Bläserchor Eggersdorf absolvierte seine alljährliche Tournee durch Dörfer rund um Rühstädt und brachte viele exklusive Ständchen
Die Posaunenbläser aus Eggersdorf (Landkreis Märkisch Oderland) schaffen es, dass man sich am 1. Oktober in der Elbtalaue fühlt, als wäre es der erste Advent. Und das lag am Sonnabendvormittag nicht am Wetter, sondern wirklich an der Stimmung und der Musik, die die zwölf Posaunisten verbreiteten. Noch dazu an einem ungewöhnlichen Ort: Vor dem Vorgarten von Familie Rudow und Muhs in Klein Lüben. Das Ständchen im Freien, vor dem Wohnzimmerfenster von Gundula Muhs, galt genau ihr. Die 88-Jährige ist nicht mehr so mobil, dass sie selbst an Gottesdiensten in der Kirche teilnehmen kann. Also kommt die Kirchenmusik zu ihr nach Hause. Und nicht nur zu ihr, sondern vergangenes Wochenende noch zu vielen anderen Gemeindemitgliedern im Pfarrsprengel Rühstädt. Bestandteil der Bläser-Tournee waren zudem Gottesdienste in Kirchen und die Mitgestaltung des Erntefestes der Gemeinde Legde/Quitzöbel.
Ziemlicher Stress an einem Feiertagswochenende, oder? „Ja, einerseits schon. Aber, wenn es keinen Spaß machen würde, würde andererseits ja auch niemand mitkommen. Wir betrachten es als Aktivurlaub“, sagt schmunzelnd Martin Leue, Leiter des Posaunenchores. Bereits seit 2008 kommen die Eggersdorfer regelmäßig in den Pfarrsprengel von Norbert Merten. Er kennt die Bläser schon aus seiner Dienstzeit in Dossow (bei Wittstock/Dosse). Sein Schwiegersohn ist Mitglied des Ensembles. Norbert Merten nahm die Tradition, also die einmal jährliche Mini-Tournee der Posaunenbläser, mit nach Rühstädt. Zwölf der 20 Ensemblemitglieder reisten von der Oder an die Elbe. An die 50 Termine – überwiegend Ständchen vor und in Wohnhäusern – brachten sie den Menschen dar. Auch Veronika Rudow, der Tochter von Gundula Muhs, ging am Sonnabend das Herz auf, nicht nur, weil ihre Mutter sich so sehr an der Musik erfreute. „Ich finde das wirklich immer wieder toll. Wir spenden auch stets etwas“, sagt die Klein Lübenerin.
Der Eggersdorfer Posaunenchor ist übrigens nicht nur Anfang Oktober in der Elbtalaue unterwegs, sondern das Jahr über auch auf anderen Strecken. „Jeden Sommer unternehmen wir zum Beispiel eine Radposaunenfahrt im Oderbruch, zwei Woche lang“, berichtet Martin Leue. Ebenfalls in der warmen Jahreszeit sind die Musiker regelmäßig in Wernikow (Gemeinde Heiligengrabe) zu Gast. In der Adventszeit führt die Bläser aus Ostbrandenburg eine Minitournee durch das Amt Temnitz (Ostprignitz-Ruppin / bei Neuruppin). Solche und andere Unternehmungen funktionieren nur, wenn es in der Gruppe auch menschlich passt. „In dieser glücklichen Lage sind wir, zumindest derzeit“, sagt Marin Leue. Er selbst stieß 1994 hinzu und übernahm 1997 die Leitung. Der Chor habe sich durch den Eintritt junger und älterer Bläser beständig vergrößert und spielt auf einem hohen musikalische Niveau. „Die meisten der Kinder und Jugendlichen blasen bereits im großen Chor mit. Das ist ein Glück, denn ohne sie würden wir heute alt aussehen. Und so sind wir auch nach so langer Zeit ein junger Posaunenchor mit einer großen Altersspanne von elf bis über 60 Jahren, der zum Lob und zur Ehre Gottes spielt“, schreibt Martin Leue auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde Mühlenfließ (www.muehlenfliess.net).
So bleiben vom Wochenende in vielen Herzen und Seelen erfrischende und musikalische Begegnungen haften – und eben auch schon ein bisschen Advent.

