Ein Angebot des medienhaus nord
Ein Artikel der Redaktion

Gedenken an Dr. Steinert Weg zum Bahnhof erhält Namen von Albert Steinert

Von BAHA | 01.07.2016, 04:45 Uhr

Abgeordnete würdigen Seehäuser Arzt / Vor 71 Jahren als Parlamentär standrechtlich erschossen

Der noch namenlose Weg ab Schillerstraße Richtung Salomon-Herz-Platz und Bahnhof wird nach dem Seehäuser Arzt Dr. Albert Steinert benannt. Das beschlossen die Stadtverordneten am Mittwochabend. Die Benennung soll erfolgen, wenn sich der 130. Geburtstag von Dr. Steinert jährt.

Der am 28. September 1886 in Champagnole in Frankreich Geborene, hatte sich 1914 in Seehausen als Arzt mit eigener Praxis niedergelassen, war ab August 1933 Chefarzt des Städtischen Krankenhauses in der Altmarkstadt. Als das Krankenhaus 1937 Zentrallazarett des Reichsarbeitsdienstes wurde, arbeitete Steinert wieder in seiner eigenen Praxis.

Sein Leben endete am 14. April auf dem Gelände des Nähmaschinenwerkes, wo er gemeinsam mit dem Wahrenberger Bürgermeister Ewald Fredrich standrechtlich erschossen wurde. Die beiden hatten als Parlamentäre kurz vor Kriegsende weiteres Zerstören verhindern wollen. Der Stadtverordnete Lutz Dieckmann (UBG) würdigte die „Zivilcourage und Menschlichkeit“, die Steinert zum Vorbild machen. Den Mut hätten er und sein Begleiter mit dem Leben bezahlt. Deshalb sei es überfällig, Dr. Steinert durch die Benennung einer Örtlichkeit zu würdigen. Keine schlüssige Erklärung gibt es dafür, weshalb die Abgeordneten sich auf Dr. Steinert konzentrierten, der Wahrenberger Bürgermeister für sie aber so gut wie keine Rolle spielte.

Am künftigen Dr.-Albert-Steinert-Weg soll eine Tafel in knappen Worten über den Arzt und sein Wirken aufklären. Darin werde der Wahrenberger Bürgermeister Fredrich ebenfalls Erwähnung finden, sagte gestern auf „Prignitzer“-Anfrage Bürgermeister Dr. Oliver Hermann.

Die erste würdigende Erinnerung an die beiden standrechtlich erschossenen Parlamentäre aus der Altmark ist die Wegbenennung einschließlich Infotafel hier in Wittenberge aber keinesfalls. Bereits seit 1965 steht auf dem Gelände des Nähmaschinenwerks ein Gedenkstein. Eingeweiht am 8. Mai jenes Jahres – und noch heute gut gepflegt – erinnert die kleine Gedenkstätte an die am Kriegsende standrechtlich erschossenen Dr. Albert Steinert und Ewald Fredrich sowie an Heinz Horn und Bruno Makosch (zwei Wittenberger Jungen) sowie ein polnisches Mädchen, zwei polnische Jungen und einen unbekannten Deutschen.