheinbar wie von selbst. Der dritte Gedichtband aus der Serie „Anders als gedacht“ mit dem Titel „Wo frischer Kuchen duftet...“ – bereits im Februar 2015 lasen die Krämlings in Lübz aus dem Manuskript – ist mittlerweile im Druck erschienen und natürlich wiederum versehen mit Illustrationen der Malerin Dagmar Krämling.

Typisch für den Autor sind Themen, die er im Alltag auffindet. Da, wo Zeittypisches, Moden, Gewohnheiten Überhand nehmen, sich gar Richtung Manie auswachsen, setzt er (leicht) übertreibend und pointiert noch eins drauf. Beispiele: Ein Vergleich zwischen Beamten und Ehrenamtlern zeigt nur eine einzige Gemeinsamkeit: „Beide können nicht gekündigt werden.“ Auch Handy-Telefonieren, als wichtiger empfunden als das direkte Gespräch, ist Thema und – verwandt – das Aneinander-vorbei-Reden, Nicht-zuhören-Können: „Ich komme grad aus dem Krankenhaus – Das dacht’ ich mir, du siehst blendend aus“. Auch das ärgerliche Baustellen-Hopping auf unseren Straßen und Dauerbrenner Schlankheitswahn spiegeln sich freundlich-humorvoll in Krämlings Versen.

Im Verlauf des Programms entwickelte sich eine Art Rollenspiel zwischen Mann und Frau in Dialogform. Dagmar Krämlings Parts sind dabei jeweils auch Überleitungen zum nächsten Gedicht. Das kleine „Theater“ offenbarte wieder einmal, dass Männer und Frauen ziemlich unterschiedlich sind und sich nicht wirklich verstehen. Männliche Ignoranz zum Beispiel karikierte Krämling mit folgenden Versen: „Ist sie erschöpft von der Arbeit im Haus, ruh’ ich mich gerne für sie aus.“

Ein Buch auf dem Lesetisch der Krämlings stand allerdings für ein Novum. Die beiden haben mit den „Klappergeschichten“ auch ein reich illustriertes Kinderbilderbuch herausgegeben. Ein Storchenpaar – besonderes Attribut sind Ringelsocken an ihren Beinen – erzählt Kindern Geschichten aus dem fernen Erdteil, in den die Zugvögel regelmäßig ausfliegen. Und diese Geschichten korrespondieren wundersamerweise mit den Erlebnissen der Kinder in ihrem norddeutschen Dorf. Schade nur, dass nicht mehr ZuhörerInnen an diesem Abend den Weg ins MGH fanden.