Eine Expertengruppe sucht nach Wegen, um die Wasserqualität im Rudower See zu verbessern
Wie kann die Wasserqualität des Rudower Sees bei Lenzen verbessert werden? Darüber beraten derzeit Vertreter von Kreis- und Landesverbänden, Anliegergemeinden, Biosphärenreservatsverwaltung und Naturschutzbehörden.
Einig sind sich alle Beteiligten über die Bedeutung des Gewässers „als einziger See in der nördlichen Prignitz und wichtiges Naherholungsgebiet für die Region.“ Eine kurzfristige Lösung für die Reduzierung der Nährstoffeinträge aus dem Rambower Moor, die hauptsächlich für die Verunreinigung des Sees verantwortlich gemacht werden, ist allerdings nicht in Sicht.
Für Lenzens Amtsdirektor Harald Ziegeler ist es jedoch als Erfolg zu werten, dass sich die Brandenburger Landesbehörden mittlerweile in die Entwicklung eines Konzepts zur Verbesserung der Wasserqualität eingebracht haben, nachdem der größte Prignitzer See nach dem massiven Fischsterben und mehrwöchigen Badeverbot im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geriet. „Das Land hat uns signalisiert: Wir sitzen mit in Boot“, erklärte Ziegeler und verweist auf den Maßnahmenkatalog, der auf einer Arbeitsberatung aller Gremien beschlossen wurde.
An erster Stelle steht dort die Nährstoffbilanzierung. Dazu soll in den kommenden Wochen und Monaten durch Messungen eine Bestandsaufnahme erfolgen und eine aktuelle Zustandsanalyse und Bedarfsermittlung für weitere Datenerhebungen angefertigt werden. Neben der regelmäßigen Überwachung der Sichttiefe des Rudower Sees ist unter anderem eine kontinuierliche Prüfung der Abflussmengen aus dem Nausdorfer Kanal angedacht. Es soll geprüft werden, welche in den See führenden Gräben und Quellen eventuell Schadstoffbelastungen aufweisen und wie hoch mögliche Nährstoffeinträge aus der Land- und Forstbewirtschaftung sind. Im Ergebnis der Datensammlung soll schließlich ein Nährstoffreduzierungskonzept erarbeitet werden.
Für Harald Ziegeler könnte man schon mit kleinen Schritten Verbesserungen der Wasserqualität einleiten. So will man Gespräche mit Landwirten führen und sie dazu bewegen, Ackerfurchen in Seenähe eventuell parallel anzulegen, damit nährstoffhaltiges Wasser nicht in das Gewässer laufen kann. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) „Rettet den Rudower See“, die sich im vergangenen Jahr aus besorgten Bürgern bildete und mit am Tisch sitzt, begrüßt die bisher eingeleiteten Schritte.
Bräunliche Verfärbung verheißt nichts Gutes
Aber dass sich die Wasserqualität laut Expertenmeinung nicht durch kurzfristiges Filtern verbessern lässt, beunruhigt die Lenzener dann doch. Denn nachdem sich die Qualität des Sees in den Wintermonaten optisch offensichtlich verbessert hatte, lässt die derzeit bräunliche Verfärbung des Wassers nichts Gutes für die bevorstehende Badesaison erahnen. Um das Land weiter für schnellstmögliche Rettungsmaßnahmen zu sensibilisieren, will die AG Brandenburgs Umweltminister Jörg Vogelsänger demnächst ihre Unterschriftenliste übergeben. 1906 Unterstützer hatten sich Ende des vergangenen Jahres in einer Petition der AG für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und die Rettung des Rudower Sees ausgesprochen. „Für die Region ist der See sehr wichtig“, spricht AG-Sprecher Ralf Behrens vielen Anwohnern, Touristen und den See unmittelbar betreffenden Vereinen und Gewerbetreibenden aus dem Herzen.
Als gescheitert sehen viele Lenzener die mit Millionenbeträgen des EU-Life-Projekts Anfang der 2000er Jahre geförderte Anhebung des Wasserpegels im Rambower Moor an. Damals wurden Quellen wieder geöffnet, Gräben angestaut und der Bau einer Stauanlage unterhalb des Rambower Sees führte zur Wiedervernässung des Durchströmungsmoores. Doch damit sollten auch die Nährstoffeinträge aus dem Rambower Moor in den Rudower See gemindert werden. „Die Wasserqualität des Sees hat sich aber eher verschlechtert“, zweifelt nicht nur Ralf Behrens den Erfolg des langfristig angelegten Projekts an.
Auch wenn die Erhaltung des Moores sicher einen hohen Stellenwert hat, dürfe der Rudower See nicht zu Gunsten der Flora und Fauna geopfert werde. Denn sonst verliere die Stadt einen wichtigen Anziehungspunkt für Einheimische und Touristen und eine gehörige Portion an Lebensqualität.