Straßenbau „Am Blanken Lande“ in vollem Gange. Anwohner wenden sich mit einem offenen Brief an Landrat Christiansen
Ein Absperrband flattert im Wind „Am Blanken Lande“ in Neu Poserin; Privatgrundstück steht auf einem Schild. Als „symbolischen Akt gegen die Baufirma“ bezeichnen Janet und Thomas Bellin ihr Vorgehen. Seit geraumer Zeit rollen hier nämlich die Baufahrzeuge – der Straßenbau in Neu Poserin hat begonnen. Obwohl die Mehrheit der Anwohner „Am Blanken Lande“ gegen die Maßnahme ist (wir berichteten). „Die Baufahrzeuge sind hier entlang gefahren. Dem wollten wir etwas entgegensetzen“, erklärt Janet Bellin die Absperrung. Schließlich liegt ein Teil ihres Grundstückes auf dem Weg, deshalb erfolgt die Baumaßnahme jetzt mit geänderter Wegführung – auf gut 65 Metern Länge wird die Straße in den Neu Poseriner Park verlegt. Eine alte Eiche, zwei Birken und wildes Buschwerk müssten dafür weichen. Noch immer wehrt sich das Ehepaar gegen die Mehrheitsentscheidung der Gemeindevertreter, gegen den Straßenausbau. „Wir sind die einzigen hier, die ihre Zufahrt von dieser Seite haben. Wir brauchen die Straße nicht“, verdeutlicht die Neu Poserinerin.
Die Mehrheit der Kommunalpolitiker allerdings sieht dies anders. Allen voran Bettina Zwerschke, ehemalige Bürgermeisterin der Gemeinde. So wie der Weg derzeit sei, könne er ihrer Meinung nach nicht bleiben. Sie wolle sich nicht die Schlagzeile in der SVZ vorstellen, wenn bei einem Notfall ein Sanitäter verweigert, in den Weg zu fahren – aufgrund seines schlechten Zustandes. Frank Busch, DRK-Rettungssanitäter erklärt: „Ich bin bislang immer in den Weg gefahren.“ Der Passower kenne auch keinen Kollegen, der es bislang verweigert hätte. „Frau Zwerschke hat uns allen deutlich gezeigt, dass sie sehr dagegen ist, die Planung zu ändern. Sie war sehr arrogant“, sagt Janet Bellin gegenüber unserer Redaktion.
Gemeindevertreterin Hannah Kirchmeier hatte erneut einen Antrag eingereicht, um den Beschluss vom 27. Juli dieses Jahres aufzuheben und dem Lösungsvorschlag von Katharina Brückmann, BUND-Mitarbeiterin, zu folgen. Die Alternative sieht vor, den bestehenden Weg „Am Blanken Lande“ so zu belassen und den Betonplattenweg – parallel verlaufend – zu nutzen. Diese Lösung hätte auch den Charme, dass kein Eingriff in die Natur erfolgen müsse. Einen entsprechenden Antrag habe die Amtsverwaltung Goldberg-Mildenitz bereits bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ludwigslust-Parchim gestellt. „Ausgleichsplanungen sind vorgesehen“, erklärt Angela Marschall, Hauptamtsleiterin.
Die Maßnahme „Am Blanken Lande“ ist seit acht Jahren Bestandteil des Flurneuordnungsverfahrens; Ende 2008 wurde der Weg in den Maßnahmenplan aufgenommen – mit der Einstufung als „nicht vordringlich“. Daran beteiligt waren damals die Grundstückseigentümer und Erbbauberechtigten. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel wurde der Weg damals hinten angestellt. Die Situation sei jetzt eine andere; Fördermittel wurden beantragt und bereits genehmigt. Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU WM) zeichnet sich als Bewilligungsbehörde dafür verantwortlich. Der Fördermittelbescheid liege seit geraumer Zeit vor, bestätigt Angela Marschall.
Dass jetzt Druck gemacht werde, die Straße zu bauen, darin sieht Dietmar Radewald einen ganz anderen Grund. Die Teichentwässerung ist marode, verstopft. „Die wollen unbedingt die Teichentwässerung machen – während der Straßenbaumaßnahme. Die Kosten für die reine Teichentwässerung aber müssten sie auf die Gemeinde umverlegen. Das wollen sie aber verhindern“, sagt Dietmar Radewald.
Janet und Thomas Bellin sehen in dem gesamten Vorgehen reine Willkür. „Der Eingriff in die Natur müsste nicht sein.“ Deshalb haben sie sich jetzt mit einem offenen Brief auch an Landrat Rolf Christiansen gewandt. Auf Antwort warten sie noch.
