Forderung: Mit 30 km/h durchs Dorf, solange die Landesstraße Umleitungsstrecke für die Bauarbeiten an der B 5 ist
Gestern 15.45 Uhr: Für 15 Minuten geht nichts mehr auf der L 10. Die Groß Buchholzer haben die Straße in Beschlag genommen, die Polizei sichert die angemeldete Aktion. Unterstützung kommt auch seitens der Stadt. Im Auftrag der Bürgermeisterin nimmt Bauamtsleiter Hagen Boddin an der Blockade teil.
Auf Transparenten ist zu lesen: Wir fordern 30 km/h. Denn seit in Glövzin und Premslin die Fahrbahndecke erneuert, die B5 hier komplett gesperrt ist, wird der gesamte Verkehr Richtung Perleberg über Reetz und Groß Buchholz umgeleitet. „Schon ohne Baustelle sind es täglich durchschnittlich gut 2000 Fahrzeuge, die durch unser Dorf rollen. Das ergab Ende September eine Zählung“, macht Ortsvorsteherin Nadja Schwark deutlich. Mit der Baustelle dürften es gut 6000 täglich mehr sein, denn so viele wurden auf der B 5 registriert. Allerdings liege das schon einige Jahre zurück, der Verkehr ist seither eher mehr geworden.
Ob Pkw, Laster oder Sattelzug, alles kommt gegenwärtig durch Groß Buchholz, „fährt faktisch mitten durch unser Dorf“, ergänzt die Ortsvorsteherin. Denn die L 10 trennt das Örtchen. Und auf dieser Landesstraße werde alles andere als vorschriftsmäßig gefahren.
Joachim Jahrow, Chef der örtlichen Feuerwehr, weiß wovon er spricht. Ohnehin seien hier 60 km/h erlaubt, was bei den Groß Buchholzer kaum auf Verständnis stößt. Nicht zuletzt, weil der Schulbus hier hält. „Wir müssen ein- und aussteigen, über die Straße mit dem vielen Verkehr“, so die elfjährige Isabel. Zudem darf in diesem Bereich nach Herzenslust überholt werden, warnen Eltern.
„Wir sind froh, dass unser Dorf Nachwuchs hat und es werden immer mehr Kinder“, betont Nadja Schwark und überschlägt: 14 Kinder und das sind nur die, die mit dem Schulbus fahren, bei 140 Einwohnern. Das ist beachtlich.
Die Reaktionen der Lkw- und Autofahrer, die unfreiwillig eine Zwangspause einlegen müssen, ist unterschiedlich. Eine junge Mutter zeigt wenig Verständnis. Sie müsse schließlich ihre Tochter vom Kindergarten abholen. Ein Pkw-Fahrer hingegen gibt sich solidarisch mit den Groß Buchholzern. Die Umleitungsstrecke sei allein schon eine Zumutung, vor allem bei Reetz. Was die Leute hier in Groß Buchholz täglich ertragen müssen, das gehe eigentlich gar nicht.
Seit Jahren – „wir wissen schon nicht mehr wie lange“, gesteht die Ortsvorsteherin, kämpft Groß Buchholz für 50 km/h und ein Überholverbot. Denn selbst an die 60 km/h halten sich die wenigsten. Mit 70 sei der Durchschnitt unterwegs, auch das ergab die Messung.
Beim Landesbetrieb für Straßenwesen, dem Eigentümer, stieß man bisher auf kein Gehör. Auch jetzt scheint man dort andere Sorgen zu haben, denn es reicht nicht einmal dafür, die Schreiben der Groß Buchholzer zu beantworten bzw. auf Telefonate zu reagieren. Bis jetzt hatten sie noch die Hoffnung, dass die Kyritzer sich regen. „Darum haben wir auch bis jetzt mit unserer Blockade gewartet“, so Nadja Schwark. Doch es tut sich nichts. „Wir haben das Gefühl, dass man uns und unser Anliegen gar nicht ernst nimmt.“
Das Argument kein Unfallschwerpunkt, sei wenig überzeugend, angesichts der Blechlawine, die hier täglich mit beachtlicher Geschwindigkeit ihren Weg durchs Dorf nimmt. „Muss denn erst was passieren?“ Dass es nicht dazu kommt, darum sind sie gestern auf die Straße gegangen in der Hoffnung, man hat das nun endlich auch in Kyritz mitbekommen. „Ansonsten werden wir abermals die Straße sperren, aber dann nicht nur für 15 Minuten“, so die Groß Buchholzer.