Böllercorps Quitzow zu Eldenburg hatte zum Herbstspektakel eingeladen und etliche befreundete Vereine fuhren Geschütze auf
Immer im Herbst heißt es Feuer frei, wird auf dem Eldenburger Sportplatz aus allen Rohren geschossen. „Oberkanonier“ Urban Britzius gibt das Kommando: Ein donnernder Knall, Nebelschwaden, es riecht nach verbranntem Schwarzpulver. „Es ist ein Spaß. Eigentlich sinnlos aber eben geil“, diesen Spruch habe er mal gelesen und irgendwie trifft er auch auf ihr Hobby zu, gesteht der Freizeitkanonier.
Einen Kindheitstraum hat er sich erfüllt mit seiner ersten Kanone – ein Preußischer Sechspfünder, richtiger gesagt ein originalgetreuer Nachbau, den er Luise von Quitzow taufte. Woher der Name? „Eine Kanone soll schließlich auch Angst beim Gegner wecken, und so musste die Schwiegermutter mit ihrem Namen herhalten“. Der Schalk blitzt dabei Urban Britzius aus den Augen. Derweil hat jene donnernde Schönheit bereits Gesellschaft bekommen, und die heißt Anna. „Anna von Quitzow war der größere Drachen, sie ist so auch die größere Kanone.“
Zwölf Mitglieder zählt das Böllercorps Quitzow zu Eldenburg, das es seit fünf Jahren gibt. „Wir gehören dem Verband Deutscher Schwarzpulverkanoniere an, sind die Niederlassung Eldenburg“ und er sei der Standortleiter. Übrigens, auch Frau und Tochter böllern hier mit. „Und was das Schießen anbelangt, lege ich mich nicht mit meinen Frauen an“, kontert Urban Britzius spitzbübisch. Schließlich habe seine Tochter den Jagdschein gemacht und seine Frau startete bei den deutschen Meisterschaften im Luftdruckgewehr. Derweil haben beide auch ihre Böllerberechtigung, können laden und schießen. „Zumeist überlassen wir das aber den Männern. Für die ist das wie ein emotionales Hochgefühl, wenn es donnert, was ich nachvollziehen kann“, gesteht Jannette Britzius. „Das Hobby ist schon ansteckend.“ Auch Tochter Ulla blieb davon nicht verschont. „Wenn die Eltern dafür brennen, dann ist man einfach mit dabei.“ Ihr Freund Marcel ist bereits auf dem besten Weg, ein Kanonier zu werden.
Auch dieses Mal haben sich wieder Böllerabteilungen benachbarter und befreundeter Schützenvereine zur Herbstböllerei eingefunden, natürlich mit Kanone und Handböllern. Die weiteste Anreise hatte Manfred Martens. Er kam aus Ebendorf (Barleben). Natürlich mit Kanone. Von Hause aus gehört er einer Stellmacherdynastie an, die bis ins Jahr 1860 zurückreicht, erzählt er. So kam nicht er zu den Kanonen, sondern diese zu ihm. Es fehlten ihnen die Lafetten, die er baute. Die erste Böllersalve ließ am Samstag notgedrungen aber etwas auf sich warten. Der Grund: Es regnete in Strömen. „Die Kanonen können schon abgefeuert werden, wir müssen nur darauf achten, dass das Pulver nicht nass wird“, so der Gastgeber. Bei den Vorderladerwaffen mit Steinschloss, die es so um 1820 gab, hieß es dagegen nicht umsonst: Bei Regen findet der Krieg im Saal statt.“
Dann endlich hieß es auch in Eldenburg: Feuer frei! Ein Donnerwetter machte sich über dem Sportplatz breit. Ja, das Hobby sei schon außergewöhnlich, gesteht Urban Britzius, „aber wir sind alles andere als verrückt. Denn hier muss man sich äußerst verantwortungsbewusst verhalten. Schließlich wird mit Schwarzpulver hantiert.“ So gilt auch das Sprengstoff- und nicht das Waffenrecht, muss man eine entsprechende Genehmigung haben. „Ich würde daher eher sagen, ich habe eine pyromanische Ader. Es rumst, stinkt und macht einfach Spaß“.