Schlagerstar Matthias Reim gastiert am Sonnabend in Rehna, in zwei Wochen in Wittenberge. Ein Interview
Am 12. August ist Matthias Reim auf der Elblandbühne in Wittenberge mit seiner Phoenix-2016-Tour zu Gast. Im Vorfeld sprach Volontär Carlo Ihde mit dem Ausnahmekünstler über die Höhen und Tiefen des Lebens, seinen größten Hit sowie die Vorzüge eines Open-Air-Konzerts.
Phoenix Live 2016 heißt deine aktuelle Tournee. Phoenix ist aber auch der Name des mythischen Feuervogels, der verbrennt und aus seiner Asche wieder aufersteht. Wie kam es zu dem Titel?
Matthias Reim: Ich bin anscheinend so eine Art Phoenix, kriege immer wieder einen drauf. Ob das nun der künstlerische Absturz Ende der 90er war, meine Vollpleite in den 2000er-Jahren oder mein körperliches Aus vor einem halb Jahr.
Ich stehe aber hinterher immer wieder auf und es läuft danach auch besser als vorher. Das Motiv passt zu mir, ich werde besser, auf der Bühne und im Leben. Wenn einer aufsteht, nachdem er totgesagt wurde, dann bin ich das.
Und ich glaube, ich kann das daher auch gut thematisieren, wenn man ein Leben auf der Überholspur führt, dann abstürzt und sich ganz unten umguckt und fragt: Wie weit soll’s noch nach unten gehen, da ist kein Platz mehr….
Was glaubst du, was erwarten die Fans von einem Reim-Konzert?
Ich glaube auch, die Konzerte sind deswegen so erfolgreich im allgemeinen, weil wir das Wir-Gefühl, die Verbundenheit mit den Menschen, schon seit über 26 Jahren verkörpern.
Das Leben ist leider kein Wünsch-dir-was. Da musst du einfach durch, die Ärmel hochkrempeln und einfach stehen. Diese Geschichten erzähle ich und das sind auch die Geschichten im Leben der Fans.
Sie wissen, dass man nicht immer tapfer sein muss, wissen was es heißt, Angst zu haben und auch mal krank zu sein. Und sie erwarten auch Songs von den euphorischen Momenten des Liebens, alles im Hier und Jetzt erzählt.
Da kann ich den Frauen auch ein wenig erklären, wie ein spezieller Typ Mann eigentlich tickt. Männer sind nicht perfekt, aber irgendwie sind wir doch schon ganz gut.
Natürlich gibt es zwischen dem Dauerfeuer von Hits diese vielen Songs zum Nachdenken. Ich möchte damit Mut machen, träumen lassen und Geschichten erzählen, die die Menschen interessieren.
Viele jüngere Leute können deine Lieder mitsingen. Treffen sich vor deiner Bühne die verschiedenen Generationen?
Ich sehe, dass ein Großteil meines Publikums zwischen 25 und 40 Jahre ist, das glaubt man vielleicht manchmal gar nicht. Dazu kommen auch die Älteren, die vielleicht schon so um die 30 waren, als wir damals anfingen.
Erstaunlicherweise sind sehr viele junge Männer im Publikum, die mich aus irgendeinem Grund zu ihrem Helden gemacht haben. So wie die deutsche Handballnationalmannschaft sich mal entschlossen hat, vor ihren Spielen meine Songs zu spielen. Schön, denke ich mir, dann hab ich Mut gemacht und sie bewegt. Für diese Chance kann man gar nicht dankbar genug sein.
Im Mai hattest du einen kleinen Schwächeanfall, musstest die Bühne verlassen. Im letzten Jahr zwang dich eine Herzmuskelschwäche ins Bett. Bist du wieder fit?
Ich bin fit. Die Konzertsaison kann und soll weitergehen. Ich habe viel Sport gemacht und bereite mich gut vor. Wir haben neulich ein Testkonzert gespielt, da wollte ich nach zwei Stunden gar nicht mehr aufhören. Das kannte ich konditionell gar nicht von mir.
Das erste Konzert nach der Pause fühlte sich toll an. Die Leute gaben mir das Gefühl: Matze, wir tragen dich weiterhin. Ich gehe jetzt respektvoller mit meinem Körper um. Nehme mir zwischen den einzelnen Konzerten mehr Zeit und sammle meine Kräfte.
Und nach dem Warnschuss nehme ich mir gerade im Sommer das Recht auf ein bisschen mehr Freizeit und ein paar Ruhephasen heraus. Ich möchte diesen Beruf, den ich so liebe, auf glückliche Weise machen können.
Auf der Ölmühle wirst du Open Air spielen. Wie gehst du als Musiker damit um?
Open Air ist natürlich etwas anderes als in der Halle im Kunstlicht. Es ist mehr Atmosphäre. Abends ist es meist noch hell, man spielt in die Dämmerung hinein und irgendwann übernehmen die Lampen.
Die Leute können sich zwischendurch ein Bier holen, und rauchen. Das ist das Schöne: Du schickst die Energie mit den Menschen zusammen ohne Dach in den Himmel. Aber letztlich ist es immer schön, wenn das Lampenfieber sich auflöst in das endorphingesteuerte Glück, mit so vielen Menschen gemeinsam einen tollen Abend zu erleben.
Welche Bedeutung haben für dich auf deiner Tournee die kleineren Städte?
Die kleineren Orte bedeuten eine ganz andere Nähe. Du musst dich auch ein bisschen innerlich entscheiden. Sicher ist es toll, eine große Arena in Berlin zu bespielen. Vielleicht, weil ich selbst ein Kleinstadtjunge bin, habe ich in kleinen Städten eine unglaublich große Fanbasis.
Ich komm auch lieber in kleinen Hotels unter und setze mich dann noch an den Tresen, rede mit dem Wirt und den Gästen.
Als normaler Mensch, als Freund angenommen zu werden, das ist mehr meine Welt als der große Auftritt mit Security. Respekt und Freundlichkeit, darum geht es mir. Damit kann man, glaube ich, die Welt ein bisschen besser machen.
Nervt es dich manchmal, wenn du zum millionsten Mal „Verdammt ich lieb dich“ spielen musst?
Nach wie vor liebe ich diesen Song unglaublich. Für mich ist er nie alt geworden. Es ist für mich als Musiker immer noch einer der magischsten Momente, rauszugehen und die ersten Zeilen zu singen.
Dabei zu sehen, wie der 75-jährige Großvater und die 20-jährige Frau in der ersten Reihe sich bei dem Song anlächeln, das ist unglaublich. Ich muss nicht, sondern ich darf immer wieder einen Song spielen, der nie alt wird und der einfach wunderschön ist. Ich möchte das noch gerne 20 Jahre so weiter machen. Meine Karriere, mein Beruf, es ist mein größtes Glück.
Vielen Dank.