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Unklare Spurenlage Hat der Wolf Perleberger Gebiet erreicht?

Von Doris Ritzka | 10.05.2017, 21:00 Uhr

Rehwild gerissen: Experten sind sich noch unsicher, eine DNA-Probe soll Gewissheit bringen

War es ein Wolf oder war es ein Hund, von dem ein Reh jetzt auch im Perleberger Bereich gerissen wurde? Das ist die Gretchenfrage, die den Perleberger Jagdverband beschäftigt und eine DNA-Probe nun klären soll.

Wie Udo Becker, stellvertretender Vorsitzender des Jagdverbandes, berichtet, beobachtete ein Jäger diesen Vorfall an einem Wegesrand unweit von Perleberg. Er machte ordentlich Lärm, worauf der vermeintliche Wolf von dem Kadaver abließ und verschwand. In seinen Augen handelte es sich um einen solchen.

„Doch nicht immer hat sich so eine Beobachtung auch als richtig erwiesen, war es am Ende doch ein wildernder Hund, der das Tier gerissen hat“, fügt Udo Becker an. Besagter Jäger informierte umgehend den Jagdverband und dieser den Wolfsbeauftragten Uwe Roese. Der machte sich selbst ein Bild, nahm eine DNA-Probe, die eingeschickt wurde. Das Ergebnis werde allerdings etwas dauern, räumte er ein.

Einiges spreche dagegen, dass ein Wolf sich hier über das Reh hergemacht habe, aber einiges eben dafür, ergänzt Udo Becker. Bis zu 70 Kilometer legen Wölfe in der Nacht auf ihrer Wanderschaft zurück. Zudem werden im Frühjahr ein- bzw. zweijährige Tiere aus dem Rudel gedrängt oder verlassen es, um selbst ein Rudel zu gründen, oder aber sie begeben sich fortan eigenständig auf Nahrungssuche. „Um so ein Tier könnte es sich unter Umständen handeln“, mutmaßt Udo Becker, der zugleich auch zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit im Perleberger Jagdverband ist.

„Menschen sind von Wölfen bei uns noch nicht angegriffen worden. Jedenfalls ist mir kein derartiger Vorfall bekannt“, ergänzt Becker. Treffe man aber auf einen Wolf, sollte man stehen bleiben und Krach machen, um das Tier so zu verscheuchen. Problematischer könne es bei Hunden werden. Sie werden vom Wolf als Konkurrenz angesehen. Insofern sollten Hunde unbedingt angeleint sein, wenn man mit ihnen durch die Natur streife.

Marco Radloff, Vorsitzender des Jagdverbandes, räumt ein, dass das für Jäger aber relativ schwierig sei. „Unsere Hunde laufen im Jagdbetrieb frei. So kann ein Jagdhund schon zu Schaden kommen.“

Man müsse aufmerksam sein, aber es gebe keinen Grund zur Panikmache, betont Becker ausdrücklich. Die Landwirte seien sowieso auf der Hut. Wichtig ist, umgehend den Jagdverband zu informieren, wenn man dererlei Beobachtung mache. „Wir müssen binnen von 24 Stunden den Kadaver untersuchen, um festzustellen, ob es ein Wolfsriss war oder nicht.“

Das ganze Jahr über hat die Agrargenossenschaft Quitzow Mutterkühe auf der Weide. „Bis jetzt haben wir noch keinen Wolf beobachtet. Auch die Tiere selbst verhalten sic h bis dato wie immer, stehen ruhig“, ist von Edwin Grönboldt, Vorsitzender der Agrargenossenschaft zu erfahren.

Doch selbst Schutzmaßnahmen haben ihre Grenzen, gibt Marco Radloff zu bedenken. Nämlich dann, wenn sie zum Nachteil anderen Tierarten werden. Immer höhere Schutzzäune in der Landwirtschaft schränken auch den Lebensraum der Tiere ein, die bisher eine Symbiose mit der Weidetierhaltung bilden, erklärt Radloff.