Josef Gareis, einer von drei Gründern, erinnert sich / Heute hat der Verein über 50 Mitglieder, ein Museum und einen Motorsportplatz
Die Perleberger Oldtimerfreunde feiern am morgigen Sonnabend Geburtstag. 30 Jahre wird ihr Verein. Josef Gareis ist einer von Dreien, die ihn praktisch aus der Taufe gehoben haben – anfangs noch als Sektion im MC Perleberg, der wiederum Mitglied des ADMV der DDR war. Das war im Herbst 1983. Fortan traf sich das Dreigestirn Herbert Ahmer, der die eigentliche Idee, ein altes Motorrad und einen P 70 hatte, John Brincker, der eine alte 350-Jawa sein Eigen nannte, und Josef Gareis mit seinem SB 200, des Öfteren am Stammtisch im Hotel Brincker, dem heutigen „Deutschen Kaiser“. Bereits zwei Jahre später war die Oldtimersektion fester Bestandteil des Veranstaltungsplanes des MC Perleberg und immer mehr Freunde, die dem rostigsten aller Hobbys frönen, wie Josef Gareis sagt, wurden Mitglieder.
In Garagen, Scheunen und Ställen schraubte jeder für sich und in der Sektion traf man sich zu Motorschauen, Turnieren, Orientierungsfahrten aber auch zum Skat und Sommerball. An die 25 Mitglieder waren sie inzwischen und nannten sich seit 1986 Oldtimerfreunde. „Auch wenn wir damals noch kein eigener Verein waren, so ist das für uns unser Gründungsjahr“, betont der Perleberger. Damals wusste noch niemand, dass es drei Jahre später gar nicht mehr so rosig um die Oldtimerfreunde bestellt sein würde. Die Wende forderte Tribut, „übrig blieb der harte Kern, ein recht überschaubares Häufchen“, gesteht Josef Gareis. „Jeder hatte mit sich zu tun und keinen Kopf für Vereinsarbeit.“
Doch die, die zur Stange hielten, sorgten dafür, dass auch jenseits der Elbe die Oldtimerfreunde aus der Prignitz alsbald ein Begriff wurden. Am 11. April vor 26 Jahren trafen sich die Perleberger Oldtimerfreunde am Grenzübergang Bömenzien mit jenen aus dem Westen. Eine Freundschaft entstand daraus.
750 Jahre Perleberg, das Wittenberger und Pritzwalker Jubiläum, 100 Jahre Fährverkehr, Oldtimertreffen auf Rügen – überall traf man auf die Perleberger Fans historischer Fahrzeugtechnik, deren Schar wieder zusehends größer wurde. 50 Mitglieder sind sie heute „viele überaus aktive und inzwischen auch immer mehr jüngere“, fügt Josef Gareis an. Es sind längst nicht nur Perleberger, die hier organisiert sind, „wir agieren länderübergreifend“, so Gareis und der Schalk blitzt in seinen Augen.
Doch es stimmt, selbst Wolfsburger, Altmärker sind heute bei den Perleberger Oldtimerfreunden, die seit 2002 ein eigenes Museum haben. „Ein Jahr zuvor hatten wir unseren 15. Vereinsgeburtstag gefeiert. Damals wurde die Idee geboren, allen unsere Schmuckstücke und Raritäten zu zeigen“, erinnert sich Josef Gareis.
Annähernd 50 Fahrzeuge und etliche Kuriositäten, die von den herausragenden Ingenieurleistungen vergangener Zeiten künden, sind hier ausgestellt. Das älteste Museumsstück aber ist ein Blasebalg aus dem Jahre 1860, der zu einer Schmiede gehörte. Und auch darauf ist man stolz: Der Erfinder der Motorradblinkleuchte ist der Perleberger Karl Mohns.
Licht und Schatten bestimmten die Vereinsjahre. „Wir mussten auch manche Tiefschläge einstecken“, gesteht Gareis und erinnert an das Jahr 2012. Eine Woche vor dem Oldtimertreffen brannte das Vereinshaus am Radarhügel komplett nieder. Brandstiftung lag nahe, ein Täter wurde nie ermittelt. Auch die Rampe, von der aus unter anderem die Rallye zu den Oldtimertagen startet, wurde gestohlen. Schaden: über 2000 Euro.
Dass die Oldtimerfreunde zupacken können, das beweisen sie derzeit einmal mehr. Nachdem endlich ein langgehegte Wunsch in Erfüllung ging, sie das Areal am Radarhügel von der Stadt pachten konnten, sind sie nun dabei, es ansprechend herzurichten. Ordnungsgemäß eingezäunt ist es bereits. An die 1000 Stunden stecken da drin, weiß Vereinschef Frank Brauer. Und viel Arbeit gibt es noch, denn auch das Vereinshaus soll hier wieder auf Vordermann gebracht werden.
Vom Moped, Motorrad über Pkws, Traktoren, Zugmaschine bis zu Panzern, natürlich alles mit Oldtimerstatus, reicht heute die Palette dessen, was die Perleberger Oldtimerfreunde im wahrsten Sinne des Wortes auffahren können. Und einmal im Jahr zum Oldtimertreffen auf dem Flugplatz machen sie das auch. Darüber hinaus sind die Motoranstell- und -abstellfahrt, Sonderfahrten, das Treffen mit Teilmarkt in Pritzwalk feste Größen im jährlichen Veranstaltungskalender des Vereins.
„In der Ära von Bürgermeister Zigan haben wir das Oldtimermuseum geschaffen, in der Ära Fischer den Motorsportplatz für uns erschlossen. Mal sehen, was die Ära Jura bringt.“ Vielleicht die letzte Dampfmaschine der Region samt Anbau?, spricht Josef Gareis aus, was in letzter Zeit für viel Gesprächsstoff sorgte.